Vom Bonsaivirus infiziert

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Fellmann
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Vom Bonsaivirus infiziert

Beitrag von Fellmann »

Ich lese hier schon eine Weile mit, weil mich das o.g. Virus voll erwischt hat. :D

Am Anfang habe ich den "gleichen Fehler" wie viele Neulinge begangen und mich mit "Baumarkt-Bonsais" eingedeckt. Nach ein paar Wochen ging es ihnen aber immer schlechter. Nun, nach intensiver Beschäftigung mit dem Thema habe ich nun alle Bäume in eine vernünftige Substratmischung umgetopft und auch mit Draht befestigt. Der betonharte Baumarkt-Lehm-Klumpen in dem sie standen, ließ ein Gießen nicht mehr zu. Das Wasser wurde nicht mehr aufgenommen. Bei einem Workshop habe ich auch viel gelernt und konnte Fehler beseitigen. Nun hoffe ich auf ein langes Leben meiner Schützlinge.

Folgende Schützlinge pflege ich:
chin. Ulme
Ficus
2x Steineibe
taiw. Buchsbaum
Olive (ehemalige Topfpflanze)
Muschelzypresse (Baumschulpflanze)
Rotbuche (yamadori)

Momentan stehen noch alle, bis auf die Zypresse und die Rotbuche auf dem Fensterbrett (Südseite) im Wohnzimmer, kommen aber später, bis auf den Ficus, auf den Balkon (Südseite). Die Rotbuche und die Zypresse stehen im Hochbeet auf dem Balkon.

Ich freue mich an meinem neuen Hobby und hoffe hier Begleitung zu finden.

Beste Grüße
Fellmann

P.S. Seit dem Entdecken dieses faszinierenden Hobbies, sehe ich Bäume mit ganz anderen Augen. Jeder Spaziergang wird nun zu einem ganz neuen Erlebnis... :D :shock: :)
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Thomas
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Re: Vom Bonsaivirus infiziert

Beitrag von Thomas »

Hallo und willkommen im Forum!
Dein Werdegang in Sachen Bonsai ist so wie er idealerweise laufen sollte.
Es beginnt nicht selten mit Material vom Baumarkt, was an sich nichts schlechtes ist, wenn
man die Grenzen kennt.
Chinaulmen zählen noch heute zu meinen Lieblingsaren, man muss se nur draußen halten.
Der Sprung ins freiland ist der entscheidende Schritt, den man gehen muss.
Der zweite Schritt ist der Kontakt zur Szene bzw. praktischer Input, also Workshops, Ausstellungen etc.
Ja und die Natur ist ganz wichtig als Inspiration.
Ich komme aus der Sächsischen Schweiz http://home.arcor.de/pallmers.home/SSchweiz.html,
wo die Natur Bäume formt, wie man sie selten sieht.

Wichtig gerade in der Phase- und ich weiß wovon ich rede- sollte man sich zügeln, alles was einen hölzernen Stamm und paar Zweige hat, verbonsaien zu wollen. Man verzettelt sich damit.
Ein Großteil dieses Einsteiger-Sammelsuriums steht jetzt bei mir im Garten bzw.wurde verschenkt und wurde durch brauchbares Material ersetzt.
twotower
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Re: Vom Bonsaivirus infiziert

Beitrag von twotower »

Hallo,

ich bin auch erst seit wenigen Jahren infiziert und habe dabei folgende, sehr einfache Grundregeln für MICH entdeckt oder entwickelt.

"Ein schöner Bonsaibaum lebt immer von Alter, klingt trivial, muss ich mir aber immer wieder bewusst machen. Alles unter 20 Jahre stellt mich nicht zufrieden."

Man kann zwar mit der Anzucht aus Samen und Stecklingen beschäftigen, lernt dadurch sehr gut, wie Pflanzen wachsen und was sie generell wann benötigen, hat vielleicht mal eine seltene Sorte gezogen oder hat was für den Garten, aber: Bonsai werden das nie.

Man kann sich auch Baumschulmaterial besorgen, daran diverse Schnitttechniken, Drahten und Topfen üben, vielleicht findet man auch ganz selten mal was mit einem tollen Ansatz und Nebari und kriegt nach 10 Jahren vielleicht mal einen hübschen Shohin hin, aber: Bonsai werden das nie.

Man kann sich natürlich auch mal im Baumarkt eine typische S-Ulme, Ficus oder sonstigen Indoor besorgen, sieht nett aus, man kann sehr gut die Pflege üben, aber: so richtig schön finde ich die eher selten.

Dann kann man natürlich durch Berge kraxeln und schon reife Yamadoris sammeln, daraus bekommt man zwar wirklich in wenigen Jahren richtig tolle Bonsai hin, klettern ist mir aber eher zu anstrengend und von der Pflege her ist das für den Anfänger wohl kaum geeignet.

Also bleibt mir nicht anderes übrig, als schon gutes Bonsaimaterial beim Händler zu kaufen, mindestens 12 Jahre, besser etwas mehr. Lieber älter und besser, dafür dann halt je nach Geldbeutel nur wenige.
Denn: das werden dann zu Lebzeiten noch richtige Bonsai ...
Grüße, TwoTower
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Fellmann
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Re: Vom Bonsaivirus infiziert

Beitrag von Fellmann »

Vielen Dank für eure Antworten.

Ja, so ein Bonsai vom Händler, der 12 Jahre oder mehr hinter sich hat wäre natürlich schon eine feine Sache. Der ist dann natürlich nicht ganz billig. Wenn ich den vermurkse, ist der Ärger groß. Ich sammele jetzt erst einmal Erfahrungen mit meinen Bäumchen und halte nach „Schnäppchen“ Ausschau…

Ich bin wirklich erstaunt! Am Samstag habe ich meine Bäumchen umgetopft und das neue Substrat (Hausmischung für Indoors aus Akadama, Lavasplit und Kokosfasern) ist immer noch feucht. Es scheint eine enorme Speicherfähigkeit zu haben. Kein Vergleich zum vorherigen Lehmklumpen! Bisher hat auch noch keiner der Bäumchen gezickt, also wirft Blätter ab oder so. Wann kann ich denn frühestens sehen, ob sie durchkommen? Einige hatten es nämlich wirklich schwer, also haben neben der neuen „Erde“ auch einen Wurzel- und Kronenschnitt hinter sich und wurden teilweise gedrahtet. Vielleicht war das ein Anfängerfehler? Jedenfalls hoffe ich, dass sie alle durchkommen.

Mal sehen, ob ich sie euch bald mal zeigen kann. Momentan gehe ich morgens im Dunkeln aus dem Haus und komme im Dunkeln erst wieder zurück. Und ein Bild mit Blitz gegen die Fensterscheibe, möchte ich euch nicht zumuten… 

Besten Gruß
Fellmann
twotower
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Re: Vom Bonsaivirus infiziert

Beitrag von twotower »

Hallo,
Fellmann hat geschrieben:Ja, so ein Bonsai vom Händler, der 12 Jahre oder mehr hinter sich hat wäre natürlich schon eine feine Sache. Der ist dann natürlich nicht ganz billig. Wenn ich den vermurkse, ist der Ärger groß. Ich sammele jetzt erst einmal Erfahrungen mit meinen Bäumchen und halte nach „Schnäppchen“ Ausschau…
Ja, das ist sehr vernünftig.
Bevor ich mir einen teureren Baum beim Händler gekauft hab, hab ich mir immer von der gleichen Sorte einen oder zwei "Experimentierbäume" billig im Gartenmarkt besorgt und mit denen eine Vegetationsperiode rumgespielt.
Das vermeidet viele Fehler und man lernt erstaunlich schnell.
Z.B. wollte ich mir irgendwann einmal einen Wacholder zulegen, habe im letzten Herbst zwei billige gekauft. Das Drahten eines Wacholders muss man einfach üben. Den ersten hab ich ziemlich vergurkst, der kommt jetzt in den Garten und darf wachsen, der zweite ist schonmal nicht so schlecht geworden, den pflege ich jetzt noch ein Jahr und wenns klappt, kauf ich mir einen vernünftigen.
Fellmann hat geschrieben: also wirft Blätter ab oder so. Wann kann ich denn frühestens sehen, ob sie durchkommen?
Nach einem Jahr :D
Selbst wenn noch ein paar Blättchen bei Indoors fallen, muss das nichts heissen. Umtopfen ist immer Stress. Also in Ruhe lassen, sorgsam giessen, schön sonnig stellen und im Sommer raus in den Garten.
Alarmierend ist nur, wenns mehr wird oder nicht aufhört, dann ist irgendwas anderes grundlegend falsch.
Fellmann hat geschrieben: Einige hatten es nämlich wirklich schwer, also haben neben der neuen „Erde“ auch einen Wurzel- und Kronenschnitt hinter sich und wurden teilweise gedrahtet. Vielleicht war das ein Anfängerfehler?
Naja, wird man sehen. Ich meine immer, dass man den Bäumen nicht zu viel auf einmal zumuten sollte. Sonst hast du auch den Rest des Jahres nichts mehr dran zu tun, wäre doch langweilig.

Alles hat seine Zeit und Bonsai ist kein Wettrennen ...
Grüße, TwoTower
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Thomas
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Re: Vom Bonsaivirus infiziert

Beitrag von Thomas »

twotower hat geschrieben: Man kann sich auch Baumschulmaterial besorgen, ..., aber: Bonsai werden das nie.
Die Meinung teile ich nicht. Man muss nur in die richtigen Baumschulen gehen und
einen Blick fürs Material entwickeln.

Schuppige Wacholder gehen z.B. immer
http://bonsaiforum.de/viewtopic.php?f=10&t=2726
http://home.arcor.de/pallmers.home/116W ... ml#Galerie
Auch Fichten
http://home.arcor.de/pallmers.home/91Fi ... ml#Galerie
Gingko
http://home.arcor.de/pallmers.home/38Gi ... ml#Galerie
.....
50% meiner Bäume sind aus Baumschulware gestaltet, 30% Yamadori (u.a. aus dem eigenen Garten oder dem von Nachbarn ...), Nur 20 % ist im Bonsaihandel gekaufte Ware.

Das mit den 20 Jahren würde ich unterschreiben wenn man den Durchschnitt ansetzt.
Blütenbäume (Apfel, Birne, Kirsche, ) und schnell wachsende Arten (Linde, heimische Ahorne, Lärche) können durchaus jünger sein.
Eichen, Eiben, Kiefern sind mit 20 Jahren noch noch fast zu jung.
twotower
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Re: Vom Bonsaivirus infiziert

Beitrag von twotower »

Hallo Thomas,
Thomas hat geschrieben: Die Meinung teile ich nicht. Man muss nur in die richtigen Baumschulen gehen und
einen Blick fürs Material entwickeln.
Das war auch ein bisschen überspitzt von mir :wink:
Thomas hat geschrieben: 50% meiner Bäume sind aus Baumschulware gestaltet
Die hast du aber auch schon wohl alle seit 5-10 Jahren in Arbeit.
Ein Anfänger schafft das bestimmt nicht so gut und schnell.
Thomas hat geschrieben: Das mit den 20 Jahren würde ich unterschreiben wenn man den Durchschnitt ansetzt.
Blütenbäume (Apfel, Birne, Kirsche, ) und schnell wachsende Arten (Linde, heimische Ahorne, Lärche) können durchaus jünger sein.
Eichen, Eiben, Kiefern sind mit 20 Jahren noch noch fast zu jung.
Ja, das war als "ca"-Angabe gemeint und unterscheidet sich natürlich sich von Baum zu Baum.

Ich wollte nur klarstellen, das z.B. ein 2-jähriger Baumschulahornbusch nicht in einem Jahr zu einem Bonsai werden kann.
Diese Illusion sollte man bei Anfängern gar nicht aufkommen lassen, ich sag mir das immer wieder, wenn ich in der Baumschule wieder vor irgendeiner Pflanze stehe.
Ich wunder mich immer, was hier teilweise gezeigt wird, und das da wirklich jemand die ganz ernst gemeinte Hoffnung hat, das daraus was werden kann. Das mögen ja oft schöne Pflanzen sein, die sich im Garten gut machen, die mögen auch zum Üben gut sein, aber aus vielen wird nie ein ordentlicher Bonsai werden.

Andererseits habe ich letztens mal eine grosse, ca. 3-jährige Weigelie in einer Baumschule gefunden, die so ein schönen und dicken Ansatz hat, dass die vielleicht in nur 3 Jahren zu einem kleinen Shohin wird, aber das ist dann eher Glück oder Zufall.
Grüße, TwoTower
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Niva
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Re: Vom Bonsaivirus infiziert

Beitrag von Niva »

Twotower, ich glaube es ist einfach sehr wichtig für Bonsai-Neulinge die Augen offen zu halten und Bäume wahrzunehmen - wie Fellmann schon schrieb.
Wie sind die Proportionen von Bäumen, wie ist ihr Ausdruck, welche Atmosphäre verbreiten sie, an was für Orten stehen sie. - Sich dabei aber auch gewahr zu werden, wie lange es braucht, bis aus diesen Bäumen das wurde, was sie nun sind.
Beeindruckende Solitäre entstehen halt nicht in 5 Jahren in einer kleinen Schale. Die brauchen oft mehrere hundert Jahre und viele äußere Einflüsse um zu dem zu werden was sie sind, und was sie so faszinierend für uns macht.
In der Bonsaiwelt kann man diese Entwicklung beschleunigen (wenn man sein Handwerk versteht), aber dennoch braucht es Zeit.

Ich glaube an das Potential von Baumschulware. Ich denke bloß, dass Zeit dabei ein riesiger Faktor ist. In mehreren Jahrzehnten kann bei richtiger Pflege aus fast jedem Bäumchen etwas großartiges werden. Aber gerade ungeduldige Neulinge brauchen dann halt anderes Material, greifen trotzdem schnell zur Baumschulware, weil sie günstiger ist, erkennen aber nicht immer, welcher Baum Potential hat und welcher nicht, und unterschätzen auch die Zeit die es brauchen wird, bis der Baum gereift ist. - Ich kann mich selbst manchmal auch nur schwer beherrschen ;)

Vielen Dank euch dreien für das ausführliche Gespräch. Hier (und in anderen derzeitigen Anfängerthemen) mitzulesen macht viel Spaß, ist informativ und verdeutlicht mir auch nochmal einige eigene Gedankengänge, die vorher eher ungreifbar in mir herumschwirrten.
Fellmann
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Re: Vom Bonsaivirus infiziert

Beitrag von Fellmann »

Vielen Dank für eure Geduld und eure helfenden Antworten.

Ich hoffe, ich mache jetzt kein riesen Fass auf, aber ich muss das einfach mal fragen.

Vor kurzem las ich im Forum des Deutschland Clubs der Bonsaianer einen langen Thread von Walter Pall zum Thema gießen und düngen. Dieser Thread hat mich ganz schön durcheinander gebracht. Mir wurde am Wochenende im Workshop wirklich eindringlich gesagt, dass nach dem umtopfen mindestens drei, besser bis zu sechs Wochen nicht gedüngt werden darf. Uns wurde vom Bonsailehrer erklärt, wie die Verbrennung der Wurzeln passiert und wie eine Wurzel überhaupt funktioniert. Das klang alles richtig und gut. Jetzt lese ich den Thread von Walter Pall und der düngt volle Kanne mit der sechsfachen Dosis. Seine Erklärungen dazu finde ich auch logisch und nachvollziehbar. Da habe ich jetzt das Dilemma. Beide Erklärungen stehen sich unvereinbar gegenüber und beide sind noch dazu logisch und klingen richtig. Was nun? Herr Pall sagt, direkt nach dem umtopfen extra stark düngen, der Bonsailehrer, sagt das absolute Gegenteil. Herr Pall sagt, die dreifache Menge Dünger der Packungsangabe jede Woche, der Bonsailehrer sagt exakt an die Verpackungshinweise halten und alle zwei Wochen.

Ihr versteht mein Anliegen? Mich als Neuling verwirrt das total. Bisher habe ich meine Bäumchen, bis auf etwas Ledergranulat noch gar nicht gedüngt. Entweder war das richtig oder völlig verkehrt. Den Umweltaspekt möchte ich jetzt bei Herrn Palls Methode nicht bewerten.

Ich denke die Wahrheit „sagen“ mir meine Bäume mit der Zeit. Nur der Gedanke ihnen eventuell gerade etwas vorzuenthalten...

ratlose Grüße
Fellmann
twotower
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Re: Vom Bonsaivirus infiziert

Beitrag von twotower »

Hallo,
Fellmann hat geschrieben:Ich denke die Wahrheit „sagen“ mir meine Bäume mit der Zeit.
Genau das ist meiner Meinung nach die richtige Einstellung.

Es gibt viele Wege etwas zu erreichen, gerade beim Substrat hat jeder eigene Erfahrungen und Anforderungen.

Walters Methoden funktionieren definitiv, ist von genügend anderen belegt worden. Sie müssen aber extrem konsequent durchgezogen werden, darauf weisst er auch immer wieder hin.
Seine Methoden sind darauf ausgerichtet extrem viel Zuwachs zu erreichen.

Aber gerade die Konsequenz ist für Anfänger (glaub ich) eher schwer durchzuhalten. Da vergisst man mal das Giessen für einen Tag, da scheint mal sehr viel Sonne, man kriegt die perfekte Mischung nicht hin, hat nicht gut gesiebt, nicht die richtige Körnung bekommen und hat keine Ahnungen von den sonstigen Zusatzstoffen, die die Bäume ab und zu brauchen oder bemerkt kleine Veränderungen an den Bäumen nicht schnell genug.
Walter ist einer der besten Bonsaianer und macht das seit Jahrzenten und hat auch Mitarbeiter und Freunde, die jedes Detail rechtzeitig erkennen können.

Ich hatte letztes Jahr 2 Bäume in Walters Substrat umgetopf um es mal für mich auszuprobieren.
Einer ist mir eingegangen, weil ich an einem wirklich heissen Tag eben nicht 3x am Tag gegossen habe, der ist mir innerhalb von nur 4 Stunden vertrocknet. Der zweite (ein Ahorn) hat einen Hitzeschock bekommen und alles Laub verloren, treibt dieses Jahr aber wieder aus (nachdem ich ihn direkt im Garten an einem schattigen Plätzchen eingebuddelt habe).
Aber wenn ich noch ein paar Wachtunsperioden mehr Erfahrungen habe, wechsel ich bestimmt auch komplett zu modernem Substrat.

Ich will hier in keinster Weise behaupten, dass Walters Methoden nicht funktionieren, aber man sollte wohl schon lange Jahre Erfahrungen gesammelt haben, um damit gut umgehen zu können. Oder zumindestens täglich seine Bäume begucken können ...

Die Methoden, die du im Workshop gelernt hast, sind deshalb nicht weniger richtig. Wenn du einfach das dort gelernte an deinen Bäumen durchziehst, wird es ihnen bestimmt gut gehen (bekommst aber eben nicht den von Walter gewünschten Maximalzuwachs), dafür nehmen dir die Bäume aber eben kleine Fehler auch nicht sofort krumm.
Ansonsten würder der Workshop-Leiter ja seinen Ruf riskieren.
Die Pflegeanleitungen von Bonsaihändlern sind ja auch zumeist klassisch ausgerichtet und Rohlinge werden auch in klassischen Substrat und sogar normaler Erde geliefert. Warum ? Weil die sich nicht die Schuld geben lassen wollen, weil die die Bäume auch versenden müssen und sich nicht um jeden Baum einzeln kümmern können.

Meine Kleinen lass ich aber z.B. im klassischen Substrat, zumeist sogar auch in einer Mischung mit Humusanteil, bleibt einfach länger feucht und ich muss nicht so genau übers Düngen Buch führen, da muss ich im Sommer maximal 2x giessen, dass passt zu mir.
Was natürlich keinerlei Empfehlung sein kann, dafür bin ich auch noch zu kurz dabei ...

Also mein Tipp: vorsichtig anfangen, viel lernen, ein bisschen was ausprobieren, weiter lernen und dann voll durchstarten :lol:
Grüße, TwoTower
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Thomas
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Re: Vom Bonsaivirus infiziert

Beitrag von Thomas »

Gehe zu Vorträgen bei drei Bonsailehrern und Du hörst drei verscheidene Meinungen und jeder hat Recht.
Bonsaikultivierung ist ein recht komplexes Geschehen und die Komponenten stehen alle im Zusammenhang bzw. müssen aufeinander abestimmt sein (Substrat, Gießverhalten, Standort)

Wenn z.b. W.P in seinem Beitrag von aggresiver Düngung spricht, so mag das für seine Form der Kultivierung, z.B. sein Substrat (rein anorganisch , extrem durchlässig wenig Wasserhaltevermögen) , was er einsetzt und die Arten (z.B. Kiefern), die er kultivert angemessen sein, nehme ich andere Arten her (Laubarten) mit anderem Substrat (Akadama ; Boncoco..) sieht das ganz anders aus.

Das dumme ist nur , dass manch Referent seine Methode für den einzig richtigen Weg, ja den Stein der Weisen hält und mitunter zu Übertreibung bw. Überspitzung neigt.

Wenn ich vor dem Düngen gründlch wässere und kontinuierlich mit jedem Gießen mit entsprechend verdünntem Flüssigdünger gieße , verbrennt in der Regel nichts.
Ummitelbar nach dem Topfen mach allerdings auch Düngen wenig Sinn .
Wiederum gibt es Arten, die hohe Salzkonzentrationen nicht tolerieren (Hainbuche). Die dünge ich dann eher organisch.

Ansonsten muss jeder den für sich optimalen Weg finden.
Bin ich berufstätig und evtl. auch öfter mal einen Tag nicht zu Hause, dann muss ich meine Kulltivierung, also etwa Art des Substrats daran anpassen.
Da kann ich meine Bäume nicht in blanken Blähschiefer setzen , wo ich im Hochsommer zweimal täglich gießen muss sondern brauche ein Substrat mit entsprechend Wasserhaltevermögen (z.b. Anteil Kokoserde).

Da muss halt auch jeder seine eigenen Erfahrungen sammeln und sich zu Anfang mehr an die allgemeinen Standardgeschichten halten.
Von den Extremen, die sowieso in der Szene kontrovers diskutiert werden, lieber fernhalten!
Fellmann
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Re: Vom Bonsaivirus infiziert

Beitrag von Fellmann »

Guten Abend,

jetzt kommen die ersten Bilder.

Als erstes habe ich eine Frage zu den Bäumchen, die in meinem Wohnzimmer stehen (Fenster Südseite). Stellvertretend habe ich hier die Olive fotografiert. Das Substrat fängt an zu schimmeln. Ich gieße erst, wenn es oberflächlich trocken geworden ist, ca. jeden zweiten Tag. Is der Schimmel in Ordnung oder soll ich dagegen etwas tun und wenn ja was?

Nun der Schnitt der Olive. Sie ist so dicht bewachsen, dass ich keine rechten Plan habe.

Als nächstes seht ihr meine drei Rosen. Eine habe ich bereits in eine Schale getopft, die anderen beiden sind noch im Topf der Baumschule. Ich habe vor sie am Wochenende zu beschneiden. Habt ihr hier Tips? Ich denke ich werde überhalb der jeweiligen Verdickungen höchstens drei Äste stehen lassen. Den Schnitt plane ich je nach Richtung der Knospen nach der zweiten oder so. Is das so in Ordnung? Was denkt ihr über die "Bäumchen" ?

LG, Fellmann
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Rose 2
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Rose getopft oben
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Rose getopft links
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Rose getopft hinten
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Rose getopft vorn
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Olive seitlich
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Olive frontal
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Schimmel am Übergang Wurzeln zum Substrat
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Thomas
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Re: Vom Bonsaivirus infiziert

Beitrag von Thomas »

Hallo,
die gehören natürlich jetzt alle raus ins Freie.
Die Olive einfach mal säubern (Stammansatz) mit Wasser und Zahnbürste und alle toten Betandteile an Baum und Oberfläche entfernen.
Das ist natürlich auch ein Zeichen von zu feuchtem Stand und fehlender Luftzrkulation.
Rosen sind natürlich schon eine Herausforderung.
Das sollten natürlich möglichst Wildarten oder den Wildformen nahe Züchten sein (z.B. Rosa multiflora oder Rambler-Rosen).
Die Gefäße sind recht klein. Da musst Du im Sommer sehr gut aufpassen, denn die wollen immer vollsonnig und feucht stehen.
Fellmann
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Re: Vom Bonsaivirus infiziert

Beitrag von Fellmann »

Guten Morgen Thomas,

danke für deinen Rat. Das mit der Zahnbürste klingt gut. Das werde ich demnächst tun. Also gehört der Schimmel dort nicht hin? Ich hatte mal gelesen, dass Schimmel gut sei und zum Baum gehört. Da ich den aber auf fast allen meinen Bäumchen habe und das schon wenige Wochen nach dem Umtopfen ins neue Substrat (siehe oben), vermute ich, so ist nicht gemeint.

Vielleicht ist es untergegangen, aber die Rosen stehen nicht drin, sondern draußen und hier ging es eher um eine allgemeine Einschätzung.

Soll die Olive jetzt schon raus? Du schreibst, die gehören alle raus. Nachts wird es immer noch sehr kalt. Wie wir ja in diesem Thread bereits oben besprochen haben, kommen sowieso alle Bonsais, bis auf den Ficus nach draußen, sobald es dauerhaft über 10-12 Grad draußen sind. Momentan ist es Nachts immer noch nur knapp über Null...

Danke und besten Gruß
Fellmann
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Re: Vom Bonsaivirus infiziert

Beitrag von Thomas »

Dann warte halt noch bischen mit der Olive
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