Chin. Ulme zurückschneiden?

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Wreaker
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Chin. Ulme zurückschneiden?

Beitrag von Wreaker »

Hi Bonsai-Fans, ich bin seit zwei Tagen stolzer Bonsai Besitzer, und zwar habe ich eine Chinesische Ulme. Da ich diese richtig pflegen will und sie es richtig gut bei mir haben soll, lese ich grade ein Buch über Bonsais. Genau dazu habe ich jetzt eine Frage:

In dem Buch steht über die "beschneidung" des Baumes, dass ich meine Ulme auf zwei Blätter zurückschneiden soll. Nun weiß ich aber nicht, wo ich die Schwere ansetzen soll. Es gibt ja den Baumstamm, von dem ein paar dicke "Hauptäste" ausgehen. Von denen wiederrum zweigen dünne Äste ab. Soll ich an den dünnen Ästen immer wieder so abschneiden, dass nur zwei Blätter an dem dünnen Ast sind? Wenn ja, dann wären das ja einige gesunde grüne Blätter, die ab müssten. Liege ich da richtig?

Wenn ja, muss ich sonst noch was beachten? Z.B. wann ich diese Äste kürze?

Und eine Frage hätte ich noch: Behält mein Zimmerbonsai auch im jetzigen Winter seine Blätter oder fallen diese jetzt bald irgendwann aus? Wie lange "halten" die Blätter?

Hier nochmal ein Bild meiner Ulme, um sich orientieren zu können:
Bild

Vielen Dank schonmal im Vorraus

MfG,
Wreaker
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Hallo Wreaker,
über Chin. Ulme ist hier schon jede Menge geschrieben worden.
Sie ist eigentlich kein Indoor, wird aber bei uns als solche gehandelt, weil sie im Zimmer einigermaßen gut gedeiht.
Idealerweise wird sie das ganze Jahr über draußen gehalten und nur frostfrei überwintert. Jetzt hat sie normalerweise Ruhezeit, d.h. sie wird kühl gestellt bei max. 15°C, idealerweise 5-10°C. Je wärmer sie steht, desto heller sollte sie stehen. Sie wird gerade feucht (nicht naß) gehalten und nicht gedüngt. Alles was temperaturmäßig im Winter darüber liegt, führt dazu, daß die Ulme austreibt, aber die Triebe vergeilen, dh. sie werden lang und dünn und verholzen i.d.R. nicht und sterben oft ab.
Während der Winterruhe ist Blattfall normal, allerdings verliert die Chin. Ulme auch bei kalter Überwinterung nie die Blätter vollständig.
Schneiden würde ich jetzt nicht, sondern erst mal sehen, daß der Baum sich ans neue Klima gewöhnt und gut über den Winter kommt.
Dann mach dir erst mal Gedanken, wie Du den Baum gestalten willst.
Evtl. machst Du noch mal ein paar aussagekräftigere Bilder, da kanst Du Dir hier paar Vorschläge einholen.
Wenn das dann klar ist , kannst Du zur Schere greifen.
Also jetzt erst mal den Baum in Ruhe lassen, die meisten Einsteigerbäume werden nämlich kaputtgepflegt, weil man am Anfang immer den Schneide-Dünge- und Gießedrang hat..
Wreaker
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Beitrag von Wreaker »

Vielen Dank Thomas, du hast mir sehr geholfen!
Deinen Rat werde ich jetzt erstmal befolgen und ihn in ruhe lassen.

Hab grade auf mrd einen Beitrag im Tv gesehen, wo jemand einen großen Bonsai richtig schnell geschnitten hat. Ruck zuck, scheinbar für die Form. Sollte man wenn man schneidet nur vom äußeren ausgehen, oder muss man was bei den Ästen beachten. Das hat mich jetzt gewundert :D

Düngen habe ich mir gedacht werde ich alle zwei Wochen, stand in meinem Buch. Bislang habe ich das noch nicht getan. Wann würdest du mir dazu raten?

MfG,
Wreaker
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Zum Schneiden:
Es gibt Grundformen und grundlegende Gestaltungsregeln, über die man sich belesen sollte.
Die schnelle Form, um zu einem Bonsai zu kommen ist die Reduktion größerer Bäume. Dein Baum muß erst mal zulegen.
Ich sehe den ersten Baum als ersten Kontakt zur Materie, an die man sich mal rantasten muß, erste Erfahrungen zur Kultivierung sammelt und schaut, wie der Baum auf verschiedene Maßnahmen reagiert.
Richtig gestalterisch tätig zu werden, ist meiner Meinung nur mit Outdoors
befriedigend möglich. Den Schritt sollte man, will man es ernsthaft mit Bonsai aufnehmen irgendwann tun.
Beim Schnitt unterscheidet man den Grundschnitt- oder Gestaltungsschnitt, wo die Grundform festgelegt wird , vom Erhaltungsschnitt, wo der Baum nachdem die Grundgestaltung gemacht ist, in Form gehalten wird und die Verzweigung vervollkommnet wird.
Wie und wann geschnitten wird ist von Art zu Art unterschiedlich.
Größere Schnittmaßnahmen, also das Entfernen kompletter Äste macht man i.d.R. im zeitigen Frühjahr. Formschnitt bei der Ulme ist permanent notwendig, da der Baum permanent austreibt. Man läßt die Triebe auf 10-12 Blätter wachsen und schneidet auf 2 zurück.
Düngen macht nur Sinn, wenn der Baum ausgetrieben hat. in der Winteruhe würde ich nicht düngen. Ein Baum kann ganzlich ohne Dünger
lange leben, mit zuviel Dünger (Überdosierung) aber binnen kurzem das Zeitliche segnen.
An bei ein paar nützliche Links, die Du mal wirklich durcharbeiten solltest.
Das ist überhaupt für den Anfang wichtig, alle Infos aufzusaugen.
Einsteigertipps:
http://home.arcor.de/pallmers.home/Bonsai/Bonsai.htm
(meine HP)

Pflege der einzelnen Arten/Allgemeines:
http://www.yamadori-bonsai.de/c/05/05.htm
http://www.alt.bonsaiweb.de/Bonsai/Indoor/body_indoor.html

Allgemeine Tipps:
http://www.bonsai-garten-mueller.de/tipps.htm

Anbei mein erster Outdoor (nachdem ich mehrere Jahre rel. erfolglos mit Indoors hantiert hatte).
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fischpapa
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Beitrag von fischpapa »

Hi Thomas,

alle Achtung, der sieht ja richtig genial aus!
Bin zwar ein Laie, aber rein von meinem Empfinden her einfach spitze!

Wie groß ist denn der Ahorn, hast Du ihn selber aufgezogen?
Tschüssikowsky Norman
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Beitrag von Gast »

Nochmals vielen dank! Kann die Links sehr gut gebrauchen und werde diese jetzt erstmal durchlesen. Mit den Links hast du mir wirklich einen großen gefallen getan :)

Die Bäume von dir sehen super aus! Ich denke, besser geht es nicht! :wink:
Wreaker
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Beitrag von Wreaker »

Der "Gast" war natürlich ich. Obwohl ich den Autologin eingestellt habe, macht ers net ^^
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

fischpapa hat geschrieben:Wie groß ist denn der Ahorn, hast Du ihn selber aufgezogen?


Der ist ca 30cm hoch. Den habe ich so gekauft, wie er auf dem linken Bild aussieht, also Bonsairohware für damals (1997) 20 DM.
Es ist ein Feldahorn, eine der dankbarsten und problemlosesten Arten für draußen, ideal für Einsteiger weil er lehrbuchmäßig auf bestimmte Schnitt und Gestaltungsmaßnahmen wie pinzettieren und Blattschnitt reagiert, dazu völlig winterhart und wenig anfällig für Schädlinge ist.
Er verzeiht auch leichte Pflegefehler, ist prinzipiell nicht todzukriegen.
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