ich beschäftige mich schon eine ganze Weile theoretisch mit Bonsai, habe jedoch nie wirklich erfolgreich damit angefangen. Nun möchte ich dies ändern und habe mir schon etwas ausgeguckt, woran ich mich versuchen möchte.
Nun benötige ich jedoch fachkundige Hilfe, da ich mich an ein paar Gedanken aufhänge und offenbar Denkfehler habe, die ich nicht alleine lösen kann.
[b]Teil 1: Stammgestaltung[/b]
Ich habe etliche Anleitungen bezüglich der unterschiedlichsten Schritte gelesen und komme mit den meisten Erklärungen wunderbar zurecht. Lediglich bei der Stammgestaltung stehe ich felsenfest auf dem Schlauch.
Folgendes Problem:
Wenn ich, sagen wir mal einen streng aufrechten, Stamm gestalten will, lasse ich den Baum zunächst wachsen. Irgendwann erreicht der unterste Abschnitt die gewünschte Dicke und der Rest wird gekappt. Nun habe ich einen Baumstumpf, der rund um die Schnittfläche, wahrscheinlich jedoch etwas tiefer darunter, austreibt. Diese Triebe wachsen jedoch von Natur aus nicht in schnurgerader Verlängerung des Stamms, sondern seitlich versetzt aus seiner Seite heraus. Das Ziel ist selbstverständlich einen der Triebe auszusuchen und ihn so zu gestalten, dass er trotzdem in schnurgerader Verlängerung wächst.
Kurz gefragt: Wie?
Ich habe mir einmal erlaubt ein wenig zu malen um mein gedankliches Problem zu verdeutlichen. Angenommen ich biege den Trieb wie gezeigt über die Schnittfläche. An der rot markierten Stelle habe ich die Rinde des neuen Triebes, die irgendendwann durch Dickenwachstum die Schnittfläche zunächst berührt und dann Schrittweise "nach unten" in den Stamm zu wachsen versucht. Da dies nicht geht, denke ich mir, dass rund um die Schnittfläche irgendwann ein Wulst entsteht. Man kann den neuen Trieb ja nicht unbegrenzt eng biegen, da man ihn sonst brechen oder zumindest stark schädigen würde. Dies dürfte vor allem bei Arten mit sonst sehr glatter Rinde ein riesiger optischer Makel sein!? Die zweite Überlegung war den Stamm schräg zu kappen. Das würde die Biegung, die man in den neuen Haupttrieb bringen muss um ihn in Verlängerung des Stammes zu bringen zwar reduzieren, jedoch kann das nicht funktionieren, da der Baum an der höchsten und nicht an der tiefsten Stelle am Schnitt austreiben wird!? Außerdem wächst der neue Trieb ja zunächst seitlich heraus. Das bedeutet für mich, dass an der Stelle (grün markiert) immer eine "Beule" bleiben wird, auch wenn der Trieb zurück zur Stammmitte geführt wird. Zusätzlich ist der Gedanke: je dicker ich den Stamm haben will, desto größer ist der Unterschied zwischen dem gekappten Stamm und dem neuen Haupttrieb. Dies müsste das Problem noch weiter verstärken?


Nun würde ich gerne von euch wissen, wie das praktisch gelöst wird bzw. an welcher Stelle ich Denkfehler habe. Falls ihr eine Bilderserie von diesem Arbeitsablauf habt und wie sich der Stamm und der neue Haupttrieb in der Folgezeit entwickeln, wäre ich ebenfalls sehr dankbar. Ich nutze Google gerne und bin normalerweise gut darin Wortkombinationen zu erfinden, die die gewünschten Ergebnisse liefern - hier habe ich versagt.
Teil 2: Natürliche Gestaltung von Acer saccharum
Mein Wunschbaum für den geplanten Versuch ist ein Zuckerahorn. Vielleicht gibt es einfachere Arten, vielleicht nicht - ich weiß es nicht. Ich möchte jedoch an dieser Stelle auch nicht versehentlich eine Grundsatzdiskussion lostreten, ob ich mit genau diesem Baum anfangen sollte oder nicht!
Ich habe bereits gelesen, dass selbst gut gepflegte Bonsai etwas problematisch sind und sich weigern wirklich kleine Blätter zu bilden. Das stört mich in sofern nicht, als dass ich durchaus gerne einen relativ großen Baum mit 50 cm oder mehr gestalten würde. Ich bin bereits an dieser Stelle für Ratschläge bezüglich einer sinnvollen Größe dankbar, falls jemand Erfahrungen mit dieser Art hat. Im Internet gibt es nicht viele Informationen dazu - Acer saccharinum und vor allem Acer palmatum sind offensichtlich wesentlich beliebter.
Ich möchte den Baum vor allem entsprechend seiner natürlichen Wuchsform gestalten, anstatt ihn in eine beliebige Bonsai-Form zu "zwingen" (abgesehen davon, dass der Baum in jedem Fall in irgend eine Form gezwungen wird).
Ich habe mir viele Fotos angesehen und werde einfach nicht schlau daraus, wie dies sinnvoll umzusetzen wäre. Für mich sieht der natürliche Wuchs wie eine Kombination aus streng aufrechter und Besenform aus. Die Bäume haben einen sehr kurzen Stamm und verzweigen sich bereits in geringer Höhe sehr stark. Prinzipiell ähnelt der Wuchs, meinem subjektiven Empfinden nach, eher einer Besenform, jedoch bleibt auf ganzer Höhe ein Haupttrieb deutlich erkennbar - manchmal ab halber Höhe sogar zwei sehr ähnlich starke Haupttriebe. Dies passt letztlich zu keiner mir bekannten Bonsai Form. Wie würdet ihr den Baum gestalten, damit er sowohl mein persönliches Kriterium eines naturnahen Wuchses, als auch den Kriterien für einen guten Bonsai entspricht?
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So, nun hoffe ich, dass ich nicht viel zu viel geschrieben habe und, dass ihr lieben Leute mir etwas helfen könnt!
Schöne Grüße,
Pawel