Ist meine Mädchenkiefer zu retten? Bitte Hilfe!

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Kigosi
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Ist meine Mädchenkiefer zu retten? Bitte Hilfe!

Beitrag von Kigosi »

Hallo liebe Bonsai-Gemeinde,
ich habe ein grosses, vermutllich hausgemachtes, Problem und wäre für jeden Ratschlag dankbar:

Vor ungefähr fünf Jahren bekam ich, bonsaitechnisch völlig unbedarft, eine wunderschöne Mädchenkiefer geschenkt.
Ich hatte mächtig Respekt vor dem Baum, von dem man mir sagte, er sei ca. 25 Jahre alt, habe es aber irgendwie geschafft, ihn ziemlich unbeschadet durch mehrere warme Sommer und kalte Winter zu bringen. Die Kiefer ist sogar prima gewachsen, letztes Jahr habe ich sie von einem Experten (mir war die Sache zum Selbermachen zu heikel) umtopfen lassen. inkl. leichtem Wurzelschnitt, die Bonsaiwelt war in Ordnung.
Bis vor 3 Wochen. Innerhalb von Tagen wurden fast sämtliche Nadeln braun, der Baum sieht fürchterlich aus.
Ich habe keine Ahnung, was passiert ist, sehe aber nur 3 Möglichkeiten:
a) Anfang diesen Jahres hatte ich die Kiefer von ihrem alten Standort mitten auf dem Terrassen-Tisch aus optischen Gründen auf ein Podest an die Glas-Balustrade gestellt. Kann das Glas bei der Wahnsinns-Sonne diesen Sommer Verbrennungen verursacht haben, auch wenn es nur bis zur Häfte des Baumes ging?
b) Wassermangel, da ich nur von oben gegossen hab (regelmässig, wenn das Erdreich trocken war), hätte ich den Baum bei der Hitze tauchen müssen?
c) späte Nachwirkungen des eisigen Winters, ausgetrieben hat die Kleine nicht so richtig dieses Jahr.

Was mich aber vielmehr als das Warum interessiert, ist ob es noch irgendeine Chance gibt, den armen Baum zu retten.
Ich hab mir, in der Hoffnung auf einen Tipp (den Experten, der umgetopft hat, gibts nicht mehr), einen Stapel Bonsai-Literatur zugelegt, aber nirgenwo steht ein Wort, was in einem vergleichbaren Notfall zu tun ist. Soll ich umtopfen... oder dem Baum weiteren Stress ersparen... ? Ich bin völlig hilflos. Es tut einfach in der Seele weh, den Baum in diesem erbärmlichen Zustand zu sehen... Das Einzige, womit ich mir ein wenig Hoffnung mache ist, dass ein paar wenige Nadeln tapfer grün bleiben.

Es wäre toll, wenn jemand einen Ratschlag für mich hätte.

Liebe Grüße,
Eure -baummordende- Kigosi
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Thomas
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Re: Ist meine Mädchenkiefer zu retten? Bitte Hilfe!

Beitrag von Thomas »

Hallo,
was soll ich sagen...
Wenn Du den Baum vorgestellt hättest , als die Probleme begannen, und nicht wenn die letzte Ölung bevorsteht, hätte man evtl. Optionen gehabt.
So wie er jetzt aussieht, sehe ich wenig Chancen.
Es ist auch schwer, per Foto auf Ursachenforschung zu gehen (Schädlinge, Substratzustand, Wurzelzustand???).
Ich nehme mal an , der "Experte" hat den Baum in ordentliches Substrat mit ordentlicher Drainage , Baumbefestigung etc gesetzt.

Ich gehe in derart Fällen folgendermaßen vor
- Baum gründlich auf Schädlinge untersuchen (Milben !!!)
- das Moos komplett entfernen
- den Baum aus der Schale nehmen und den Zustand von Wurzeln und Substrat begutachten (Fäulnis Schädlinge ,verdichtetes Substrat.
- Notumtopfen bringt in dem Zustand nix, ggf. Durchlüftung verbessern (mit Eßstäbchen Substrat auflockern
- Vitamin B gießen, natürlich nicht(!!!!) düngen
-eher trockener halten (bei Regen unterstellen)

Wie gesagt, ich mache Dir wenig Hoffnung, die Maßnahmen kommen mit ziemlicher Sicherheit zu spät. Natürlich ist es besser einen Fachmann vor Ort zu konsultieren.
Kigosi
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Re: Ist meine Mädchenkiefer zu retten? Bitte Hilfe!

Beitrag von Kigosi »

Hallo Thomas,

vielen Dank für die prompte Antwort und Deine Tipps.

Schädlinge kann ich an der Kleinen nicht finden.

Vitamin B hatte ich schon gegeben (war mir hier im Forum begegnet) und gibt´s auch weiterhin, aber ich habe mich jetzt mal ans Moosabkratzen gemacht und den Baum auch aus der Schale gewuchtet. Was den Zustand des Substrats betrifft, ich bin ja kein Fachmann, aber "verdichtet" trifft es wohl am ehesten. Das obere Drittel ist noch schön durchlässig aber ab dann wird es schmierig-kompakt, Drainagschicht ganz unten kann ich auch keine erkennen. Ich vermute, schmierig kann nicht wirklich hilfreich sein... Soll ich in Anbetracht dieser Erkenntnisse nicht doch umtopfen???

Gruß,
Kigosi
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Potamotrygon
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Re: Ist meine Mädchenkiefer zu retten? Bitte Hilfe!

Beitrag von Potamotrygon »

Hallo Kigosi,
tut mir echt Leid um den Baum. :( Hatte vergangenes Jahr einen ähnlichen Trauerfall. Eine selbst gesammelte einheimische Kiefer, längst nicht so prächtig wie deine, aber mindestens auch so alt. Sie ist mir nach sechs Jahren, in sehr guten Substrat, schon drei mal in kleinere Behälter umgepottet, einfach eingegangen. Konnte auch kein Ungeziefer, Pilze oder Wurzelschäden feststellen. Ich hab es damals auf zu viel Regen bzw. Feuchtigkeit geschoben. Glaube das ist bei Kiefern das größte Problem. Wenn du aber von verdichteten Substrat und schmierig-kompakt Material und keiner Drainagschicht sprichst, ist das aus meiner Sicht die Ursache. Ich glaube umtopfen bringt auch nichts mehr. Drücke dir die Daumen aber ich bin mir sicher, es ist zu spät. Meine Kiefer sah noch nicht so schlimm aus und sie hat es nicht geschafft.
Viele Grüße
Karsten

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Thomas
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Re: Ist meine Mädchenkiefer zu retten? Bitte Hilfe!

Beitrag von Thomas »

Kigosi hat geschrieben:... Soll ich in Anbetracht dieser Erkenntnisse nicht doch umtopfen???
Umtopfen ist auch Streß. Vor 2 Wochen bzw. 500 grüner Nadeln mehr, hätte ich es warscheinlich empfohlen.

Die scheint also schlichtweg ersoffen zu sein.
Da frage ich mich natürlich, welcher Experte den getopft hat.
Kigosi
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Re: Ist meine Mädchenkiefer zu retten? Bitte Hilfe!

Beitrag von Kigosi »

@Karsten
"Trauerfall" trifft die Sache recht gut... es ist einfach nur eine Schande, einen solchen Baum ins Jenseits zu befördern...
und dann auch noch aus purer Unwissenheit... arrrghhh... Mann, mach ich mir Vorwürfe.
(Das einzig Positive, wenn überhaupt, ist, dass ich mich die letzten 2 Wochen auf der Suche nach Antworten in Bonsai-Literatur vergraben habe und das Thema mich irgendwie infiziert hat. Jetzt steht hier eine Baby-Lärche, und ich hab mir geschworen, aus ihr einen großen, gesunden Baum zu machen, der dann mal fachkundig gepflegt wird.)

@Thomas
Keine Frage es ist Stress. Aber ich vermute mal, dass der Baum in dem Substrat, wie es jetzt ist, Null Überlebenschance hat. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass man das ohne Erdaustausch trockenlegen kann. Ich denke, ich werd´s riskieren und morgen umtopfen. Wenn die Kiefer noch einen Funken Überlebenstrieb hat, wird sie trockene Füsse vielleicht zu schätzen wissen.
Zu dem "Experten" müssen wir, glaube ich, keine weiteren Worte verlieren...

Viele Grüße,
Kigosi
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Potamotrygon
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Re: Ist meine Mädchenkiefer zu retten? Bitte Hilfe!

Beitrag von Potamotrygon »

Hallo Kigosi,
ich sag mir immer geteiltes Leid ist halbes Leid. :wink: Aber glaub mir, einen selbst ausgegrabenen Baum zu verlieren ist um vieles härter. :( Also Kopf hoch und wenn dich der Bonsaivirus infiziert hat, war das nur hartes Lehrgeld. Es kann nur besser werden. Wünsche dir, dass deine Babylärche mal groß und kräftig wird. Hier im Forum hast du ja jede Unterstützung. Im Anhang ein Bild von meiner Lärche die ich vor zehn Jahren im Allgäu ausgebuddelt habe.
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Viele Grüße
Karsten

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Kigosi
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Re: Ist meine Mädchenkiefer zu retten? Bitte Hilfe!

Beitrag von Kigosi »

Danke für Deine aufbauenden Worte, Karsten.

Deine Lärche ist ziemlich beeindruckend, ein superschöner Baum! Ich hoffe, ich bring den Winzling auch mal zu solch stattlicher Größe... :P

Viele Grüße

Kigosi
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Thomas
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Re: Ist meine Mädchenkiefer zu retten? Bitte Hilfe!

Beitrag von Thomas »

Kigosi hat geschrieben: Zu dem "Experten" müssen wir, glaube ich, keine weiteren Worte verlieren...
Ich will , um Gottes willen, niemanden zu nahe treten, schon gar nicht a.G. von wagen Ferndiagnosen.

Fakt ist , es ist Dein Baum und, das hast Du ja auch schon erkannt, man sollte die Schuld immer zuerst bei sich selbst suchen.

Wenn man sich so ein Teil hinstellt, muss man halt entweder selbst davon Ahnung haben oder
sich entsprechend Wissen aneignen und zwar nicht in diverser Bonsaitrivialliteratur , sondern in Fachzeitschriften wie der BonsaiArt oder noch besser aus erster Hand vom Fachmann.
Fachmänner könnte ich paar nennen.
Im Zweifelsfalle erkenne ich den, indem ich in seinen Garten schaue und da paar gesunde ausgewachsene Bonsai der entsprechenden Art sehe und zwar mehr als 2-3.

Wenn man selbst sich das nicht zutraut, kann man den auch vom Fachmann überarbeiten, umtopfen und bei Schwäche (beginnende Triebschwäche bzw. Nadelblässe) aufpäppeln lassen.
Das kostet zwar was , aber das ist besser , alsdass so ein Baum, den man auf eine vierstellige Summe taxieren kann, eingeht.

In der BonsaiArt waren übrigens schon mehrere Beiträge über die Behandlung schwächelnder Kiefern u.a. in der Kimurareihe. Dort wurde gezeigt, wie man eien derartigen Baum , den man nicht zur ungünstigen Zeit umtopfen will, behandelt.
Es gab auch schon mal einen Bericht über eine wundersame Rettung eines solchen Baumes.

Wenn Du ihn wirklich topfen willst, dann setze ihn in reines Kiryu.
Wie gesagt , ich würde es nicht tun, schon gar nicht ohne entsprechende Erfahrungen.
Kigosi
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Re: Ist meine Mädchenkiefer zu retten? Bitte Hilfe!

Beitrag von Kigosi »

Thomas, keine Sorge, so schnell fühle ich mich nicht "auf den Schlips getreten", zumal Du zugegebernemaßen Recht hast.

Das Problem war, ich hab die Kiefer geschenkt bekommen, bin zunächst vor Respekt umgekommen und dann hat sich der Baum zu meiner Überraschung -ohne grösseres Zutun meinerseits- vier Jahre ziemlich prächtig entwickelt. Ich wähnte mich auf der sicheren Seite und fand Bonsai-Haltung völlig easy bis dann von einem auf den anderen Tag die Stimmung kippte und es mit dem Baum steil bergab ging... "Maßlose Selbstüberschätzung" dürfte die Sache treffend beschreiben, das ist mir auch mittlerweile klar.

Ich hab übrigens mal im Gesamtverzeichnis der Bonsai Art nachgeschaut, hab aber lediglich einen Kimura-Artikel namens "Typische Probleme von Yamadori Bonsai" gefunden, nix explizit zu schwächelnden Kierfern. Aber wahrscheinlich würde es sowieso zu lange dauern, bis ich die Print-Ausgabe nachbestellt hätte. Also, Plan B: Baum einpacken und zum nächsten, eingesessenen Bonsai Züchter verfrachten.

Eine Frage würde ich aber gerne noch loswerden: Du erwähnst, etwas abfällig, "Bonsai-Trivialliteratur". Da ich ja nun, wie erwähnt, völliger Anfänger bin und bei Null mit dem Thema anfange, hab ich mir die folgenden Bücher zugelegt:
Horst Stahl, Bonsai - vom Grundkurs zum Meister
Johann Kastner, Bonsai - Schritt für Schritt zum Bonsaiprofi
Wolfgang Kawollek, Das praktische Bonsai Buch
David Prescott, Das Bonsai Handbuch
Fallen die bei Dir unter die Kategorie Schrott,und wenn ja, was (außer den Fachzeitschriften) wäre empfehlenswert?

Viele Grüße

Kigosi
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Thomas
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Re: Ist meine Mädchenkiefer zu retten? Bitte Hilfe!

Beitrag von Thomas »

Kigosi hat geschrieben: Da ich ja nun, wie erwähnt, völliger Anfänger bin und bei Null mit dem Thema anfange, hab ich mir die folgenden Bücher zugelegt:
Horst Stahl, Bonsai - vom Grundkurs zum Meister
Johann Kastner, Bonsai - Schritt für Schritt zum Bonsaiprofi
Wolfgang Kawollek, Das praktische Bonsai Buch
David Prescott, Das Bonsai Handbuch
Fallen die bei Dir unter die Kategorie Schrott,und wenn ja, was (außer den Fachzeitschriften) wäre empfehlenswert?
Schrott sind die Bücher nicht, sie sind gut geeignet ein Grundverständnis der Materie zu vermitteln. Titel wie "vom Grundkurs zum Meister" und "Schritt für Schritt zum Bonsaiprofi" sind natürlich irreführend, denn Zum Meister braucht es viel, viel mehr.
Hans Kastner ist z.B. Bonsaimeister bzw. Bonsailehrer. Dafür hat er neben über 30 Jahren Bonsaierfahrung zahlreichen Japanbesuchen 8 Jahre lang einen Meisterkurs bei einem europäischen Ableger einer Japanischen Bonsaischule belegt.

An Fachbüchern gibt es deutschsprachig eigentlich nur Naka , Bonsaitechnik 1 u 2 , die Bibel des Bonsaianers. Da gehts es aber entsprechend Titel hauptsachlich um Gestaltung und -Techniken.
BonsaiArt ist schon das Fachmagazin, wo bischen tiefer in die Materie eingedrungen wird und spezielle Problem dargestellt werden.
Es hat da in der Vergangenheit ganze Serien über Mädchenkiefern gegeben.

Bonsaiwissen kann man am Besten auf Seminaren und Workshops aufsaugen.
Wenn man sich bischen in der Szene auskennt, weiß man auch an wen man sich mit welcher Thematik wenden kann. Da gibt es Spezialisten etwa für Kiefern oder Azaleen oder auch Händler die permanent direkt aus Japan importieren und entsprechend Service anbieten und Kennung haben.
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