Bonsai-Schalen: Wie wichtig sind sie?

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Kublai Khan
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Bonsai-Schalen: Wie wichtig sind sie?

Beitrag von Kublai Khan »

Hallo Experten,

mag sein, daß es in den unendlichen Weiten des Forums bereits beantwortet wurde, aber ich habe es über die Suchfunktion jedenfalls nicht gefunden:
Ist die Verwendung der speziellen Bonsaischalen von besonderer Wichtigkeit?

Anders gefragt: Ich möchte einen Fächerahorn zu einem großen Bonsai formen (er darf gern bis zu 150 cm wachsen). Als Gefäß kann ich mir dazu nur einen ganz "normalen" Topf vorstellen.
Ist jemand anderer Meinung?

Wo liegt denn generell die Bedeutung der Bonsaischalen? In der Literatur konnte ich nichts finden... Geht es darum, den Wurzelballen besonders klein bzw. im richtigen Größenverhältnis zur Pflanze zu halten oder sind die Schalen einfach nur aus ästhetischen Gründen zu bevorzugen?

Ich bin gespannt...
K. Khan
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MarionS
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Beitrag von MarionS »

Sobald ein Bonsai eine gewisse "Reife" hat, wird ihm der Raum für die Wurzeln und damit die Nährstoffzufuhr eingeengt. Er wird dadurch im Wachstum eingeschränkt und schießt nicht ins Kraut wie bei genügend Platz.
Das ist ein natürliches Phänomen, das man für sich arbeiten lässt.

Das geht grob gesagt auch im Suppenteller, einer Maß Bier oder einer Radkappe. Je nach Größe des Bonsai hat auch die Deutsche Post AG Briefbehälter der Größe 1, 2 und 3 (da sind sogar schon Abzugslöcher drin :idea: ) :wink:

Besser sehen dabei natürlich Schalen aus, die in Farbe und Form ein gewisses Gegengewicht zu dem Baum bilden und erlauben, den Wurzelansatz gut herauszustellen, der zu einem glaubwürdigen Baum dazugehört. Diese Teile werden in der Regel in Form von den klassischen Bonsaischalen angeboten, aber jeder Töpfer kann einem natürlich nach eigenen Wünschen andere Schalen fertigen.

Im Endeffekt kommt es immer auf den Geschmack des Besitzers an. Ich denke, das dürfte im Große und Ganzen dasselbe sein, wenn der Baum in einer bestimmten Größe X Liter Platz für die Wurzeln haben sollte, ob du ihm einen gewöhnlichen klassischen Blumentopf, einen Terrakottakübel oder eine Meister-Bonsaischale hinstellst, solange bestimmte Mindestvoraussetzungen erfüllt sind wie Abzugslöcher und Substratmischung.
Gruß,
Marion
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Für die Anzuchts- Kultur- oder Entwicklungsphase ist es vollig belanglos, in welcher Art Gefäß die Zöglinge stehen.
Es sollte rel. flach sein, über Abzugslöcher Befestigungsmöglichkeiten verfügen.
Ich persönlich nutze von der Waschschüssel über Teichpflanzkorb, Nudelsieb, Holzkiste
oder abgeschnittenen Mörtelkübel, so ziemlich alles, was für den speziellen Baum bzw. die Art zweckmäßig ist.

Bild

Wichtig: Auch bei diesen Gefäßen sollte man beim Eintopfen so Vorgehen, als wären es Bonsaischalen,
also Drainagenetze , Baumbefestigung, Drainageschicht, spezielle Substratmischungen (siehe Themenlinks umtopfen).

Siehe auch hier:
viewtopic.php?t=1400

Hat der Baum eine entsprechende Reife erlang, sollte er in eine passende Schale gepflanzt werden.
Das tut man nicht, weil der Baum da besser oder schlechter gedeiht, sondern,
weil Bonsai eben nicht nur die Erziehung kleiner Bäume beinhaltet, sondern eine
künstlerische Ausdrucksform darstellt, bei der der Schale eine wesentliche Bedeutung zukommt.
Diese ist mehr als der Rahmen zu einem Bild .
Dazu gehört dann auch eine entsprechende Präsentation und sei es nur im eigenen Garten oder auf der Fensterbank.
Da muss es nauch nicht der original Japanische Bonsaitisch sein, aber ein bischen Ambiente
hat so ein über jahre gestalteter Baum verdient.

Bild

Bild
michael
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Beitrag von michael »

Schöne Beiträge Thomas und Marion.
Es gibt wohl nichts hinzuzufügen ausser vielleicht einer persönlichen Vorliebe: bei allen aufrechten Gestaltungsformen finde ich es am schönsten, wenn die längste Schalenkante kürzer ist als der Baum hoch. So vielleicht 2/3 bis 4/5 der Stammlänge = Schalenkante oder Durchmesser.
Viele Grüße

Michael
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MarionS
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Beitrag von MarionS »

Mir fällt allerdings noch was anderes ein: ich habe den Eindruck, daß das "gemeine Volk" Bonsai erst als solche erkennt, wenn man sie entweder so nennt oder sie eine Bonsaischale haben.

Wie ist da euer Eindruck?
Gruß,
Marion
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

michael hat geschrieben: einer persönlichen Vorliebe: bei allen aufrechten Gestaltungsformen finde ich es am schönsten, wenn die längste Schalenkante kürzer ist als der Baum hoch. So vielleicht 2/3 bis 4/5 der Stammlänge = Schalenkante oder Durchmesser.
Das ist nicht nur eine Vorliebe, das hat mit dem natürlichen Harmonieempfinden zu tun.
Dieses findet sich dann auch in bestimmten Regeln wieder, was Größenverhältnisse von Schalenhöhe und -länge zu Baumhöhe und Stammdicke betrift, ferner welche Schalenformen zu welchen Bäumen passen und wie Die Baume in der Schale positioniert werden.
Siehe u.a. hier:
http://www.bonsai-keramik.com/de/teorie.html
michael
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Beitrag von michael »

Hallo Marion,
ich habe da andere Erfahrungen gemacht.
Meine Bäumchen in der Entwicklung, die in Teichkörben oder Holzkisten stehen, werden häufig von Gästen als Bonsai bezeichnet. Wenn ich mich dann bemühe zu erklären, dass das allenfalls präbonsai sind, werde ich angegrinst, weil man meint ich wolle das, aus welchen Gründen auch immer, herunterspielen. Steig ich nicht durch.
Was ich sagen wollte ist einfach, dass viele Leute die Pflanzen eher als Bonsai bezeichnen oder wahrnehmen als ich.
Viele Grüße

Michael
michael
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Beitrag von michael »

Hallo Thomas,
interessante Seite. Danke
Viele Grüße

Michael
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

michael hat geschrieben: Was ich sagen wollte ist einfach, dass viele Leute die Pflanzen eher als Bonsai bezeichnen oder wahrnehmen als ich.
Viele Leute nehmen auch die Baumarktteile als Bonsai war und nicht nur weil es draufsteht.
Die Geschichte von Bonsai und Europäern ist eine Geschichte von Missverständnissen (siehe Sonderheft " 100 jahre Bonsai Deutschland").
Siehe auch BonsaiArt68.
Stichwort: "Die Comprachicos-Gärtner Japans "
Kublai Khan
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Dankeschön!

Beitrag von Kublai Khan »

Hallo Experten,

da habe ich unbeabsichtigt gleich mehrere Diskussionen ausgelöst...
Meine Frage habt ihr in jedem Fall beantwortet und mir damit sehr geholfen!

Weiterhin gutes Gelingen beim Gestalten.

K. Khan
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Freizeitgigolo
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Beitrag von Freizeitgigolo »

Bild


Hat diese Schale auch Abzugslöcher ?
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Backyard
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Beitrag von Backyard »

Schau doch mal drunter.:D
Gruss
Rossi
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Freizeitgigolo hat geschrieben:Bild
Hat diese Schale auch Abzugslöcher ?
Natürlich!
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Backyard
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Beitrag von Backyard »

Hallo Thomas,
natürlich würde heissen das alle Landschaftsschalen Löcher haben,
ich habe jetzt schon ettliche sehr flache gesehen die keine hatten.
Kennst du die Gründe?
Ich glaube das Thema gab es auch schon mal, kann es aber nicht mehr finden (oder war es in einem anderen Forum?). Egal, wer was plausibles
weiss kann ja mal Antworten, würde mich sehr interessieren.
Rossi
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MarionS
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Beitrag von MarionS »

Ich würd mal sagen, so rein physikalisch, daß das Wasser in den ganz flachen sich auch nirgendwo ansammeln kann, sondern an den Seiten rausläuft? Oder eben dann, wenn man sie nur ein wenig schräg stellt?
Gruß,
Marion
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