Wacholder, windgepeitscht

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MarionS
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Wacholder, windgepeitscht

Beitrag von MarionS »

Hi @all!

Das ist mein kleiner Wacholder, den ich gerade erst einmal ein wenig ausgedünnt habe. Er soll die Windgepeitschte Form bekommen. Bietet sich ja direkt an, wenn er schon direkt über dem Boden einen sauberen 90° Winkel hat.

In der Achsel zwischen dem Hauptast und dem unteren, sich verzweigenden Ast rechts steckt noch einer, aber das sieht man auf dem Foto nicht - aber es sieht auf dem Foto jetzt so gut aus, daß ich ihn entfernen werde . Vorher war ich nicht sicher :lol:
Nur, öh - wie mach ich das? Er sitzt genau im Winkel. OK: eine Astschere brauche ich noch, da ich bislang keine für so feine Arbeiten habe, aber auch die wird ihn wohl nicht ganz entfernen können. Mit einem Messer dranwagen? Einen möglichst kleinen Stumpf lassen - das wächst schon zu?

Der Linke sollte auch weg, denke ich. Der stört da einfach. Außerdem wird der Bursche ja noch größer, dann wirds nicht besser.
Ich denke, der hat auf dem Hauptast auch immer noch zuviele Zweige... kann mich teilweise aber nicht entscheiden, welcher weg soll.

Wenn ich die Spitze loslasse, fliegt sie dem Betrachter ins Auge - ich bin allerdings im Drahten weder sicher noch gut. Das will ich nicht verhauen. Die Spitze kann ich eh bestenfalls spannen. Der untere Ast rechts soll etwas runter. Nicht mehr als waagerecht, der Baum soll auf jeden Fall nach oben, nicht nach unten wachsen.
Hat aber noch Zeit, denke ich...

Was meint ihr?
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Hallo Marion,
das ist natürlich noch ein Baby und kein Baum zum Gestalten.
Bonsaigestaltung bedeutet Reduktion älteren, größeren Materials zu "Bonsaigröße".
Dieser Baum müsste erst zu dieser Größe herangezogen werden.
Auf meiner HP
http://home.arcor.de/pallmers.home/Bonsai/Bonsai.htm
findest Du unter Bonsaigalerie und Gestaltung einige Beispiele u.a. das hier mit Baumchronik
.http://home.arcor.de/pallmers.home/Bons ... page37.htm
Auch unten in den Fachbeiträgen sind paar praktische Beispiele für Ausgangsmaterial und wie man vorgeht.
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MarionS
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Beitrag von MarionS »

Moin, Thomas,
da ist dieses Jahr eh nichts groß zu machen, das weiß ich. :-)
Außer ein bißchen planen.
Gedrahtet wird schon mal gar nicht, ich bin mir zu unsicher darin.

Nun fehlt mir aber auch noch die Erfahrung, abzuschätzen, wie sich dieses Baby verändern wird; werden diese Zweige nur dicker, oder in sich auch noch länger, oder wachsen sie nur vorn an der Spitze?
Wird er nur an der Spitze noch länger, werde die Proportionen dereinst ganz anders, und ich müsste anders planen.

Gruß,
Marion
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MarionS
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Beitrag von MarionS »

Das hier ist die derzeitige Wuchsrichtung des Hauptastes. Ich überlegte, durch Spannen den grünen Zweig wenigstens halbwegs geradeaus zu richten, bevor er verholzt, damit man ihn später nicht mit größerem Aufwand korrigieren muss. Oder läst sich das dann mühelos machen? Wie flexibel ist Wacholder?

So eine Bonsaibaumschule, das wär was *seufz*
Nur sind die guten Plätze im Garten meiner Mutter natürlich alle von Salat & Co belegt, und er ist auch nicht gerade um die Ecke, sondern ein paar Kilometer weg und ich hab kein Auto...

Hier direkt bei mir gibts nur Topfplätze *lach*

Gruß,
Marion
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Hallo Marion,
zum Verständnis der ganzen Bonsaigeschichte, mußt Du dir des Ziels bewußt sein , was angestrebt werden soll. Das ist einfach gesagt, ein Baum von sagen wir 30-40 cm , der im Idealfall die Ausstrahlung eines altehrwürdigen Baumveterans ausstrahlt, erzielt aus Ausgangsmaterial, was allenfalls 5- 10 oder wenig mehr Jahre alt ist.
Um das zu erreichen sollte der Baum einen im Verhältnis zur Höhe möglichst dicken Stamm haben, Der Stamm sollte sich nach oben gleichmäßig verjüngen und im Idealfall sollte der Baum auch sonst merkmal von Alter wie ausgepräge Borke usw. aufweisen.
Solches Ausgangsmaterial kann ich mir heranziehen, das dauert Jhre oder Jahrzehnte oder ich suche mir Material , was diese Voraussetzungen schon mitbringt, etwa ein wildverbissener Baum aus der Natur, eine Heckenpflanze die jahrelang schon beschnitten wurde usw.

Bei deinem Baum käme Variante 1 zum tragen.
Beispiel:
Unten im Beitrag Bonsaibaumschule findest Du diesen Baum auf einem Bild von 1997.

Bild
Ein Baum , wenig älter als Deiner. Den Baum habe ich ins Feld gesetzt, nach 10 Jahren sah er so aus:
Bild
Nach Rückschnitt ging er abermals ins Feld und in zwei Jahren denke ich drüber nach, wie ich ihn gestalte. Von den ursprünglichen Ästen ist keiner mehr ürsprünglich da, die Äste die in einer späteren Gestaltung eine Rolle spielen, werden sich warscheinlich erst in den nächsten Jahren herausbilden.
Was man in so einem jungen Stadium machen kann, ist dem Stamm ein paar intressante Windungen verpassen, um die einzelnen Zweige braucht man sich keine Gedanken machen.
Versuche ich , so einen Wacholder in einer Schale heranzuziehen dauert es etwa doppelt so lange wie im Freiland.

Der schneller Weg ist, dass man sich so einen Wacholder in einer Baumschule sucht, da spart man sich die Anzucht und legt los.
Wenn man sich unsicher ist, geht man mit dem Teil zu einem Workshop oder irgendwohin, wo man auf Bonsaianer trifft die sich auskennen und gern Auskunft geben, wie´s geht.
Wir hatten dieses Wochenende gerade so ein Treffen (Saathainer Bonsaitage), wo wir Gestaltungen demonstriert haben und jeder, der es wollte sich dazugesellen konnte, um selbst Hand anzulegen.
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MarionS
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Beitrag von MarionS »

Man sagt aber auch: "Der Weg ist das Ziel".

Klar habe ich mit dem Kleinen ein bestimmtes Ziel vor Augen. Ich brauche aber für mich selbst nicht in X Jahren einen "fertigen Bonsai" vorzuweisen; sie sind eh nie "fertig", da sie ja immer weiter wachsen.
Die Setzlinge, die ich hier habe, werden wohl so ihre ein-zwei Dekädchen brauchen, ehe sie (hoffentlich) imposante Bäume geworden sind.
Ein früheres "Ergebnis" ist vielleicht von der Blutbuche zu erwarten, die noch da ist, oder von der 6jähigen Roteiche.

Im Augenblick ist der Wacholder ein Baby, und mit ein bißchen Nachhilfe eben ein hübsches Baby. :D

Streckt sich ein Baum in sich noch, oder wächst er nur vorn weiter?
Gruß,
Marion
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Ein Baum streckt sich nicht er wächst nach oben ggf. noch nach außen. Wenn ich nichts dagegen tue wächst er nur nach oben und verkahlt von unten oder innen. Er wächst halt zum Licht, unsere Bonsaipläne interessieren ihn da nicht im Geringsten. Ich muss ihm Anreize schaffen, da Laub zu bilden, wo ich das möchte, mitunter darf ich gewissen gegenüber unseren Bonsaiplänen recht widerspenstigen Arten auch keine Chance lassen woanders auszutreiben.
Das ist die ganze Kunst!

Dazu muß man wissen, wie und wo bestimmte Baumarten austreiben und ein Verständnis dafür erlangen unter welchen Umständen welche Art wie reagiert. Im Prinzip sind das Sachen , die man im Biologieuntericht gelernt hat. Wenn nicht, muss man sich das aneignen. Das kann so ein Forum nicht, es kann nur kleine Tipps und Hilfen geben.
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MarionS
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Beitrag von MarionS »

Ich denke, es wird der angedachten Form zuträglich sein, wenn man bei dem Bäumchen das macht, was man sonst verhindern sollte: daß er sich einseitig aufs Licht ausrichtet.

Naja, wenn Strecken nicht mehr drin ist, ist die bis da hin hübsche Astanordnung sowieso nicht von Dauer. Irgendwann akzentuieren sie nicht mehr den kleinen Schlenker, den man jezt von der Seite sieht. Bis dann wird aber sicher wieder etwas Neues da sein.

So ein-zwei Jahre kann der Kleine jetzt auch erst mal die "Füße strecken", bis er bei der Schale an die Grenzen stößt. Im Augenblick verteilen sich die Wurzeln nur auf den engen viereckigen Teil, seine alte Schale, die man bei der Draufsicht noch angedeutet sieht.
Gruß,
Marion
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Wie gesagt, pflanz den in den Garten, schneide ihn jedes Frühjahr radikal zurück und schau in 6,7 Jahren, was draus zu machen ist.

Stattdessen mache einen Ausflüg in die Baumschule und hole Dir sowas.
Links Ausgangspflanze, rechts nach der Erstgestaltung vor 3 Jahren.

Bild

3 Jahre hat er jetzt Laub gebracht, gestern habe ich ihn überarbeitet, sprich kplt durchgedrahtet.
Das vorläufige Ergebnis ist das.

Bild

Jetzt wird das Todholz noch bearbeitet, und fleißig gezupft, das die laubpolster dicht werden und nächstes Frühjahr kommt er in eine schöne Schale. In vier Jahren hat man aus solchem einfachen Baumschulmaterial so etwas wie einen Bonsai gebastelt.

So mache ich´s in der Regel. Ich bin aber auch schon über die 40 , also muss ich die schnellere Variante wählen, wenn ich bis zur Rente zu anständigen Bäumen kommen will.
Ich nehme mal an, Du hast da bischen länger Zeit.
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