Sehr geehrter Herr Pall!
Vielen Dank zunächst für den Beistand. Es ist schwierig alleine gegen weite Fronten anzutreten, es ist beruhigend zu wissen, daß dieses Thema bis zu den vielzitierten Bonsaifreaks vorgedrungen ist und sie nicht so eingefahren sind (jedenfalls die westlichen nicht) wie es mir in letzter Zeit vorkam.
Letztendlich sollten wir doch alles tun, um unsere Bäume so lange wie möglich am Leben zu halten.
Viele Grüße
Holger
Faulstelle in Buche
Abschotten!
Hallo Lindwurm!
Mit Abschotten meinte ich folgendes:
Der Baum hat eine Wunde, egal was für eine.
In diese Wunde dringen Mikroorganismen, die anfangen das Holz zu verfärben und zu zersetzen.
Das Abwehrsystem des Baumes bildet nach innen und außen Grenzen im Holz, über die hinaus sich die Fäule nicht verbreitert.
Das im darauffolgenden Jahr gebildete Holz wird nicht angegriffen.
Mit Abschottung ist eben diese Grenzenbildung gemeint, die die Fäule quasi "im Zaum" hält.
Viele Grüße
Holger
Mit Abschotten meinte ich folgendes:
Der Baum hat eine Wunde, egal was für eine.
In diese Wunde dringen Mikroorganismen, die anfangen das Holz zu verfärben und zu zersetzen.
Das Abwehrsystem des Baumes bildet nach innen und außen Grenzen im Holz, über die hinaus sich die Fäule nicht verbreitert.
Das im darauffolgenden Jahr gebildete Holz wird nicht angegriffen.
Mit Abschottung ist eben diese Grenzenbildung gemeint, die die Fäule quasi "im Zaum" hält.
Viele Grüße
Holger
Hallo, nochmal.
Ganz einfach, der Baum schottet jede Wunde, besser gesagt, jede eingetretene Fäule auf die gleiche Art und Weise ab. Wie das genau funktioniert ist noch nicht genau erforscht. Wenn du die Möglichkeit hast an ein Stück Baum mit Wunde zu kommen, dann mach Dir mal die Mühe und schneide quasi vertikal durch die Wunde und das ganze Stammstück oder schau Dir folgende Seite an:
http://www.chesco.com/~treeman/SHIGO/AUTO.html
Dort gibt es ein Photo einer Pices nibra (Red Spruce, es ist das dritte Photo). Achte mal nicht auf den Text und die Pfeile, sondern sie Dir nur die schwarze Wundfäule an. Die Fäule ist nicht tiefer in das gesunde Holz eingedrungen, der Baum hat die Wunde abgeschottet, diese Barrieren nennt Shigo CODIT-Walls. Was das genau bedeutet würde jetzt hier den Rahmen sprengen. Gleiches passiert bei allen Wunden. Die Wiederstandskraft ist bei jedem Baum unterschiedlich, aber so funktioniert es, auch bei einer Wunde wie oben beschrieben.
Jetzt kommt wieder Verwirrung:
Das Wasser in der Wunde hat nicht für die Fäule gesorgt, es schützt in gewisser Weise sogar, denn dann fehlt den Mikroorganismen der Sauerstoff zur weiteren Zersetzung des Holzes, denn nicht das Wasser zersetzt das Holz, sondern die Mikroorganismen. Das lernt man sogar im Maschinenbaustudium, wie ich mir habe versichern lassen. Klingt alles sehr abgefahren, ist es auch und sicherlich nicht leicht zu verstehen, aber sieh es mal von der Seite:
Bäume gibt es schon sehr, sehr, sehr lange auf der Welt, länger als den Menschen. Als es den Menschen noch nicht gab, ist kein Wichtelmännchen durch die Wälder gestrichen und hat Wundverschlußmittel auf Bäume gepinselt, aber irgendwie mussten sich die Bäume auch da schon vor Wunden und Infektionen schützen, es gab ja schließlich auch mal ganz große Tiere und kein Baum stirbt, nur weil ein Wildschwein seine Hauer an einem Baum reinigt. Ja, ich weiß. Jetzt kommt wieder: aber sind doch Bonsai mit künstlich herbeigeführtn Wunden. Stimmt! Umso wichtiger, daß vernünftig geschnitten und der Baum nicht überlastet wird. Ich zähle das wenigstens zu meiner Verantwortung dem Baum gegenüber und setze das ganz klar vor irgendwelche ästethischen Belange. Aber das ist nun wiedr Geschmackssache, da muß jeder selbst mit klar kommen.
Ich hoffe, daß jetzt einiges klarer geworden ist und nicht verwirrter, wenn doch, möchte ich gerne es weiter erläutern, wenn nötig...
Bis dahin,
Holger
Ganz einfach, der Baum schottet jede Wunde, besser gesagt, jede eingetretene Fäule auf die gleiche Art und Weise ab. Wie das genau funktioniert ist noch nicht genau erforscht. Wenn du die Möglichkeit hast an ein Stück Baum mit Wunde zu kommen, dann mach Dir mal die Mühe und schneide quasi vertikal durch die Wunde und das ganze Stammstück oder schau Dir folgende Seite an:
http://www.chesco.com/~treeman/SHIGO/AUTO.html
Dort gibt es ein Photo einer Pices nibra (Red Spruce, es ist das dritte Photo). Achte mal nicht auf den Text und die Pfeile, sondern sie Dir nur die schwarze Wundfäule an. Die Fäule ist nicht tiefer in das gesunde Holz eingedrungen, der Baum hat die Wunde abgeschottet, diese Barrieren nennt Shigo CODIT-Walls. Was das genau bedeutet würde jetzt hier den Rahmen sprengen. Gleiches passiert bei allen Wunden. Die Wiederstandskraft ist bei jedem Baum unterschiedlich, aber so funktioniert es, auch bei einer Wunde wie oben beschrieben.
Jetzt kommt wieder Verwirrung:
Das Wasser in der Wunde hat nicht für die Fäule gesorgt, es schützt in gewisser Weise sogar, denn dann fehlt den Mikroorganismen der Sauerstoff zur weiteren Zersetzung des Holzes, denn nicht das Wasser zersetzt das Holz, sondern die Mikroorganismen. Das lernt man sogar im Maschinenbaustudium, wie ich mir habe versichern lassen. Klingt alles sehr abgefahren, ist es auch und sicherlich nicht leicht zu verstehen, aber sieh es mal von der Seite:
Bäume gibt es schon sehr, sehr, sehr lange auf der Welt, länger als den Menschen. Als es den Menschen noch nicht gab, ist kein Wichtelmännchen durch die Wälder gestrichen und hat Wundverschlußmittel auf Bäume gepinselt, aber irgendwie mussten sich die Bäume auch da schon vor Wunden und Infektionen schützen, es gab ja schließlich auch mal ganz große Tiere und kein Baum stirbt, nur weil ein Wildschwein seine Hauer an einem Baum reinigt. Ja, ich weiß. Jetzt kommt wieder: aber sind doch Bonsai mit künstlich herbeigeführtn Wunden. Stimmt! Umso wichtiger, daß vernünftig geschnitten und der Baum nicht überlastet wird. Ich zähle das wenigstens zu meiner Verantwortung dem Baum gegenüber und setze das ganz klar vor irgendwelche ästethischen Belange. Aber das ist nun wiedr Geschmackssache, da muß jeder selbst mit klar kommen.
Ich hoffe, daß jetzt einiges klarer geworden ist und nicht verwirrter, wenn doch, möchte ich gerne es weiter erläutern, wenn nötig...
Bis dahin,
Holger
Holger hat geschrieben:Bäume gibt es schon sehr, sehr, sehr lange auf der Welt, länger als den Menschen. Als es den Menschen noch nicht gab, ist kein Wichtelmännchen durch die Wälder gestrichen und hat Wundverschlußmittel auf Bäume gepinselt, aber irgendwie mussten sich die Bäume auch da schon vor Wunden und Infektionen schützen,
naja evolutionstechnisch gibt es da aber auch viele wege...
arterhaltung geht vor selbst erhaltung und nicht alle bäume haben "das bestreben" möglichst alt zu werden.
aber ein laubbaum gammelt doch auch viel besser als ein nadelbaum oder?
naja egal ich hab nur mal nen artikel über die pflege von irgendwelchen alten laubbäumen hier in nem park gelesen und da meinten die immer das sich da so kleine kuhlen gebildet haben wo das wasser drin steht und deshalb der baum weg gammelt.
war das falsch?
Gammelnde Bäume
Hallo Lindwurm!
Natürlich hast Du Recht wenn Du sagst, daß Arterhaltung vor Selbsterhaltung geht. Aber jetzt mal rein von der Logik her gedacht: Wenn der Baum selbst kein funktionierendes Abwehrsystem hätte, wäre er nicht lebensfähig, er würde von sämtlichen Parasiten angegriffen und hätte keine Chance auf Verteidigung. Und wenn das vor der Fruchtbildung passierte, dann könnte er sich nicht vermehren und würde elendig aussterben.
Daß Laubbäume schneller gammeln als Nadelbäume ist auch so ein Irrglaube. Ich weiß nicht woher Du das hast. So eine pauschale Antwort kann man gar nicht geben. Z.B.:
Gehen wir mal zum nackten Holz und verlassen den Baum
Fichte und Tanne sind wesentlich weniger haltbar (unbehandelt) als beispielsweise Eiche, oder Robinie oder Teakholz, welche in der Gartenmöbelindustrie ja geradezu beliebt sind.
Zurück zum Baum:
Es kommt immer ganz darauf an, was das für eine Baumart ist, wie stark sein Wachstum ist, wie stark er kompartimentieren (Fäule abgrenzen) kann und es kommt auf das Individuum an. Wo steht der Baum? Sonne, Schatten, naß, trocken, Lehmboden, Sandboden usw.. Und vor allem: Passen die Standortfaktoren zu dem Baum? Braucht er Sonne, Schatten, Lehm- oder Sandboden usw.?
Du siehst, die Fragen sind nicht pauschalisierbar, jeder Baum ist ein Individuum und verlangt individuelle Pflege. Es gibt kein allgemeingültiges Rezept!
Ein Urteil über den Artikel kann ich Dir hier natürlich nicht geben, dazu müsste ich ihn gelesen haben. Aber mit Sicherheit kann ich sagen, daß die Kuhlen nicht vom Wasser kommen, sondern von Mikroorganismen und die brauchen zum Holz zersetzen Sauerstoff!
Holger
P.S.: Und ich widerspreche Dir in noch einem Punkt:
Doch, alle Bäume haben das bestreben möglichst alt zu werden, denn Arterhaltung geht vor Selbsterhaltung, denk mal darüber nach. Aber: nicht alle Bäume werden gleich alt, die biologische Uhr tickt bei jedem Individuum anders!
Natürlich hast Du Recht wenn Du sagst, daß Arterhaltung vor Selbsterhaltung geht. Aber jetzt mal rein von der Logik her gedacht: Wenn der Baum selbst kein funktionierendes Abwehrsystem hätte, wäre er nicht lebensfähig, er würde von sämtlichen Parasiten angegriffen und hätte keine Chance auf Verteidigung. Und wenn das vor der Fruchtbildung passierte, dann könnte er sich nicht vermehren und würde elendig aussterben.
Daß Laubbäume schneller gammeln als Nadelbäume ist auch so ein Irrglaube. Ich weiß nicht woher Du das hast. So eine pauschale Antwort kann man gar nicht geben. Z.B.:
Gehen wir mal zum nackten Holz und verlassen den Baum
Fichte und Tanne sind wesentlich weniger haltbar (unbehandelt) als beispielsweise Eiche, oder Robinie oder Teakholz, welche in der Gartenmöbelindustrie ja geradezu beliebt sind.
Zurück zum Baum:
Es kommt immer ganz darauf an, was das für eine Baumart ist, wie stark sein Wachstum ist, wie stark er kompartimentieren (Fäule abgrenzen) kann und es kommt auf das Individuum an. Wo steht der Baum? Sonne, Schatten, naß, trocken, Lehmboden, Sandboden usw.. Und vor allem: Passen die Standortfaktoren zu dem Baum? Braucht er Sonne, Schatten, Lehm- oder Sandboden usw.?
Du siehst, die Fragen sind nicht pauschalisierbar, jeder Baum ist ein Individuum und verlangt individuelle Pflege. Es gibt kein allgemeingültiges Rezept!
Ein Urteil über den Artikel kann ich Dir hier natürlich nicht geben, dazu müsste ich ihn gelesen haben. Aber mit Sicherheit kann ich sagen, daß die Kuhlen nicht vom Wasser kommen, sondern von Mikroorganismen und die brauchen zum Holz zersetzen Sauerstoff!
Holger
P.S.: Und ich widerspreche Dir in noch einem Punkt:
Doch, alle Bäume haben das bestreben möglichst alt zu werden, denn Arterhaltung geht vor Selbsterhaltung, denk mal darüber nach. Aber: nicht alle Bäume werden gleich alt, die biologische Uhr tickt bei jedem Individuum anders!