Ficus retusa verliert Blätter und hat weiße Wurzeln

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Jessixa
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Ficus retusa verliert Blätter und hat weiße Wurzeln

Beitrag von Jessixa »

Hallo Zusammen! 😌
Wir haben uns vor 3/4 Wochen einen Ficus retusa gekauft.
Er bekommt gelbe Blätter und verliert welche.
Außerdem ist uns vor 3 Tagen aufgefallen, dass er weiße Wurzeln bekommt.
Zu unserem Gießverhalten:
Wir besprühen ihn täglich an den Blättern und den von außen sichtbarrn Wurzeln und gießen ihn inetwa alle 3 Tage sobald wir merken, dass die Erde von außen fast nicht mehr feucht ist.
Ich habe viel über Pflegefehler recherchiert, da wir uns unglaublich sorgen gemacht haben ob wir ihn vielleicht zu viel gießen, und bin damals zu dem Entschluss gekommen, dass die Blätter aufgrund des neuen Standortes fallen.
Er lebt indoor in einem Raum wo fast durchgehend geheizt wird.
Fenster öffnen wir immer nur kurz, da wir gelesen haben, dass unser Ficus nicht so gut mit kälte kann.
Als wir dann allerdings die weißen Wurzeln bemerkt haben, habe ich Angst bekommen ob es vielleicht Schimmel oder eine Krankheit sein könnte. Sind die weißen Rückstände vielleicht Kalk? Wir kochen das Wasser vorher ab und lassen es dann auf Zimmertemperatur abkühlen, aber es kann ja dennoch sein, dass da noch zu viel Kalk drin ist.
Hier ist ein Bild der Wurzel: https://ibb.co/y5Qvgzn
Ich würde mich unglaublich über eine Antwort freuen und bedanke mich im Voraus für eure Antworten! 😌
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Thomas
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Re: Ficus retusa verliert Blätter und hat weiße Wurzeln

Beitrag von Thomas »

Hallo und willkommen im Forum!

Wie in unserem Eingangsartikel (Bonsaihilfe.Bitte zuerst lesen!) steht, ist der Zusatnd eines Baumes nur zu beurteilen, wenn
man den ganzen Baum sieht.
Alles andere ist mehr oder weniger wie Rühren im Kaffeesatz.

Darum hier nur ganz allgemeine Hinweise.
Die weißen Ablagerungen auf den Wurzeln ist Kalk , sofern es sich um einen festen,krustenartigen Belag handelt.
Der entsteht durch Gießen mit mehr oder weniger kalkharten bzw. kalkhaltigem Wasser bei warmem Standort und entsprechend hoher Verdünstung an der Oberfläche.
Bei sehr hartem Wasser, kann man zum Gießen stattdessen Regenwasser benutzen.
Das ist ein rein optisches Problem, das man mit Zahnbürste und bischen Zitronensäure beheben kann.

Wichtiger als die Wasserbeschaffenheit ist das Gießwerhalten, also immer volle Kanne bis es aus den Abzugslöchern fliesst und
nicht jeden Tag bischen Wasser aus der Blumengießkanne aufträufeln , sonder lieber ein- bis zweimal die Woche über der Wanne durchdringend wässern.

Sind Beläge an der Oberfläche weich und mycelartig, sind Pilze im Spiel.
Auch da ist Wärme und Feuchte von Bedeutung , aber auch abgestorbenes organisches Material bzw. modriges ungeeignetes Substrat.

Nun weiß ich nicht , woher der Baum bezogen wurde , in welcher Schale und welchem Substrat er steht.
In der Regel sind aber Bäume z.B. von Baumärkten oder Ikea nicht ordentlich eingetopft (Drainagenetze fehlen, Baum ist nicht an der Schhale fixiert) und stehen in torfhaltigen bzw. organischen Substraten, die eher ungeeignet bzw. sogar kontraproduktiv sind.
Es empfiehlt sich also im Frühjahr eine Umtopfaktion. Eine Anleitung findet sich unten in den Fachbeiträgen.

Blattfall ist ein ganz normales Phänomen. Auch immergrüne Arten verlieren Blätter, deren Lebenszeit um ist.
Manchmal , etwa bei Standortwechsel oder plötzlichen Änderungen der äußeren Bedingungen, kann das auch schlagartig erfolgen.
Beginnt etwa eine Austriebsphase, wo neues Grün entsteht, wird altes verbrauchtes Laub abgeworfen.

Das bedeutet aber auch, dass der Baum von innen und unten her verkahlt, wenn er nicht regelmäßig verschnitten wird.
Gerade im Frühjahr sollte man kräftig die Schere ansetzen und insbesondere die Krone auslichten und ggf. auch Äste komplett entfernen, wenn zu viele da sind und auch da , wo sie optisch und gestalterisch nicht hingehören.
Man spricht da von einem Grundschnitt.
Das ist durchaus vergleichbar mit dem Obstbaumschnitt.
Dort sagt der Obstbauer, man müsse einen Hut durch den Baum werfen können, ohne dass er hängenbleibt.
Das Jahr über folgt dann ein laufender Rückschnitt überlanger Triebe.
Faustregel: nach 6 bis 10 Blattern Länge wird auf 1 bis-3 Blätter zurückgeschnitten, oben mehr unten weniger.

Der Standort solch eines Baumes sollte direkt am Fenster sein, möglichst an der Südseite.
Siehe auch Indoor-Pflichtartikel in den Fachbeiträgen.

Ein Tipp zum Schluss.
Diese Ficusarten sind alle Verwandte des klassischen Gummibaums mit ganz ähnlichen Ansprüchen.
Diese Arten sind rubust und verzeihen auch Pflegefehler.
Viele angehende Bonsaianer glauben, diesen Arten als Bonsai eine Übermass an Zuwendung entgegegen bringen zu müssen.
Ein Großteil der so gepflegten Pflanzen geht nicht an Mangel zu Grunde, sondern werden schlicht zu Tode gepflegt.
Sie brauchen eigentlich nur Licht, Luft, Wasser und gelegentlich etwas Dünger und wollen ansonsten eigentlich nur in Ruhe gelassen werden.
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