Misho Bonsai: Afrikanischer Blauregen Anzuchterfahrungen

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Antares
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Misho Bonsai: Afrikanischer Blauregen Anzuchterfahrungen

Beitrag von Antares »

Hallo liebe Baumfreunde!

Ich möchte euch meine Erfahrungen mit der Aufzucht des Afrikanischen Blauregens mitteilen. Da ich selbst verzweifelt auf Fehlersuche war und es nirgendwo in Netz eine angebrachte Lösung für mein immer wiederkehrendes Problem gab, habe ich mich inzwischen mehr als anderthalb Jahre mit der Aufzucht des afrikanischen Blauregens (Bolusanthus Speciosus) befasst und habe mehr als 100 Samen dieses Baumes experimentell verpflanzt.

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Was ist der afrikanische Blauregen?
Der afrikanische Blauregen (Bolusanthus Speciosus oder Glyzinienbaum) ist ein Laubbaum und gehört zur Familie der Leguminosen (Fabaceae oder Leguminosae). Er ist (wie der Name bereits verrät) nicht in Europa heimisch und ist daher nur bedingt bis gar nicht frostfest. Er kann in der Natur ca. 12m Höhe erreichen, seine Blätter können dabei bis zu 30cm lang werden. Er trägt schöne Blüten (lila bis blau) aus denen später bohnenartige Schoten mit jeweils 3-8 Samen entstehen. Die Samen ähneln winzigen Kidneybohnen, sind im trockenen Zustand beige, werden aber beim einweichen dunkelbraun. Meiner Erfahrung nach ist es eine echte Diva unter den Bäumen, da er sehr sehr sehr empfindlich auf Änderungen des pH-Wertes sowie Düngung reagiert. Staunässe ist für dieses Prachtstück quasi sofort tödlich.

Warum ausgerechnet der afrikanische Blauregen?
Um ganz ehrlich zu sein, waren die Bilder dieses Baumes so beeindruckend, dass ich beschlossen habe es soll mein erster Misho-Bonsai werden. Auch konnte ich bei der Suche nach einem mehrjährigen Baum in Netz nicht fündig werden. Nicht zu vergessen, dass wir mitten in einem COVID-Lockdown waren. Es wäre ja nicht so, dass ich ja so viel anderes zu tun hatte.

Was ist mit meinen Pflanzen passiert?
Zuerst kaufte ich die billigsten Samen bei eBay die ich finden konnte. Ich befolgte die Anleitung, wartete wochenlang und es passierte kaum was. Die Samen stellte ich für 24 Stunden ins Leitungswasser, pflanzte sie wie in der Anleitung beschrieben in Anzuchterde. Ca. 3-5 Samen sind so gekeimt. Was mir direkt auffiel, war das manche Samen hell und klein blieben, während andere dunkel und groß wurden (innerhalb der 24 Stunden). Nach ca. 3 Tagen habe ich die Samen wieder aus der erde geholt um zu sehen was passiert ist. Alle von ihnen waren dabei zu keimen, es ragte bereits ein 1mm langer heller Keim aus dem Samen. Dieser steuert konsequent nach unten, hierbei scheint es sich um die Wurzelspitze zu handeln. Nach 5 weiteren Tagen ragte morgens die Bohne aus der Erde, abends war die Hülse abgefallen. Dabei kamen die noch Gelben und sehr dicken Keimblätter zum Vorschein. Diese wurden nach ca. 3 Tagen Grün. Nach 5 weiteren Tagen war ein neuer Trieb zwischen den beiden Keimblättern zum Vorschein gekommen, der eine Auswuchtung an einer Seite hatte, bei der es sich scheinbar um ein neues Blatt handelte. Dieser Vorgang widerholte sich alle 5 Tage, bis auf ein mal jeweils 3 Blätter erschienen. Als die Pflanzen ca. 8cm groß Waren (ca. 2 Monate alt) stellten sie plötzlich das Wachstum ein. Ich habe Dünger sehr stark verdünnt (ca. 1/3 der empfohlenen Dosis) und hinzugegeben. Auch nach 14 Tagen passierte nichts, außer dass die Pflanzen anfingen leicht durchzuhängen. Ich habe diese ausgebuddelt und konnte sehen, dass die ohnehin schon sehr dünne Wurzel weggegammelt war. Die Pflanzen habe ich versucht mit Kohle und destilliertem Wasser zu Retten, nach 4 Wochen sind alle eingegangen.

Das enttäuschte mich und ich wollte Wissen warum das Passiert ist. Ich habe weder zu viel gewässert, noch habe ich den Nährstoff/ Mineralgehalt des Wassers überstiegen. Ich habe ein Nährstoffarmes Substrat gewählt, vorher durchgemessen. Das Substrat war sterilisiert, genug Drainage sowie eine konstante Luftfeuchtigkeit herrschten in meinem Anzuchtkasten.
Dabei bin ich auf viele Botaniker im Netz gestoßen die predigen, dass man Pflanzen genau so halten soll wie sie in der Natur wachsen.

Demnach braucht der Bolusanthus einen sehr durchlässigen Boden, mit guter Drainage sowie Wasser von unten, darin gelöst die Nährstoffe. Es ist also möglich, dass mein Substrat zu nass war, zu viel Mineralien hatte und nicht genügend Luft an die Wurzeln gelassen hat.

Parallel zu meiner ersten Anzucht hatte ich mehrere andere Versuchsreihen gestartet. Beispielsweise wuchsen die Pflanzen die ich 48 Stunden im Wasser gelassen habe deutlich besser und die Keimrate war doppelt so hoch. Samen die ich im destillieren Wasser eingeweicht habe wuchsen noch besser. Samen die ich bis zum Braun werden im Wasser gelassen habe keimten fast alle. Somit war klar anfangs viel Wasser, später sehr wenig.

Auch bezüglich der Nährstoffe und Substrate hatte ich viele verschiedene Testreihen, allerdings möchte ich das an dieser Stelle abkürzen und zu meiner "Alter... wenn das nicht klappt, dann klappt garnix" Anleitung kommen.

Die Anzuchtanleitung (Perfektioniert)

___1. Die Wahl der Samen:
Bei der Wahl der Samen solltest du nicht die billigsten nehmen. Ich kaufe seit dieser Versuchsreihe nur noch Saflax Samen. Wenn du nicht sofort alle verpflanzen möchtest, kannst du die übrigen kühl und trocken lagern.

___2. Samen vorbereiten und einweichen
Um die Keimfähigkeit zu erhöhen, solltest du den Samen ganz leicht (damit meine ich wirklich minimal) anschleifen. Hierzu nimmst du ganz feines Schmirgelpapier und fährst vorsichtig mit den Kanten der Bohne über das Papier, bis minimale Schmirgelspuren sichtbar sind.
Danach werden die Samen in einen Becher oder en anderes Gefäß mit destilliertem Wasser gepackt. Das Gefäß wird auf die warme Heizung gestellt. Die Samen verbleiben in diesem Becher bis sie braun und groß werden oder bis ein kleiner Keim Sichtbar ist. Alles Was nicht groß wird, darf gerne nochmal nageschliffen und wieder ins Wasser getan werden. Alles was nach 2 Wochen im Wasser seine Form nicht verändert, wird eh nicht keimen.

___3. Substrat vorbereiten
Als Substrat funktioniert Fibotherm am besten. Fibotherm ist eigentlich ein Baustoff ist aber wenn man es genau betrachtet nichts anderes als Seramis(Blähton) nur besser und günstiger. Dies bekommt ihr im Baumarkt oder im Baustoffhandel. 50L Fibotherm 1-5mm kosten ca. 12€ und man kann es später Weiterverwenden. Fibotherm hat keine organischen Bestandteile die sich zersetzen und fördert somit nicht die Wurzelfäule eurer Pflanzen. Zudem speichert es nur so viel Wasser, wie für eure Pflanze gut ist.
Das Fibotherm kommt in ein Sieb und wird mit kochendem Wasser ausgewaschen.

___4. Das Anzuchtgefäß
Als Anzuchtgefäß verwende ich biologisch-abbaubare Anzuchttöpfe aus Pappe(ich denke zumindest, dass es Pappe ist). Diese bekommen eine Plastikschale daruntergesetzt, sodass man das Wasser von unten geben kann.

___5. Die Samen einpflanzen
Ihr füllt das Fibotherm bis ca. 2cm unterhalb der Oberkante eurer Töpfe auf. Der Samen wird vorsichtig aufgelegt, 1cm hoch mit Fibotherm bedeckt. Danach sprüht ihr am besten vorsichtig destilliertes Wasser von oben auf das Gefäß, bis das Fibotherm sowie der Topf sichtbar nass sind aber nicht unten durchtropft. Unser Gefäß samt der Plastikschalle wird in einen Passenden Gefrierbeutel gesteckt, der Beutel wird verschlossen und auf eine Heizung gestellt. Sobald die Bohne oder die Keimblätter durch die Oberfläche sichtbar sind, entfernst du die Tüte und stellst dein Gefäß an einen hellen warmen Ort.

___6. Das richtige Klima
Gegossen werden die Keimlinge nur von unten mit destilliertem Wasser, du solltest zumindest 1x am Tag mit destilliertem Wasser und einer Sprühflasche die Blätter befeuchten. Die Bäume brauchen viel Licht, sollten allerdings die pralle Mittagssonne nicht direkt abbekommen. Warm und Feucht mögen sie gerne, daher kannst du ihnen eine durchsichtige Tüte drüberziehen. Diese muss regelmäßig entfernt werden, da deine Pflanze ja auch CO2 zum Wachsen braucht. Das Wasser in der Schüssel sollte nie höher als 2mm stehen (sonst Schimmel am Topf!).

___7. Düngen
Nach ca. 6 Wochen haben die Wurzeln meiner Pflanzen das Gefäß durchdrungen. Dies bedeutet Wachstum aber auch Bedarf an Nährstoffen. Alle 3 Tage bekommen meine Pflanzen eine stark verdünnte Lösung aus destilliertem Wasser und einem organischen Dünger. Ich nehme bei Jungpflanzen in Fibotherm immer 1/3 der Herstellerangabe. Fibotherm beinhaltet kaum/keine Nährstoffe, diese müssen also zwingend zugeführt werden. Es ist stets zu bedenken, dass die Pflanzen nach dem Umtopfen ca. 2-3 Wochen lang nicht gedüngt werden dürfen und nur mit Regenwasser oder destilliertem Wasser gegossen werden. Nach dem Umtopfen dürft ihr eure Pflanze auch ganz Normal nach Draußen stellen sobald keine Fröste mehr zu erwarten sind.


Schlusswort:
Ich hoffe einigen von euch kann das helfen nicht komplett zu verzweifeln. Solltet ihr natürlich Verbesserungen oder Fragen haben, teilt sie mir bitte mit. Die 4 Frischlingen unten im Thread sind meine jetzige Anzucht, das Bild ist grade quasi 10 Minuten alt. Die Frischlinge habe ich am 06.11.21 morgens ins Wasser getan, es sind 4 meiner derzeit 8 Pflanzen aus einem 10er Samenpack (sie sind alle gekeimt, allerdings "nur" 8 von 10 gewachsen).
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie mit meiner hiermit erteilten Genehmigung behalten :)
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Antares
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Update: Misho Bonsai: Afrikanischer Blauregen Anzuchterfahrungen

Beitrag von Antares »

Stand 23.12.2021 -

Seit heute bekommen 4 der 8 derzeitigen "Sämlinge" statt des Flüssigdüngers einfach ein Stück Biogold Dünger aufgelegt.

Was ist Biogold?

Biogold ist ein biologischer natürlicher Dünger mit so ziemlich allen Mineralien und Spurenelementen die deine Pflanze benötigt. Nur dran riechen sollte man wirklich nicht.
Bild: https://bonsaischule.de/media/image/18/96/19/1057x1.jpg


Gemäß Hersteller sollen sich die Pellets nur 6 Wochen halten, ich habe allerdings noch nie gesehen wie ein Pallet so richtig "weg" ist. Einige Vertreiber empfehlen die Pellets nur auf das Substrat aufzulegen, allerdings ist es effektiver sie 1cm tief ins Substrat einzudrücken. Wichtig ist, dass die Pellets bloß keine Wurzel direkt berühren.
Alternativ kann man Biogold auch in Wasser auflösen und sie den Pflanzen zugießen. Dabei sollte man nicht mehr als 8 Pellets in 2L Wasser auflösen.

Ich werde über den Erfolg und die Änderungen berichten.
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bluebird2Orlando
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Re: Misho Bonsai: Afrikanischer Blauregen Anzuchterfahrungen

Beitrag von bluebird2Orlando »

Sehr interessant das ganze. Meine ersten Samen sind seit zwei Wochen in der Erde. Von den vier Samen haben drei ebenfalls eine Wurzel nach unten augetrieben
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Antares
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Re: Misho Bonsai: Afrikanischer Blauregen Anzuchterfahrungen

Beitrag von Antares »

Ich habe mit Erde zu 80% nur ganz schlechte Erfahrungen gemacht. Die vier mit dem Fibotherm + Biogold sind inzwischen auf das doppelte seit dem Foto angewachsen. Eine Verdoppelung in 5 Tagen kenne ich sonst nur von meinen Paulownien.

Nachdem ich Feuerbohnen in einem aufgeschnittenem Schwamm zum keimen gebracht habe, werde ich das auch bei denen mal probieren.
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Thomas
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Re: Misho Bonsai: Afrikanischer Blauregen Anzuchterfahrungen

Beitrag von Thomas »

Hallo,
solche Beträge machen mich ratlos.
Da hinterfrage ich mich, was wir hier über 10 Jahren getan haben und wozu wir zig Infoseiten mit Einsteigerhilfen etc. erstellt haben.

Um mich nicht falsch zu verstehen, ich habe auch Spass am Gärtnern und Sämereien und mein Garten und Gewächshaus stehen voll mit allerlei Töpfen voll Pflanzen jeglicher Art.

Nur geht es hier ja um Bonsai.
Das auf dem Bild ist übrigens eine Wisterie, also die auch als Bonsai und hierzulande als Schlingpflanze im Garten bekannte Pflanze.

Wie bitte kommt man auf die Idee einen afrikanischen Blauregen, der hierzulande kaum gedeihen wird, als Bonsai zu ziehen?

Selbst einen Blauregen aus Samen zu ziehen mit dem Ziel Bonsai ist ein wenig zielführendes Unterfangen.
Man kann da schon mal gut 20 Jahre kalkulieren, bis man so eine Art Bäumchen hat und nochmal 10-15 Jahre ehe man den durch gezieltes Gestalten ein bonsainahes Aussehen verpasst hat.
Dazu braucht es aber auch ein einiges an gärtnerischer Erfahrung und aus 20 Pflanzen erhält man evtl. ein bis zwei Pflanzen, die sich für eine Weitergestaltung eignen.
Siehe auch den Beitrag Bonsaibaumschule in den Fachbeiträgen unten.
Dass der dann auch blüht, ist ungewiss.
Und einen Wisterienbonsai lebt einzig von der Blüte, als Baum macht er aus Bonsaisicht sonst wenig her.
Ich habe ein gut 40jähriges Exemplar bei mir stehen, was noch nicht einmal geblüht hat.
Dagegen habe ich vor gut 10Jahren ein etwa 10-15jähriges Exemplar in der Baumschule erworben , was von Anfang an und jedes Jahr gut 40 Blüten hat.
Der hat gut 20 Euro gekostet.
Wenn ich mir heute eine Wisterie als Baumschul- oder Bonsairohware neu anschaffen würde, würde ich den nur in Blüte bzw. mit erkennbaren Blütenknospen kaufen.

Die Erklärungen sind ja gut und schön, nur wozu Sämlinge Biogold brauchen erschließt sich mir nicht.
Wie sagt Walter Pall immer so treffend sinngemäß:
Die Pflanzen wissen nicht dass sie Bonsai sind bzw. werden sollen.
Man könnte jetzt mal ausrechnen, was so ein zweiblättriger Sämling in der Woche an Volldünger braucht.
Ich glaube eine Messerspitze wäre da schon zuviel.
Darum benutzt man zur Sämlingsanzucht auch Anzuchterde die in handelsüblicher Form düngerfrei ist.
Erst wenn der Anzuchttopf ordentlich durchwurzelt ist und sich erste Verzeigungungen bilden mit voll ausgebildete Blätter macht Düngung wirklich erst Sinn.

Wie am Anfang geschrieben ist das alles hier hundertfach nachzulesen in zig Sämlingsbeiträgen.

Als Reaktion kommt dann meist, wann wolle eben einen Bonsai von Anfang an gestalten, man könne sich "teure" Bonsai nicht leistenden usw. oder gar man wolle den Leuten das Hobby vermiesen.
Kokuloris! Wir wollen zeigen wie es geht und wie man erfolgreich Bonsai betreiben und manche Einsteigerklippen umschiffen kann.
Was jeder draus macht, können wir nicht beeinflussen.

Ich habe es bisher übrigens noch nicht erlebt , dass irgendwer Ergebnisse aus solchen Projekten zeigen konnte.
Hier würde ich es bei durchschnittlicher Lebenserwartung sowieso nicht mehr erleben, denn ich gehe auf die 60 zu.
Bei Bonsai zähllt insbesondere Lebenszeit und gemessen am Leben eines Baumes ist eigentlich ein Menschenleben sowieso viel zu kurz.
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Antares
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Re: Misho Bonsai: Afrikanischer Blauregen Anzuchterfahrungen

Beitrag von Antares »

Hallo Thomas,

Zuerst einmal danke für deine ausführliche Antwort. Ich möchte an dieser Stelle hinzufügen, dass ich bis jetzt noch keinen Baumschul-Bolusanthus gefunden habe, daher die Selbstaufzucht.

Ich bin noch nicht mal 30, erfreue mich bester Gesundheit, habe also hoffentlich genügend Zeit den Baum beim wachsen zuzuschauen.

Ich setze auf hohe Anzahl, von Anfang an. Der Gedanke mit dem 2 von 100 kam mir von Anfang an in Kopf, insofern werde ich einfach drauf hoffen, dass es klappt.

Dass es mit dem Klima in DE nicht unbedingt optimal ist, ist mir bewusst. Dem helfe ich nach soweit ich kann, wenn es nicht klappen sollte, dann ist dem halt so. Ich komme mit Rückschlägen ganz gut klar. Außerdem willst du mir doch nicht ernsthaft verkaufen, dass eine Pflanze nur ein Klima abkann. Erklär das mal Monsteras und Ficusen, ich glaube das wissen die noch nicht, sonst würden die das Wachstum sofort einstellen.

Den Dünger gebe ich hinzu als Experiment. Derzeit wachsen die gedüngten Bäumchen besser, das wird an den nicht vorhandenen Nährstoffen im fibotherm liegen.

Hierbei handelt es sich lediglich um einen Aufzuchtbericht, nicht um ein "schau mal war für nen geilen Baum ich habe" thread. Ich experimentiere mit diesem Baum, da ich nicht viel verwertbares dazu im Netz gefunden habe, was mich weitergebracht hat. Die Aufzuchtanleitungen im Netz waren wie gewohnt nicht brauchbar.

Bezüglich der Anzuchterde habe ich durch etliche Pflanzen festgestellt, dass es definitiv bessere Alternativen geben muss. Was bei vielen Pflanzen nicht funktioniert hat, funktioniert bei dieser wunderbar, die anzuchterde war eher problematisch.

Die Zeit wird es zeigen ob das Projekt die "Mühe" wert war

Beste Grüße
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Thomas
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Re: Misho Bonsai: Afrikanischer Blauregen Anzuchterfahrungen

Beitrag von Thomas »

Hallo,
Antares hat geschrieben: 30.12.2021, 18:50 Ich bin noch nicht mal 30, erfreue mich bester Gesundheit, habe also hoffentlich genügend Zeit den Baum beim wachsen zuzuschauen.
Ja das sind doch genau die Antworten , die ich, wie oben schon geschrieben , die dann so kommen.
Bonsai beschäftigt sich doch nicht damit, einen Baum von Anfang an wachsen zu sehen, sondern Bonsai zu gestalten.
Das Material , mit dem Du mit 30 anfängst, bestimmt, was Du mit 60 für Bonsai in Deinem Graten stehen haben wirst.
Wenn es sehr gut läuft , hast Du dann einen 30jährigen Baum.
In jeder älteren Kleingartenanlage findet man 40-60jährige Wisterien. Die gräbt man aus und hat dann entpsprechend einen 90 jährigen Baum mit 60. Das ist dann ein Bonsai und so funktioniert Bonsai in der Praxis.
Hätte mir das vor 30 Jahren jemand gesagt, stünden jetzt bei mir ganz andere Bäume.


Du musst Dich doch auch nicht rechtfertigen, wenn das Spass macht bitte sehr!
Nur sage ich aus eigener Erfahrung und auch aus den Erfahrung diverser Experimente hier, dass das kaum zielführend ist in Sachen Bonsai.
Hierbei handelt es sich lediglich um einen Aufzuchtbericht, nicht um ein "schau mal war für nen geilen Baum ich habe" thread.
Wenn Du mal auf eine Ausstellung gehst und siehst, was dort stehst, willst Du das doch einfach nur haben.
Und jeder will doch irgendwann mal einen "schau mal war für nen geilen Baum ich habe" thread schreiben.
Wenn nicht, hat man doch sein Hobby verfehlt.
Wenn ich dann so Sachen lese wie, Ich mache das nur für mich und will gar nicht ausstellen.
Quatsch mit Soße!
Das ist allenfalls eine Umschreibung für: Ich habe Kackbäume, weiß dass es so ist und habe auch keine Lust, Motivation oder Zeit das zu ändern.
Ja auch gut, nur können Leute, die einfach nur bischen an Bäumen rumtüdeln wollen nicht der Maßstab dafür sein, was wir hier machen und empfehlen.

Will ich nur ab und zu bischen kicken, gehe ich auf den Boltzplatz und brauch keine klugen Ratschläge von Trainern oder Fußballexperten.
Will ich Fußball spielen gehe ich auf den Platz , trainiere und spiele nach Regeln.
Und egal , ab Bundesliga oder Kreisklasse, die Regeln sind die Gleichen.

Du hast doch oben schon ein Bild gepostet.
Dahin will man.
Solche Teile sollen in paar Jahren oder evtl. Jahrzehnten im Garten stehen.
Und das ist auch durchaus realistisch, wenn man es entsprechend angeht.
Und genau das ist es , was wir hier vermitteln wollen.
Antares hat geschrieben: 30.12.2021, 18:50 Die Zeit wird es zeigen ob das Projekt die "Mühe" wert war
Ja sicher, Versuch macht klug!
Nur sicher ist es ratsam, parallel dazu schon andere Projekte anzugehen.
Es ist denke ich auch fair , es den Einsteigern hier auch deutlich zu sagen, dass das in Sachen Bonsai u.U. verschenkte Zeit ist, die Dir keiner zurückgeben kann.

Wie gesagt, wir können hier nur sagen wie es geht und das möglichst ohne erhobenen Zeigefinger.
Was jeder daraus macht, ist ganz allein seine Sache.
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Thomas
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Re: Misho Bonsai: Afrikanischer Blauregen Anzuchterfahrungen

Beitrag von Thomas »

Hallo nochmal,
vielleich als kleiner Tipp.

Ich fahre insbesondere mit Neuensteigern alle zwei drei Jahre zu Walter Pall
und mache einen Workshop Poentialerkennung.
Dort hantieren die Leute mit mannshohen Bäumen , die hundert oder mehr Jahre alt sind.

Glaub mir, da fragt keiner mehr nach Samen oder Stecklingen!
Im Gegenteil, da muss man die Leute erst mal wieder auf den Boden der Realität zurückholen.
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Re: Misho Bonsai: Afrikanischer Blauregen Anzuchterfahrungen

Beitrag von Antares »

Ja natürlich will man auch mal was vorzeigen, das streite ich auch nicht ab. Ist halt aber nicht was ich hier erreichen will. So in 30-40 Jahren kann ich dir gerne die (fast) alten Bäumchen zeigen, wenn die noch leben.

Ich spiele mit dem Gedanken sobald wieder verfügbar mir 2-3 Wisterias zu bestellen, schon ihre 3-5 Jahre alt. Gemäß dem was ich gefunden habe sehen die aus, als hätten die Potential nach 4-5 weiteren Jahren schon was herzumachen.

Und ja derzeit ist mein Sortiment auf junge kackbäume beschränkt. Mein ältester ist grade an die 4 Jahre alt und wurde im Handel als "Bonsai" betitelt, was er noch längst nicht ist.

Hast du noch einen alten Baum, den du mal selbst gezogen hast?
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Re: Misho Bonsai: Afrikanischer Blauregen Anzuchterfahrungen

Beitrag von Thomas »

Antares hat geschrieben: 31.12.2021, 18:25
Ich spiele mit dem Gedanken sobald wieder verfügbar mir 2-3 Wisterias zu bestellen, schon ihre 3-5 Jahre alt. Gemäß dem was ich gefunden habe sehen die aus, als hätten die Potential nach 4-5 weiteren Jahren schon was herzumachen.
Sorry, wir reden hier über verschiedene Dinge.
Ich glaube Dir ist nicht bewusst über welche Zeiträume wir hier reden.
Geh mal irgendwohin, wo Leute Bonsai machen, Ausstellungen, Bonsaigarten, Arbeitskreis, was was ich.
Schau Dir die Bäume an und frage , wie alt die sind und wie lange die die in Pflege haben.
Die Wisterie auf dem Bild dürfte gut 100 Jahre alt sein und wenigstens 30 Jahre in Pflege.
Eine 10 jährige Wisterie hat velleicht 3 oder 4 Äste mit jeweils 2-3 Verzeigungen

Antares hat geschrieben: 31.12.2021, 18:25
Hast du noch einen alten Baum, den du mal selbst gezogen hast?
Ja habe ich, aber das ist prinzipiell immer noch ein Kackbaum.
Warum erzähle ich das Ganze denn hier überhaupt.

Ich habe in der DDR angefangen auf Basis von dem was man so finden konnte über Bonsai. Das waren im Wesentlichen schlecht aus dem dem Japanischen übersetzte Büchlein, die man leider heute immer noch findet, wo genau ddas Ganze mit Stecklingsanzucht usw, drinstand.
So habe ich 20 Jahre rumgewerkelt, bis die Erleuchtung kam, u.a. durch BonsaiArt, aber v.a. durch Kontakt mit Bonsailehrern.

Ich habe qusei erst mit 40 angefangen Bonsai zu machen und meine besten Bäume habe ich erst in den letzten 15 Jahren ausgegraben bzw, erworben. Das ist viel zu spät und wenn da jetzt einige schon nach was aussehen,
ist dass erst der Zeitpunkt , wo Bonsai aigentlich erst beginnt und noch ein langer Weg, denn ich vielleicht nicht mehr erleben werde.
Ehe eine Bonsai das entwickelt, was der Japaner Mochikomi entwickelt, vergehen weitere Jahre und Jahrzehnte.
Übersetzen kann man das in etwa mit Reife durch Pflege und beinhaltet Feinverzweigung, Borke , Pattina.

Ich kann leider die Zeit nicht mehr zurückdrehen, aber wer jung anfängt hat die Chance, das zu erleben.

Wir wollen doch hier niemanden was ausreden oder das Hobby vermiesen, wir wollen erreichen, das Ihr nicht die gelichen Fehler macht, wie wie ich und viele andere auch.
Man kann immer ein "Aber" bringen, aber was ...???

Wie gesagt, es macht wenig Sinn, das jemanden zu erklären, der quasi noch nicht Bonsai wirklich live draußen erlebt hat.
Bonsai wird nicht in Internetforen gemacht, sondern draußen am lebenden Objekt.
Wo gärtnern aufhört und Bonsai beginnt, wird Dir das Internet - oder Buchwissen nicht mehr weiterhelfen.

Ein Japanische Sprichwort geht sogar noch weiter:

Suche nicht nach dem Meister, sondern nach dem, wnach der Meister sucht.

Wenn man allerdings schon mal einen Meister aufsucht und von dem lernt, ist das der eigentliche Anfang der Geschichte.
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