BONSAI-FORUM.DE

Moin Moin,

wie im Vorstellungs-Thread angekündigt, möchte ich eines meiner Bäumchen vorstellen und wäre sehr dankbar, wenn ich ein paar Tipps zum weiteren Vorgehen bekommen könnte.
Ich bin noch absoluter Anfänger und wie das bei Anfängern so üblich ist, wollte ich am Anfang natürlich sofort alles auf einmal und in kürzester Zeit erreichen. Dass das nicht hinhaut habe ich auch mittlerweile realisiert, aber vielleicht kann man mit Geduld noch etwas aus dem Bäumchen machen.

Es ist ein Ficus Benjamini, den ich vor 2 Jahren für kleines Geld aus dem Baumarkt geholt habe. Es waren drei Bäumchen in einem Topf, die ich erstmal getrennt habe. Nach ein paar Monaten habe ich dann eines der Bäumchen auf einen schönen Vulkanstein gesetzt und dafür gesorgt, dass sich die Wurzeln um den Stein klammern. Mittlerweile hat das Bäumchen gut zugelegt und ich bin mit der prinzipiellen Form schon ganz zufrieden.
Das Problem, dass mir jetzt schmerzlich bewusst wird, ist natürlich, dass ich das alles viiiieeel zu schnell angegangen bin und lieber erstmal einen dicken Stamm hätte entwickeln sollen, bevor ich das Bäumchen auf den Stein setze...
Trotzdem ist mir das Bäumchen mittlerweile sehr ans Herz gewachsen und ich würde gerne versuchen, das Beste daraus zu machen. Die wichtigste Frage, die ich mir stelle: wie bekomme ich den Stamm jetzt noch dicker, ohne gleich alles knapp über dem Stumpf abzuschneiden und neu zu machen? (sofern die Pflanze es überhaupt überleben würde)
Meine Absicht ist es im Moment, dass ich das Bäumchen bis auf etwa doppelte Größe stark durchtreiben lasse und hoffe, dass dadurch auch der Stamm dicker wird. Wäre das möglich, oder bin ich da auf dem Holzweg?

Ach so: das Bäumchen steht seit etwa einem Jahr mitten im Wohnzimmer, weit von der Heizung entfernt, unter einer Voll-Spektrum Pflanzen LED. Das scheint ganz gut zu klappen, da es ununterbrochen austreibt. In der Schale habe ich eine 1:1:1:1 Mischung aus Lava Granulat, Akadama, Sand und Blumenerde.

Hallo,
Du brauchst nichts erzählen, so oder ähnlich haben alle angefangen.

Meine derartigen Projekte begonnen vor nunmehr über 20 Jahren sind fast alle schon über den Jördan oder zieren meinen Garten als ganz normale Ziergehölze.

Felspflanzungen sind die Hohe Schule von Bonsai.
Trotzdem habe auch ich sofort angefangen Sämlinge über Felsen zu binden.

Der Unterschied war, ich wusste schon in etwa, welche Art Felsen ich brauche, dass es auch ein Bild gibt und ich wusste auch in etwa mit welchen Arten das funktionieren könnte.

Das geht nur mit schnellwachsenden Arten und nur mit Freilandkultur.

Und so hat es dann auch ein Bergahorn geschafft , 20 Jahre zu überleben.

Hätte man mir vor 20 Jahren das jetztige Ergebnis gezeigt, hätte iich evtl. auf den Baum Lobeshymnen gesungen, aus heutiger Sicht und mit heutigem Anspruch belächle ich eher so ein Ergebnis nach 20 Jahren Arbeit.

Klar hat man nach 20 Jahren eine Beziehung zu dem Baum, aber damit würdest Du auf einer Regionalausstellung nicht mal einen Trostpreis bekommen.

Ok bei einem Ficus in Zimmerhaltung kannst Du in jedem Fall nicht auf üppigen Zuwächse hoffen.

In der Praxis nimmt man einen reifen Baum der sich anbietet , auf einen Felsen gepflanzt zu werden und sucht dazu einen passenden Stein.

Es kann aber auch durchaus sein, ich habe einen tollen markanten oder außergewöhnlichen Stein und suche eine passende , aber auch reife Pflanze, dazu .

Nach dem Motto , ich habe gerade vom Baumarkt billig Steine ergattert und pflanz da mal schnell drauf, was so bei mir rumsteht , wird zumindest nix Tolles draus.

Die Felskultur ist an sich schon nicht ganz unkompliziert und im Zimmer steht bei Indoors sowieso immer das Problem, die Arten überhaupt über Jahre vital und am Leben zu halten.

Natürlich kann und wird ein Einsteiger solche Projekte und Experimente machen.
Man lernt ja bei allem immer auch was dazu.

Man sollte sich aber nicht in solchen Projekten verzetteln und zu hohe Erwartungen dran hängen.

Der Gute alte Naka empfielt :
Nimm Dir eine einfache Stilform wie z.B. Frei aufrecht (Kiefer , Wacholder) oder frei aufrechte Besenform (Laubarten) und versuche daran, die Ästektik von Bonsai zu begreifen und Dich in Kultivierung und den verschiedenen Techniken zu üben.

Hallo Thomas,

danke für die ausführliche Antwort. Freut mich, dass wahrscheinlich jeder mal so anfängt. Das liegt bestimmt daran, dass solche Felspflanzungen für das ungeübte Auge einfach am beeindruckendsten aussehen. Und deswegen möchte jeder auch gleich zu Beginn so etwas haben.

Ich werde den Baum auf jeden Fall weiter nach bestem Wissen pflegen und versuche das Beste daraus zu machen - immerhin habe ich schon einiges dabei gelernt und das ist ja auch was. Vielleicht schaffe ich es ja, in einem Jahr oder so nochmal ein aktuelles Bild zu posten.

Da die Saison ja jetzt vorbei ist, muss ich mich wohl bis März gedulden, bevor ich im Gartencenter nach geeigneten Erstgestaltungs-Material suchen kann... aber Geduld gehört ja schließlich dazu!

Der Ficus hat doch auch schön zugelegt bei dir.
Damit gewinnst du vielleicht keine Ausstellungen, die Hauptsache ist es doch, dass er dir gefällt. Ich kann mir den später auch gut vorstellen. Die helle Borke auf dem dunklen Stein wird bestimmt gut aussehen.

Evtl. noch ein kleiner Tipp.
Das,was Du da mir Binden gewickelt hast, solltest Du mit Fölie machen und dann
das Ganze kplt bis zum Stammansatz unter die Erde bringen.

Nach paar Jahren legt man Stück für Stück den Stein wieder frei.

@ RolfoEstebonsai:
Danke! Das habe ich mir auch gedacht. Ich habe ein paar Vulkansteine aus Teneriffa mitbringen können und da wächst der Ficus auch in freier Natur - und auch teilweise an Orten, wo diese Steine liegen. Die Farbkombination mit dem dunklen, etwas rötlichen Stein, dem hellen Holz und dazu das frische Grün hat mir super gefallen. Sowas wollte ich dann auch im Kleinen zu Hause haben

@ Thomas
Danke für den Tipp. Sollte ich noch mal sowas mit einer anderen Baumart gestalten, dann werde ich das sicherlich so machen. Allerdings habe ich grade bei dem Ficus Bedenken, wenn ich ihn in dieser Phase zu lange Zeit ungehindert wachsen lasse. Ich habe vor Kurzem zwei Ficus umgetopft. Und die hatten beide nach etwa 2 Jahren diese typischen dicken knollenartigen Wurzeln entwickelt, fast doppelt so dick wie der Stamm. Bei "normalen" Bonsaiformen mag das kein Problem sein, weil die Wurzeln unter der Erde liegen. Beim Seki-Joju fände ich es irgendwie unpassend, wenn solche dicken Knollen außen an dem Stein hängen...
Da würde ich eher dazu tendieren, die Wurzeln früher frei zu legen. Danach kann sich der Baum unter dem Stein gerne ausbreiten und dick machen, wie er will.

Also das Eingraben mit Folie bringt meist lehrbuchmäßige Ergebnisse.
Ok, mach Dein Ding!

Also wenn das bein Ficus genauso klappt, dann werde ich den Rat beherzigen. Ansonsten würde ich ja nicht im Forum um eure Meinung fragen. Ich habe halt keinerlei Erfahrungswerte und das mit den Knollenwurzeln war ein persönlicher Eindruck, den ich hatte und mal zur Diskussion stellen wollte. Na ja - bis ich so ein Projekt noch mal angehe, dauert es bestimmt noch ein Jahr oder länger.