Jungpflanzen (die eigentlich mal groß werden wollten)

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Gemuet
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Jungpflanzen (die eigentlich mal groß werden wollten)

Beitrag von Gemuet »

Guten Tag und einen fröhlichen Mai wünsche ich,
ich bin ein totales Greenhorn, was Bonsai betrifft, und bin begeistert, dass es dieses Forum gibt. Ich bin vielleicht auf etwas unkonventionelle Weise zum Bonsai-Hobby gekommen. Letztes Jahr habe ich einen mäßig verwilderten Garten übernommen, den ich so nach und nach 'entrümpele'. Dabei habe ich viele junge Bäumchen oder Sämlinge gefunden bzw. finde ich immer noch. In meinem Garten (in dem 9 alte Obstbäume stehen) finden die leider keinen Platz, auch sonst möchte sie niemand haben, deshalb suchte ich eine Verwendung für sie. Mir hat dann jemand vorgeschlagen, "Bonsais daraus zu machen" - und so bin ich auf dieses Forum gestoßen. Ich lese jetzt ein paar Monate hier mit, habe mir zunächst mal bei einer Bonsai-Schule ein Buch gekauft und mich dort und hier ein wenig eingelesen.
Meine Hauptmotivation ist also nicht, möglichst schnell möglichst originalgetreu gestaltete Bäumchen zu pflegen, sondern eher, die Sämlinge in meinem Garten so zurechtzuschneiden, dass sie sowohl ober- als auch unterirdisch Platz finden und nicht mit dem restlichen Bewuchs ins Gehege kommen. Ich bin da recht unbedarft, dafür geduldig und spielfreudig.

Ich habe sowohl in meinem schlauen Buch als auch hier Lücken entdeckt, was die Pflege von Jungpflanzen angeht - und hier im Forum nun auch festgestellt, dass das daran liegt, dass solche Pflanzen für die Bonsaigestaltung eher uninteressant sind, da sie noch Jahre des vor sich hin wachsens vor sich haben. Mich interessiert nun, was ich in diesen Jahren an kleinen Handgriffen tun sollte, um den späteren Weg des kleinwüchsigen Bäumchens zu ermöglichen. (Die vier- bis sechsjährigen Jungpflanzen, die die Bonsaischule verkauft, haben offensichtlich schon eine spezielle Pflege genossen, also scheint es während der ersten vier Jahre zumindest einige Dinge zu geben, die angezeigt sind)

Bisher habe ich so eine diffuse Ahnung von teilweise gegensätzlichen Schritten: im Freiland unbegrenzt wachsen lassen für Stammverdickung und Wurzelbildung, in der Länge kürzen (um Triebbildung weiter unten zu forcieren?), im Freiland in Pflanzgefäße pflanzen für kontrollierte Wurzelballen... Ich bin mir da überhaupt nicht im Klaren, welche Schritte wann angezeigt sind, und ehrlich gesagt auch etwas verwirrt. Dazu stelle ich im Folgenden noch Photos ein. Es wäre toll, wenn jemand Lust und Zeit hätte, mir ein paar Tips dazu zu schreiben. Und wenn der Tip ist: die nächsten 5 Jahre nix machen, bin ich auch glücklich, ich habe hier keine nervösen Trigger-finger, bei mir im Garten gibt's auch sonst genug zu tun. :mrgreen:

Ich habe bisher nur Fotos der Pflanzen in der Erde, da ich noch nichts ausgebuddelt habe - kann aber Fotos von den Wurzeln nachholen, wenn das nötig ist.

Ansonsten habe ich einen Eimer voll mit Walnusskeimlingen (wir haben eine Eichhörnchenfamilie hier wohnen :D ), falls irgendjemand daran Interesse hat.

Vielen Dank schonmal!
Gemuet
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Re: Jungpflanzen (die eigentlich mal groß werden wollten)

Beitrag von Gemuet »

Ok, jetzt geht es los mit Fotos - die sind leider wegen des Hintergrunds nicht sehr klar, ich hoffe Ihr könnt trotzdem das nötigste erkennen.

Zunächst eine Walnuss. Die ist so 1,50m hoch und der Stamm unten ist vielleicht 1-2cm dick.
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Ich habe schon gelesen, dass Walnuss sich nicht so sehr als Bonsai eignet oder zumindest nicht für Anfänger. Mir geht es nicht so um das Endergebnis, sondern eher, dass ich mit dem Material, dass da ist, irgendwas anfange.
Gemuet
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Re: Jungpflanzen (die eigentlich mal groß werden wollten)

Beitrag von Gemuet »

Hier meine Eiche, die im Blumenbeet zum Vorschein kam, und den Anstoß zu Bonsai-Überlegungen gab. Ausgewachsene Eichen sind einfach zu groß für kleine Stadtgärten. :D

Ist es ein Problem, dass sie im unteren Drittel keine Triebe hat? Wird sie neue bilden, wenn ich oben kürze? Die Eiche ist ca. 1,60m hoch und hat einen Stamm von vielleicht 0,8cm Durchmesser, der sich kaum verjüngt.

Bild

Das Foto ist zwei Wochen alt, inzwischen hat sie Blätter.
Gemuet
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Re: Jungpflanzen (die eigentlich mal groß werden wollten)

Beitrag von Gemuet »

Dies hier sind neue Triebe unten an einem der Apfelbäume, die ich gerne abmoosen würde. Die Triebe sind alle so zwischen einem halben und einem Meter lang. Davon könnte ich auch gerne welche abgeben, wenn es klappt!

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Gemuet
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Re: Jungpflanzen (die eigentlich mal groß werden wollten)

Beitrag von Gemuet »

Und dann habe ich mir bei der Bonsai-Schule auch noch zwei Jungpflanzen bestellt, die mir gefallen haben... :o

Eine Kastanie
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und einen Wacholder
Bild

Hierzu habe ich die Frage, ob ich die jetzt schon pinzieren soll, sie treiben gerade kräftig aus, oder ob das auch erst in einigen Jahren notwendig ist.
Desweiteren - soll bzw. kann ich die beiden jetzt auch erstmal 'frei' ins Freiland pflanzen - oder sollten die Wurzeln in einem größeren Pflanzgefäß eine Begrenzung haben?
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Thomas
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Re: Jungpflanzen (die eigentlich mal groß werden wollten)

Beitrag von Thomas »

Hallo,
der Wacholder scheint eine Fichte zu sein.
Die anderen sachen sind eher suboptimal für den Start eines Einsteigers ins Bonsaileben.

Walnuss ist absolut schwierig, das Ausgangsmaterial zeigt auch nichts , was in Richtung Bonsai gehen könnte.
Das gleiche gilt für die Eiche. Die kannst du 20 cm über der Erde kappen und dann mal sehen, was sich nach dem Austrieb daraus entwickelt.

Kastanie ist auch nicht gerade ein Bonsai-Burner, aber zumindet ist der schon entsprechend vorbehandelt.

An Einsteigerarten würde ich Ahorne, Buche Ulme oder schuppige Wacholder empfehlen.

Schau mal auf meine Seite da sind Baumchronken, wo Du ersehen kannst was so als Ausgangsmaterial geht, was draus weden kann und wie lange das so dauert.
http://home.arcor.de/pallmers.home/Chro ... ml#Galerie
Gemuet
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Re: Jungpflanzen (die eigentlich mal groß werden wollten)

Beitrag von Gemuet »

Dankeschön für Deine Einschätzung, Thomas, und dass Du Dich als Experte mit sowas abgibst. :-)
Dass das Material nicht optimal ist, wundert mich nicht, da ich die Bäume nicht gezielt im Hinblick auf 'Bonsai' ausgesucht, sondern einfach gefunden habe. Mir geht es darum, die Bäume oder Büsche, ich hier so finde, klein zu gestalten, damit sie bleiben dürfen. Und nebenbei etwas neues zu lernen. Wenn das nicht geht, ok, ich hätte sie ja dann eh rausgerissen und bestenfalls zu Brennholz verarbeitet.
Ich finde hier auch wöchentlich mehr, Haselnuss, Zierquitte, Flieder, Forsythie, Efeu gibt's auch ordentlich..
Neue, bzw 'bonsaitauglichere' Pflanzen schaffe ich mir erstmal nicht mehr an.

Ich werd dann mal nach Deinem 'Baumschulfaden' vorgehen. Da hab ich nur noch die Frage nach Schalenpflazung - Du schreibst, dass manche der Pflanzen offensichtlich ein paar Jahre in Schalen waren, ab wann macht man das, und ab wann wieder ins Freiland?
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Thomas
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Re: Jungpflanzen (die eigentlich mal groß werden wollten)

Beitrag von Thomas »

Ich bin kein Experte, ich mach es halt schon paar Jahrchen und man zahlt
gerade am Anfang viel Lehrgeld.
Mit der Zeit entwickelt man einen Blick was geht und was eher nicht.
Auch gerade die Bonsaibaumschule ist so ein Thema.
Von meinen 20 gezogenen Hainbuchen z.B. sind jetzt evtl. 2-3 dabei, wo ich sage, das werden mal richtig gute Bäume.
Wenn ich bedenke, was ich da für Arbeit investiert habe, würde ich aus heutiger Sicht lieber
zu einer professionellen Bonsaibaumschule gehen und mir dort aus hunderten Exemplaren ein passendes Teil aussuchen.

Deine gezeigten Bäume würde ich 20cm überm Boden kappen (Wundverschluss) und dann warten bis sie unten wieder ausschlagen. Wenn der Austrieb kräftig genug ist, kannst Du die Teile nach 2-3 Jahren augraben und erst mal in einen flachen Kübel pflanzen und in den Folgejahren den Wurzelansatz bearbeiten und obenrum mit der Gestaltung beginnen.

Ob man ihn dann noch einem ins Feld stellt ist abhängig davon, ob er noch mehr zulegen soll an Stammdicke oder nicht.
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