Hallo Matthias,
1. Ich habe die Pflanzen, von denen ich keine Ahnung habe, wie alt die bereits sind (Fotos kommen noch), in Blumenerde umgetopft und gewässert durch das "Tauchen", was anscheinend gut funktioniert. Ich habe gelesen, dass es diese spezielle Akadama oder andere Bonsaierde gibt. Brauche ich diese Spezialerde oder erst später, wenn ich die Pflanzen im Frühling umtopfe?
Grundsätzlich: Das Substrat sollte mittel bis grobkörnig sein (> 1-2mm Korngröße, alles was drunter ist aussieben), Wasser gut durchlassen, und deinem Gießverhalten angepasst sein, d.h. es sollte immer wieder etwas abtrocknen können, bevor es wieder gegossen wird.
Akadama ist als Bestandteil dabei relativ optimal -- es funktioniert aber z.B. auch eine Mischung aus gebrochenem Ton (gebrochene(!) Lecakügelchen) oder Lavagranulat oder Bimskies, Splitt oder Kies, Sand, Blumenerde, etc. Sogar gewisse Katzenstreuprodukte können als Akadamaersatz benutzt werden.
Nachdem jetzt ein sehr ungünstiger Zeitpunkt zum umtopfen war, würde ich auf alle Fälle mit irgendeiner Umtopf-oder Wurzelschnittaktion bis zum nächsten Frühjahr warten (das ist wichtig!).
Tauchen und besprühen sind auf längere Sicht gesehen Notlösungen, mit dem richtigen Substrat wird mit einem feinen Brausestrahl erst gegossen sobald sich die Erde oben trocken anfühlt, und solange gegossen, bis es unten aus der Schale heraus
läuft.
2. Den Wurzelschnitt musste ich bei einigen Pflanzen vornehmen, sonst hätten die nicht in die Töpfe, die die Wurzeln gerade so aufnehmen, gepasst, weil ich gelesen habe, dass dass Substrat in größeren Topfen zu lange kalt und nass bleibt, was den jungen Wurzeln nicht gerade passen könnte. Einigen Pflanzen war das wohl zu viel und starben. Muss ich das auch schon bei ganz jungen Pflanzen machen, die ca. 1-2 Jahre alt sind?
Wundert mich nicht dass das einige nicht überlebt haben -- wie gesagt, absolut der falsche Zeitpunkt zum umtopfen.
Wurzelschnitt wird auch bei jungen Pflanzen gemacht, aus zwei Gründen:
- - man kann Wurzeln richtig anordnen ('hinlegen'), solange sie noch klein sind
- - auch junge Pflanzen durchwurzeln ihren Topf, und brauchen alle Jahre wieder Platz zum wachsen
Der Zeitpunkt des Wurzelschnitts ist aber nicht unwichtig, und das ist in der Regel im Frühjahr.
3. Einige der Pflanze haben schon Blätter, die zu groß im Vergleich zu ihrem Stamm sind. Soll ich die schneiden? Also das mit dem Radikalschnitt, dass ich bis zur Blattstengel bzw. Blattmitte abschneide, damit die Pflanze angetrieben wird, sich zu verzweigen und mehr Blätter zu produzieren? Die Pflanzen sind so um die 10 cm hoch und ich würde diese Größe gerne beibehalten.
Nein, geschnitten wird vorerst gar nichts. Das größte 'Problem', das die Jungpflanzen haben, ist ihr zu dünner Stamm. Damit der schnell dicker wird, müssen sie wachsen, und dafür brauchen sie jedes Blatt, das sie haben. Wenn sie gewachsen sind (deutlich größer als die 10cm!), kann man sie im Frühjahr wieder auf die gewünschte Größe zurückschneiden.
Immer sofort zurückschneiden, um bei den 10cm zu bleiben, würde die Pflanze um Jahre zurückwerfen -- sie kann nicht wachsen, also braucht auch der Stamm um ein vielfaches länger um dicker zu werden.
4. Wann soll ich denn überhaupt anfangen, die Pflanzen in Form zu drahten oder zu biegen?
Der Stamm kann unter Umständen schon in jungen Jahren 'geleitet' werden, dabei wird mit einer sehr lockeren Drahtwindung (die keinesfalls anliegen darf, sondern eher ein 'Spiralrohr' vorgibt, in der der Stamm wächst) der Stamm leicht kurvig gelenkt. Erst wenn der Stamm dick genug ist, kann man über einen Astaufbau und Drahten/biegen nachdenken. Um in einer Zeitspanne zu reden: in ein paar Jahren.
5. Wie überwintere ich diese jungen Pflanzen? Ich habe im Winter ein sehr kühles Schlafzimmer, dort könnte ich alle doch überwintern? Mein Schlafzimmer hat im Winter um die 10 Grad. Oder soll ich sie, wie ich gelesen habe, in eine Kiste mit Füllmaterial stellen und windgeschützt draußen überwintern?
Bäume die draussen wachsen, müssen auch im Winter draussen bleiben -- sie sind genetisch dafür geschaffen. Werden sie drinnen überwintert, war es das bald mit dem Baum.
Also: windgeschützt in einer Kiste mit Füllmaterial draussen ist optimal. Nur für die Ulme wäre dein Schlafzimmer vorzuziehen, vor allem wenn es im Winter unter -5°C in der Überwinterungskiste bekommt. Bei Werten um oder knapp oberhalb des Gefrierpunkts geht es auch der Ulme in der Überwinterungs gut -- sie wird erfahrungsgemäß im Frühjahr sogar fitter sein als die die drinnen bei 10°C überwintern.
6. Meine Pflanze stehen auf einer Westterasse und bekommen ab Mittag die Sonne. Soll ich sie dort stehen lassen? Anscheinend taugt es ihnen dort.
Ja, spricht offensichtlich nichts dagegen. Hell ist immer gut.
7. Zudem habe ich mir eine Ulmus parvifolia (7 Jahre)gekauft. Sie steht bei mir draußen auf dem Tisch in der Sonne und ich gucke jeden Tag nach, damit sie nicht vertrocknet. So bekomme ich hoffentlich auch ein bißchen Praxis mit dem Schneiden. Soll man gekaufte Bonsai auch gleich umtopfen?
Teil, teils -- je nachdem. Wenn das Substrat in Ordnung aussieht, und der Baum keinerlei Mangelerscheinungen zeigt, würde ich ein Umtopfen regulär im Frühjahr empfehlen (Umtopfen = immenser Stress für den Baum). Wenn die Erde kein Wasser aufnimmt oder erkenntlich ungünstig ist, und zu erwarten ist dass der Baum es nicht mehr bis in das Frühjahr schafft, nimmt man den Stress durch ein Umtopfen in Kauf. Aber dann gilt: Finger weg vom Wurzelschnitt!
8. Ich möchte aus Rosenstecklinge mal Rosenbonsai machen. Ich habe einen Steckling, der sehr klein aber mit kleinen Blättern und Knopsen und Wurzelansatz ist, in ein Gemisch aus Sand und Erde in einen Topf gepflanzt und der steht auch draußenin der Sonne bei den anderen Pflanzen und scheint nicht einzugehen zu wollen. Manche Bücher sagen, dass man die erste Zeit der Stecklinge im Schatten oder Halbschatten pflanzen soll, andere sagen aber in die Sonne...was soll ich machen?
Grundsätzlich: Stecklinge haben vorerst keinerlei Wurzel, die Wasseraufnahme kann daher nur über die Blätter erfolgen. Würde man den Steckling in die Sonne stellen, vertrocknet er sehr rasch. Deshalb werden Stecklinge in den Schatten gestellt und/oder in 'gespannte' Luft (d.h. hohe Luftfeuchtigkeit), um die Wasseraufname über die Blätter in Gang zu halten, bis er gewurzelt hat. Wenn bereits Wurzeln vorhanden sind, wird die Sonne nicht schaden.
Ich habe von Rosen noch nie Stecklinge genommen, aber ich würde mich wundern wenn es da anders ist.
Bei Büchern die ein Pflanzen von Stecklingen in die Sonne raten, müsste man vielleicht genau lesen, warum, welche Baumart oder unter welchen besonderen Voraussetzungen das geraten wird. Üblicherweise hell, keine direkte Sonne. Wärme von unten (warmer Topf) nützt der Wurzelbildung, Wärme oder Sonne von oben kann den Steckling innerhalb von Stunden irreparabel austrocknen lassen.
Mein Rat für deinen Fahrplan:
- - Bis zum Frühjahr rein auf gießen und düngen beschränken (das ist für einen Einsteiger schon schwer genug; die Pflanzen wurden zu einem ungünstigen Zeitpunkt ausgegraben und beschnitten, daher brauchen die unbedingt Erholung dieses Jahr)
- - Überwinterung windgeschützt in einer mit Füllmaterial teilgefüllten Kiste
- - Im Frühjahr Wurzelschnitt, dann auspflanzen in den Garten (schnellste Möglichkeit, um den Stamm dicker zu bekommen)
- - Ungestört wachsen lassen, nur gießen und düngen, Stammverlauf beobachten und eventuell schon etwas leiten
- - Im August in der Ausdehnung der weitesten Äste mit einem Spaten kreisförmig umstechen (nicht ausgraben; dient nur zur Wurzelbildung in Stammnähe)
- - Im Frühjahr ausgraben, Rückschnitt der Äste, Wurzelschnitt, dann entscheiden ob der Stamm dick genug ist und ob genug Feinwurzeln in Stammnähe sind
Wenn nein, wieder in den Garten, noch ein Jahr...
Wenn ja, in eine Schale setzen, alle Äste weg, dann neu beginnen mit dem Astaufbau.
Diese Vorgehensweise ist üblicherweise die schnellste, ein Wachsen/immer Schneiden in der Schale ist überlicherweise die langsamste.
Verhältnis vielleicht 1:10 -- sprich bei ungestörtem Wachstum im Garten erreicht man in einem Jahr dasselbe Ergebnis wie in 10 Jahren in der Schale.
Eventuell wäre auch über eine mehrjährige Jungpflanze aus der Baumschule nachzudenken ... ist die billigste und schnellste Variante im Vergleich zur Samenanzucht.
Jochen
P.S. Welche Sorte deine Rose ist, können anhand eines Fotos wohl nur absolute Spezialisten bestimmen (üblicherweise kann auch keiner von einem Foto deiner Beine auf deinen Namen rückschliessen ...

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