Bonsai und Regeln, Bonsai- und -Künstler
Verfasst: 23.05.2014, 23:47
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http://bonsaiforum.de/viewtopic.php?f=5&t=4527
Vorab zum Verständnis eine Zusammenfassung einiger Beiträge, die zu der Diskussion führten:
Klar nimmt der Trend zu Importen zu, dass was WP immer gern als geleckt bezeichnet.
Für mich sind das z.B. diese austauschbaren Dreispitzer, die geradezu inflationär geworden sind.
In Fürth konnte man aber auch eine Eibe von einem Japaner sehen , die direkt von der Kokufu kam.
Die war, um in dem Jargon zu bleiben, mehr als geleckt und trotzdem einzigartig.
Wer sich als Bonsainer dafür nicht begeistern kann, hat wohl das falsche Hobby gewählt.
Es wird immer von Regeln gesprochen.
Kennt die überhaupt jemand? Ist irgendwo niedergeschrieben, so oder so muss ein Bonsai aussehen? Ich wüsste nicht wo.
Ja es gibt Silformen und es gibt ein Grundaufbau mit Haupt- und Neben- und Rückästen.
Ob ich es will oder nicht, mein Baum entspricht irgendwo irgendeiner Stilform, denn diese Stilformen hat sich nicht irgendein Guru im stillen Kämmerlein ausgedacht, sondern die entsprechen dem , was man so in der Natur vorfindet.
Das sind doch auch keine Regeln, allenfalls Orientierungshilfen.
Es gibt ja demzufolge auch keine Bonsaipolizei.
Und ob ich es will oder nicht hat mein Baum Haupt- und Nebenäste.
Er unterliegt auch der allgmeinen Esthetik, Goldener Schnitt, Leerräume usw., egal was ch davon halte.
Ein Baum sieht selten gut aus , wenn die Äste von unten noch oben dicker werden.
Ob der Besitzer das gut findet und er damit leben kann, ist sein Bier.
Er kann aber kaum erwarten, dass er da großartig positive Kritik erntet.
Und wenn er sich gar einer Bewertung stellt, gibt es wenig Pluspunkte.
Da hilft es auch wenig , wenn er sagt, das ist irgendwie chinesischer Stil oder naturalistisch.
Dann kommt auch meist gleich der Schluss, diese Bewertungen sind Mist, weil da nur die Regeln zählen.
Da sind wir wieder am Anfang. Es gibt diese Regeln , wie ein Bonsai auszusehen hat, nicht.
Es gibt Bewertungsregeln. Die Regeln aber nur wie die Bewertung abläuft und welche Kriterien herangezogen werden.
Hauptkriterium ist der Eindruck, den der Baum beim Bewerter hinterlässt und ganz hinten kommt irgendwo ohne entscheidenden Einfluss, ob die Schale zum Baum passt.
Eine guten Bonsai muss bei mir Eindruck hinterlassen, ob nun geleckt, halbgeleckt, naturalistisch oder chinesisch oder was die Leute sich sonst noch für Prädikate ausdenken.
Die Gefahr ist, und das erlebt man gerade im BFF bei den Naturalismusdebatten, dass man sich hinter solchen Prädikaten versteckt.
Es graust mir manchmal , wofür der Naturalismus alles herhalten muss.
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Vorab zum Verständnis eine Zusammenfassung einiger Beiträge, die zu der Diskussion führten:
Undine hat geschrieben:Es gibt Bonsairegeln....naja Richtlinien.....äh Empfehlungen....
So Regeln zum Thema Harmonie,Ausgeglichenheit.
Der goldene Schnitt.
Ich glaube,das können Dir andere besser erklären.
Dafür gibt es Arbeitsgruppen,Workshops ,Zeitschriften usw.
Mein Problem ist,nach Beachtung dieser Regeln erhälst Du einen schönen alt wirkenden Baum.
Schön finde ich die auch. Aber so sind die Bäume in der Natur nicht.
So wie Menschen nicht biometrisch sind.
Ich mag halt Menschen mit Warzen,Falten usw.
Und ich finde halt Bäume kaum in Bonsaischulen,sondern in Gärtnereien.
Diese Bäume haben Fehler.
Dieser Baum sieht ein bisschen flaschenförmig aus ,hat keinen sich nach oben gleichmäßig verjüngenden Stammverlauf.
Er wirkt eher wie eine Kopfweide,nicht wie ein ehrwürdiger Riese in klein aus.
Die Äste haben eine ungleichmäßige Verteilung mit unglaubwürdiger Verdickung.
Es müßten unten die dicksten Äste sein,und oben zunehmend feiner.
Was meine ich mit "Schönen".
Ich versuche die Verdickungen mit Schnitt auszugleichen.
Und-naja den Regeln anzugleichen.
Ich weiß,wenn die Idee vorbei ist.
twotower hat geschrieben:Hallo Undine,
Na endlich mal jemand mit der gleichen Gesinnung !Undine hat geschrieben: Aber so sind die Bäume in der Natur nicht.
Auf Ausstellungen, bei Händlern, Foren etc bin ich immer sowas von gelangweilt,
wenn ich diese nach Regeln gestalteten Bäume sehe, technische Meisterwerke, perfekte
Proportionen, künstlerisch und ausgewogen, klar, alles Top, aber eben extrem langweilig
(abgucken kann man sich an den Bäumen aber immer noch genug).
Ich freu mich immer über jeden Baum, der einfach so ist, wie er ist.
Was aber nicht heisst, dass man die Bäume nicht pflegt, für eine guten Astaufbau sorgt (damit Licht reinkommt),
den Baum verbiegt, wie mans selbst gut oder natürlich findet etc.
Ich liebe schräge Schalen (die gar keine sind), merkwürdige Kombinationen,
Unterpflanzungen, komische Nebaris mit Luftwurzeln oder eben gar keine sichtbaren Wurzeln.
Dieses Perfektionieren der Natur ist mir wirklich ein Greuel.
Im BFF (da bist du ja auch) wurde ja z.B. gerade die Ajanfichte von Walter Pall
nochmal gezeigt und ausgiebig besprochen.
Es wurde debattiert, ob eine Hakenwurzel nicht ein Makel ist.
Herr Pall hat das dadurch entschärft, dass er den Baum auf eine Landschaftsschale gepflanzt hat, soweit völlig logisch.
Der Baum selber ist aber an Perfektionismuss kaum noch zu übertreffen, mit perfekter Silhouette und einem Traum einer Feinverzweigung,
zu einem Baum in der Landschaft passt das aber eben gerade nach meiner Meinung überhaupt nicht mehr.
Undine hat geschrieben:Noch jemand der sich auf den Ausstellungen langweilt? Wahnsinn!
Ich bin nicht allein.
Ich hab immer das Gefühl,die anderen lachen mich aus oder sind verschnupft,wenn man sagen
würde,die Bäume sehen alle gleich aus!
Dabei hatten wir beim Workshop 1 Eibe,1 Ahorn und 1 Apfel,die nach Schablone jeden Ast an der selben Stelle hatten.
Sogar die Größe stimmte. Es fiel erst da auf als ich darauf ansprach!)
Den Baum von W.Pall finde ich sehr beeindruckend.
Strahlt er doch das Leben und nicht wie oft Siechtum aus.
Aber auch andere Gestalter haben Bäume,wo man das pulsierende Leben geradezu fühlt.
twotower hat geschrieben:Hallo,Unbezweifelt. Definitiv einer der grossen, europäischen Meister. Sein Werk und die neue Wege, die er beschreitet, sind bewundernswert.Undine hat geschrieben: Den Baum von W.Pall finde ich sehr beeindruckend.
Strahlt er doch das Leben und nicht wie oft Siechtum aus.
Und ein grosser Wegbereiter des Naturalismus.
Aber auch er hat Japan sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen und sich noch nicht ganz davon befreit.
Überraschend sind seine Bäume leider auch nicht.Insbesondere die jungen Japaner.Undine hat geschrieben: Aber auch andere Gestalter haben Bäume,wo man das pulsierende Leben geradezu fühlt.
Nun weiß ich nicht, auf welchen Ausstellungen Du so verkehrst, aber hierzulande, etwa auf der letzten Clubaustellung, der EBA oder auch der Trienale 2013 in Decin sah man größenteils heimische Bäume.twotower hat geschrieben: Auf Ausstellungen, bei Händlern, Foren etc bin ich immer sowas von gelangweilt, wenn ich diese nach Regeln gestalteten Bäume sehe,
Klar nimmt der Trend zu Importen zu, dass was WP immer gern als geleckt bezeichnet.
Für mich sind das z.B. diese austauschbaren Dreispitzer, die geradezu inflationär geworden sind.
In Fürth konnte man aber auch eine Eibe von einem Japaner sehen , die direkt von der Kokufu kam.
Die war, um in dem Jargon zu bleiben, mehr als geleckt und trotzdem einzigartig.
Wer sich als Bonsainer dafür nicht begeistern kann, hat wohl das falsche Hobby gewählt.
Es wird immer von Regeln gesprochen.
Kennt die überhaupt jemand? Ist irgendwo niedergeschrieben, so oder so muss ein Bonsai aussehen? Ich wüsste nicht wo.
Ja es gibt Silformen und es gibt ein Grundaufbau mit Haupt- und Neben- und Rückästen.
Ob ich es will oder nicht, mein Baum entspricht irgendwo irgendeiner Stilform, denn diese Stilformen hat sich nicht irgendein Guru im stillen Kämmerlein ausgedacht, sondern die entsprechen dem , was man so in der Natur vorfindet.
Das sind doch auch keine Regeln, allenfalls Orientierungshilfen.
Es gibt ja demzufolge auch keine Bonsaipolizei.
Und ob ich es will oder nicht hat mein Baum Haupt- und Nebenäste.
Er unterliegt auch der allgmeinen Esthetik, Goldener Schnitt, Leerräume usw., egal was ch davon halte.
Ein Baum sieht selten gut aus , wenn die Äste von unten noch oben dicker werden.
Ob der Besitzer das gut findet und er damit leben kann, ist sein Bier.
Er kann aber kaum erwarten, dass er da großartig positive Kritik erntet.
Und wenn er sich gar einer Bewertung stellt, gibt es wenig Pluspunkte.
Da hilft es auch wenig , wenn er sagt, das ist irgendwie chinesischer Stil oder naturalistisch.
Dann kommt auch meist gleich der Schluss, diese Bewertungen sind Mist, weil da nur die Regeln zählen.
Da sind wir wieder am Anfang. Es gibt diese Regeln , wie ein Bonsai auszusehen hat, nicht.
Es gibt Bewertungsregeln. Die Regeln aber nur wie die Bewertung abläuft und welche Kriterien herangezogen werden.
Hauptkriterium ist der Eindruck, den der Baum beim Bewerter hinterlässt und ganz hinten kommt irgendwo ohne entscheidenden Einfluss, ob die Schale zum Baum passt.
Eine guten Bonsai muss bei mir Eindruck hinterlassen, ob nun geleckt, halbgeleckt, naturalistisch oder chinesisch oder was die Leute sich sonst noch für Prädikate ausdenken.
Die Gefahr ist, und das erlebt man gerade im BFF bei den Naturalismusdebatten, dass man sich hinter solchen Prädikaten versteckt.
Es graust mir manchmal , wofür der Naturalismus alles herhalten muss.