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Quercus robur

Verfasst: 22.03.2008, 19:48
von Seb
Hallo,
seitdem ich mich mit dem Thema Bonsai befasse, verfolge ich die neuen Beiträge in diesem Forum mit mehr oder weniger großem Interesse (das müssten jetzt knapp drei Jahre sein). Im Rahmen meines Studiums habe ich jetzt ein Praktikum in einer Baumschule gemacht, von der ich auch diese Eiche (Foto unten) habe. Sie wurde mit 4 Jahren aufgeschult und stand seitdem ca. 10 Jahre lang auf dem Acker herum, ohne erforderliche Schnitt- und Pflegemaßnahmen. Aufgrund des daraus resultierenden Wuchses ist dieser Baum für die Baumschule fast ohne Wert und nimmt nur kostbaren Platz weg. Also konnte ich ihn ausgraben :D
Zunächst werde ich ihn ein Jahr in Ruhe lassen, was danach passiert, wird sich zeigen. Vorstellen könnte ich mir evtl. eine windgepeitschte Form oder ich schneide ihn nahazu komplett zurück und beginne neu mit dem Stamm- und Astaufbau (wäre allerdings echt schade). Vielleicht habt ihr ja ein paar Vorschläge, Anregungen oder Meinungen zu diesem Baum. Würde mich über jeden Beitrag freuen ...

Schöne Grüße,

Seb

Verfasst: 22.03.2008, 20:09
von Seb
Die windgepeitschte Form würde ich mir in etwa so vorstellen ...
(mit etwas Fantasie :lol: )

Verfasst: 22.03.2008, 23:34
von Thomas
Hallo,
Gratulation zu der Eiche.
Ich stöbere auch gern in Baumschulen, va. in den nicht so wohlgeordneten.
In den hinteren ecken habe ich da schon manchen Schatz gefunden.

Windgepeitscht ist ein Stil mit hohem gestalterischen Anspruch.
Ich kenne wenig wirklich gute Bäume diesen Stils.
Das Problem ist nicht die Gestaltung der Grundform, nur muss so ein Baum
auch laubmäßig immer spärlich aussehen, also kurz vorm Verhungern sozusagen.
Ich gebe auch zu , dass ich den Stil nicht sonderlich mag und eine
Teutsche Eiche kann ich mir schlecht in dem Stil vorstellen.

Demzufolge würde ich den Baum entsprechend der Stammdicke niediger und kompakter anlegen und
einen richten Eichenbaum, wie man ihn draußen auch finden kann draus machen.

Verfasst: 23.03.2008, 10:16
von Seb
Danke Thomas. Ja, das ist wohl die vernünftigere Entscheidung, die Nummer-Sicher-Variante. Eine wintgepeitschte Eiche ist vielleicht extravagant, entspricht jedoch normalerweise nicht der Natur der Eiche. Andererseits könnte es in der Natur sicherlich auch Eichen geben, die dem Wind trotzen ...
Werde mir den Baum noch ein Jahr anschauen und entscheide dann, welche die sinnigste Entscheidung ist. Schließlich sollte man auch nicht versuchen, einen Baum zu etwas zu zwingen, was er nie sein kann.

Ps.: Bin immer offen für weitere Vorschläge und Meinungen!

Verfasst: 23.03.2008, 23:05
von Thomas
Seb hat geschrieben:Andererseits könnte es in der Natur sicherlich auch Eichen geben, die dem Wind trotzen ...
Mit Sicherheit, die sehen auch toll aus.

Wie gesagt, die Schwierigkeit ist nicht die Grundgestaltung dahingehend, sondern den Charakter einer quasi dahinvegetierenden, vom Wind gezeichneten Eiche zu halten.

Die treibt dann in normaler Kultur nämlich überall prächtig aus nach allen Richtungen und mit vollem Laub.
Der Eindruck der geknechteten Eiche ist dann schnell dahin.
Ich meide den Stil, weil bei mir noch nie was wirklich tolles bei rausgekommen ist.

Verfasst: 24.03.2008, 13:43
von TOMTOM
Hallo
Ein Jahr noch zu warten finde ich gut.
Habe das mit meiner Rotbuche auch getan.
Schau Dir die Eiche einfach mal an wenn Sie im Laub steht.
Schneiden kann man später auch noch, wenn`s zu
voreilig geschieht, kann man`s nicht mehr rückgängig machen.
Gibt`s in der Natur windgepeitschte Eichen?
Sind wohl eher Nadelgehölze in Gebirgsregionen.

Also: Viel Geduld und Glück dabei.

MfG

Verfasst: 24.03.2008, 14:16
von Seb
Was mich am meisten an der Eiche stört, was einfach unschön ist, ist die relativ lange Stammpartie (direkt über den ersten Ästen), die sich nicht oder kaum verjüngt und für eine Eiche zu lang und zu gerade ist. Deshalb würde ich noch radikaler vorgehen, die Pflanze noch weiter unten einkürzen und aus dieser Partie einen Jin machen. Wahrscheinlich ist ein Jin die bessere Lösung als ein glatter Schnitt am Stamm, da die Schnittstelle sehr groß wäre und nie komplett überwallen würde. Den weiteren Stammverlauf würde ich mit einem Seitenast neu aufbauen. Dann hätte ich eine stärkere Verjüngung des Stammes, kurze Astabstände und einen schönen, knorrigen Eichenwuchs.
Was meint ihr dazu?
Am Bild skizziert meine ich das etwa so ...

@TomTom: Dass die Eiche erst einmal ein Jahr im Kontainer in Ruhe gelassen wird, steht für mich außer Frage. Die Überlegungen, die wir hier anstellen, werden frühestens im nächsten Jahr umgesetzt.

Verfasst: 24.03.2008, 14:58
von Thomas
Die Variante wäre mir als erste eingefallen.
Ich wollte Dich nur nicht zu sehr schocken.
Das dauert zwar länger, führt aber in der Perspektive sicher zum besseren Ergebnis.

Auf Jins würde ich beim Laubbaum verzichten, einfach saubere bearbeitetete schnitte.
Bis der Baum reif ist, sind die zugeheilt.

Verfasst: 24.03.2008, 16:06
von TOMTOM
Nochmals Hallo
Was den Jin anbelangt, muß ich Thomas Recht geben.
Jin an einem Laubbaum?
Anderseits - reine Geschmackssache.
@Seb:
Wie würdest Du den verbleibenden "Stammhumpen"
am besten kaschieren?

MfG

Verfasst: 24.03.2008, 17:25
von Seb
Zunächst einmal verstehe ich nicht ganz, warum man keinen Jin an einem Laubbaum macht, können dort nicht genauso gut wie an einem Nadelbaum Äste absterben und von Niederschlag und Sonne gebleicht werden (oder ist es wirklich nur aus geschmacklichen Gründen?)?! :?: Es ist doch ganz normal, dass auch an einer Eiche Astregionen entweder weil sie vom Baum nicht mehr gebraucht werden oder aus externen Gründen (z.B. Blitz, Sturm, ...) absterben.

@TOMTOM:Wenn du das gleiche mit "Stammhumpen" meinst wie ich, dann würde ich aus ihm entweder einen Jin machen oder ihn konkav, sauber und glatt an der Gabelung abtrennen. Den Baum würde ich dann versuchen so weiter zu gestalten, dass die Wunde möglichst auf der Rückseite liegt.

Verfasst: 24.03.2008, 17:54
von Thomas
Wenn man sich Laubbäume anschaut so haben sie auch tote Äste.
Allerdings faulen die meist und fallen ab.
Typisch für alte Laubbäume sind eher hohle Stämme als ausgebleichtes Todholz.
Ich persönlich glaube, dass eine Eiche mit gebleichten Jins nicht wirklich der Bringer ist.
Aber natürlich bleibt alles , was man macht dem individuellen Geschmack überlassen.

Verfasst: 25.03.2008, 20:13
von TOMTOM
Thomas hat geschrieben:Wenn man sich Laubbäume anschaut so haben sie auch tote Äste.
Allerdings faulen die meist und fallen ab.
Typisch für alte Laubbäume sind eher hohle Stämme als ausgebleichtes Todholz.
Ich persönlich glaube, dass eine Eiche mit gebleichten Jins nicht wirklich der Bringer ist.
Aber natürlich bleibt alles , was man macht dem individuellen Geschmack überlassen.
Dito
Letztendlich geht`s um den persönlichen Geschmack.
Der wiederum ist mir sehr wichtig.
Trotzdem versuche ich mich immer so gut es geht an der Natur
zu orientieren.
Natürliche Jin an Laubbäumen sind meines Erachtens nach
sehr selten, bzw. ist mir sowas noch nie aufgefallen.
Bei Nadelhölzern sieht`s etwas anders aus.
Falls Du einen Laubbaumjin kennst, poste doch mal ein
Bild hier rein.
Würde mich echt interessieren.

MfG