Zwei Eichen auf einer Lichtung....

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Olli Richter
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Zwei Eichen auf einer Lichtung....

Beitrag von Olli Richter »

Hallo!

Ein befreundeter Jäger mit Kenntnis meines Hobbys hat mich vor einiger Zeit auf eine Lichtung in der Nähe eines Wäldchens mit Stieleichen aufmerksam gemacht. Hier hat das Wild im Laufe der Jahre die Eichenschößlinge regelmäßig "reduziert" und auf diese Art und Weise für einige interessante Bäumchen gesorgt.

Anfangs war ich komplett begeistert und habe die Lichtung mehrere Male besucht und immer wieder neue, spannende
Bäumchen entdeckt. Die stundenlangen Begutachtungs-Sessions haben mich zwar zum ungewollten Freund der Zecken gemacht
(meine bessere Hälfte hat regelmäßig welche bei mir an den tollsten Stellen entdeckt und entsprechende Kommmetare abgegeben), aber das hat die Freude nur wenig getrübt.

Ursprünglich wollte ich mich darauf beschränken, einige ausgewählte Bäumchen etwas vorzugestalten und mich dann im nächsten beginnden Frühjahr mich mit dem Thema ausgraben zu beschäftigen. Außer einem Feldahorn hatte ich bis dahin noch keine Bäume in freier Wildbahn ausgegraben, insofern wollte ich mich erst ausreichend mit dem Thema beschäftigen, bevor ich etwas überstürze.

Allerdings habe ich bei meinen ausgiebigen Streifzügen durch die verschiedenen Bonsaiforen immer wieder von im Juni und sogar September ausgegrabenen Eichen gelesen, die die ganze Prozedur gut überlebt haben. Die immer wieder gepriesene Robustheit der Eiche und der Artikel auf bonsai4me.com - http://www.bonsai4me.com/AdvTech/ATquer ... otting.htm - haben mich überlegen lassen, doch noch Anfang Juni vor dem Johannistrieb eine oder zwei Eichen auszugraben. In diesem Artikel wird übrigens behauptet, dass der Ausgrabezeitpunkt im Juni oder September die Überlebenschancen der Eiche gegenüber dem Ausgraben im Frühjahr erhöhen würde....

Ich habe mir also zwei kleinere Eichen mit schönem WUchs und ansprechender Verzweigung ausgesucht und im Durchmasser von 40 cm mit meinem guten alten Lattenhammer einen Graben um den Baum gezogen. Da der Untergrund aus schieferhaltigen roten Lehmboden bestand, gab es keine Chance für meinen Spaten. Das Gute an dem Boden war aber, dass die Pfahlwurzel nicht so dick war (kaum daumendick) und in der Nähe des Baume schon genügend feine WUrzeln vorhanden waren. Nach gut zwei Stunden hatte ich bei beiden Bäumen einen schönen Ballen herausgearbeitet den ich mit der Grabgabel vorsichtig herausheben konnte. Rein in die Bütte mit den beiden, etwas feuchtes Moos und Heimaterde drauf und ab ging's nach Hause.

Zu Hause angekommen habe ich die beiden Bäume gleich in ein SUbstrat aus Maxit Trockenschüttung, Torf, etwas Pikiererde und eine Handvoll Hornspäne gepflanzt, wobei ich nur im Randbereich des Wurzelballens vorsichtig die Haarwurzeln gelockert und im Kern die alte Erde gelassen habe (ich wollte den Bäumen den Wechsel so sanft wie möglich machen).

Anschließend habe ich dann die Kronenbereiche weiter ausgedünnt und einige unnötige Äste entfernt, sodaß die entfernten WUrzeln ungefähr im Verhältnis zu den entfernten Laubteilen standen. Da die Bäume mehr oder weniger stark von Mehltau betroffen waren, habe ich dabei vor allem die am stärksten betroffenen Partien entfernt.

Weil ich Bedenken hatte, dass mir die Äste durch den WUrzelverlust evtl. absterben, habe ich an jedem Ast zumindest einen gesunden Trieb stehen lassen, um den Saftfluß zu erhalten. Dadurch sind die Äste zwar arg lang geblieben, aber sobald sich in den vorderen Bereichen der Äste Triebe bilden, will ich den zu langen Teil kappen.

Abschließend habe ich dann die beiden Bäume für 3 Tage bis zur Schalenoberkante in eine Bütte mit Wasser und in den Schatten gestellt.

Gestern habe ich dann die beiden aus Ihrem Schwimmbad herausgeholt, da es sowieso momentan dauernd am gewittern und regnen ist.

Dann noch einige Äste mit Spanndrähten vorsichtig nach unten gebogen, zum einen um den Baum schonend bereits etwas zu gestalten, zum anderen um ihn besser in der Schale zu fixieren. Außerdem habe ich mir noch Ceraflor Netzschwefel gegen echten Mehltau besorgt und die beiden Eichen gründlich eingesprüht.


Mich würde es natürlich interessieren, ob die Erfahrenen Eichen-Sammler unter Euch meine Vorgehensweise nachvollziehen können - oder ob ich irgend etwas falsch gemacht habe?!

Besonders würde mich die Frage interessieren, ob es günstig war, die Bäume trotz Schwächung durch Mehltaubefall und Wildfraßschaden auszugraben. Die Alternative, die Bäume vor Ort selber zu behandeln und später auszugraben kam mir erst später in den Sinn.....

Besonders der zweite Baum (der mit der schönen Krone) scheint von dem Mehltau stark betroffen zu sein und einige neue Triebe sind komplett verkümmert und schwarz .

Soll ich evtl. noch mehr Laub entfernen und wirklich nur die gesunden Blätter stehen lassen?
Macht es generell Sinn, noch weitere Äste - vor allem im Kronenbereich - zu entfernen oder stark zu verkürzen? Wie sehen die Überlebenschancen z.B. von den unteren Ästen aus, wenn ich sie auf eine entsprechende Länge für den weiteren Aufbau verkürzen würde?
Das ginge dann schon richtig Gestaltungstipps....


Olli

P.S. Die Bilder sind leider in der falschen Reihenfolge - und ich hoffe sie sprengen nicht den im Forum üblichen Rahmen.
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Eiche_mit_Doppelstamm_02.JPG (83.14 KiB) 5741 mal betrachtet
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Olli Richter
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Beitrag von Olli Richter »

Und hier noch Bilder von dem zweiten Baum in der Schale
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Hallo,
was soll ich sagen???

Überlebt er, hast Du alles richtig gemacht, geht er ein, alles falsch.
Ich gehe anders vor.

Lesen tut man gar viel, aber Eiche ist nicht gleich Eiche (Zerr-, Stiel, Traubeneiche..) Was jemand von einer Zerreiche schreibt, muss für eine Stileiche nicht gelten. Was für eine Stieleiche aus dem Flachland gilt, kann bei eienr aus dem Gebirge in die Hosen gehen.

In jedem Falle würde ich an frisch ausgegrabenen Material nicht rumgestalten. Mitunter dauert es mehrere Jahr , ehe die Pflanze sich revitalisiert hat und erst dann sollte man an Gestaltung denken. Ausgenommen davon ist natürlich ein Rückschnitt.
Olli Richter
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Beitrag von Olli Richter »

Es ist halt schwierig zu unterscheiden: Wo hört der Rückschnitt auf und wo fängt die Gestaltung an? Soll ich einen langen Ast stutzen der am Ende nur ein paar Blätter hat und hoffen, dass er noch austreibt? Oder sind die Chancen, dass der Ast im Saft bleibt besser, wenn ich ihn in seiner ganzen Länge stehen lasse?

Das Eiche nicht gleich Eiche ist, wurde übrigens auch in dem Bericht von Bonsai4me erwähnt. Die beschriebene Vorgehensweise sollte ausdrücklich nur als Tip für Querus robur gelten.

Da ich eher Anfänger bin, würde mich halt generell interessieren, wir Ihr die beiden Bäume findet und ob Ihr bei Bäumen mit mehr oder weniger starken Mehltaubefall die Finger lasst.

Gruß,

Olli
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MarionS
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Beitrag von MarionS »

Uih! Die Eiche "mit der Krone" ist ja wunderschön!

Gruß,
MarionS
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Olli Richter hat geschrieben: Oder sind die Chancen, dass der Ast im Saft bleibt besser, wenn ich ihn in seiner ganzen Länge stehen lasse?
Die Chancen stehen am besten, wenn Du ihn ganz in Ruhe läßt und noch beer, wenn Du ihn im Wald stehen läßt.
Darum geht es nicht. Es geht darum, was kann ich dem Baum zumuten, um meine Vorstellungen umzusetzen.
Da mus früher oder später Holz fallen.
Jetzt nach dem Ausgraben mit Sicherheit nicht. laß ihn ein zwei Jahre anwachsen.

quote="Olli Richter"]
ob Ihr bei Bäumen mit mehr oder weniger starken Mehltaubefall die Finger lasst.
/quote]
Alle Stieleichen haben Mehltau.
Olli Richter
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Beitrag von Olli Richter »

Ich habe die Bäume jetzt in den Halbschatten gestellt und gieße sie einfach gründlich ohne sie "absaufen" zu lassen. Alles andere dann in 1-2 Jahren - wenn sie bis dahin überlebt haben.

Was ich mit dem Rückschnitt/gestalten meinte: Es geht doch im Prinzip darum, das der Baum durch die reduzierte Wurzelmasse nicht mehr das ganze Geäst/ Laub versorgen kann und wahrscheinlich einzelne Äste absterben werden. Sinnvoll ist es daher wahrscheinlich, dass der Baum sich auf weniger Äste "konzentrieren" und seine Energien hierfür verwenden kann.

Sollte man dann nicht im Vorfeld schon mal die Äste entfernen, die später eh weg sollen? Und damit die Überlebenschancen dieser Äste erhöhen? Oder geht das dann zu sehr auf Kosten der Überlebenschancen des Baumes?

Und ist ein leichtes runterspannen der Äste schon eine Gestaltung, die die Überlebenschancen des Baumes reduziert?
Olli Richter hat geschrieben: ob Ihr bei Bäumen mit mehr oder weniger starken Mehltaubefall die Finger lasst.
/quote]
Alle Stieleichen haben Mehltau.
Kann der Mehltau sich auch so stark äußern, dass die jungen Blätter vom Blattaußenrand schwarz und trocken werden (wie auf dem Bild 06 erkennbar) - oder ist dass dann was anderes ?
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Eine menge Fragen stellst Du, aber es ist schwierig Sie definitiv zu beantworten, da ich um diese Zeit noch nie was ausgegraben habe und auch keine bereits angewachsene Eichen verschneide. Beides macht man im Frühjahr. Bei einer Eiche kann man nicht mal sagen, das sie überlebt wenn alle Blätter grün bleiben. Erst wenn sie im frühjahr wieder austreibt kann man ziemlich sicher sein.
Ich empfehle das neue Buch von Jürgen Zaar "Basic Bonsai", das wohl erste Einsteigerbuch, welches Themen wie Yamadori sammeln und pflegen behandelt, ebenso wie moderne Techniken der Todholzgestaltung und Drahten in einer Detailnähe, wie man es in der Anfängerliteratur bisher nicht findet.
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Eine menge Fragen stellst Du, aber es ist schwierig Sie definitiv zu beantworten, da ich um diese Zeit noch nie was ausgegraben habe und auch keine bereits angewachsene Eichen verschneide. Beides macht man im Frühjahr. Bei einer Eiche kann man nicht mal sagen, das sie überlebt wenn alle Blätter grün bleiben. Erst wenn sie im frühjahr wieder austreibt kann man ziemlich sicher sein.
Ich empfehle das neue Buch von Jürgen Zaar "Basic Bonsai", das wohl erste Einsteigerbuch, welches Themen wie Yamadori sammeln und pflegen behandelt, ebenso wie moderne Techniken der Todholzgestaltung und Drahten in einer Detailnähe, wie man es in der Anfängerliteratur bisher nicht findet.

http://www.bonsai-art.com/seiten/bueche ... setakt.htm
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MarionS
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Re:

Beitrag von MarionS »

Thomas hat geschrieben:Alle Stieleichen haben Mehltau.
Nein.
Zwei meiner Stieleichen haben einen Mykorrhiza-Pilz mit im Korb. Die eine hat bislang überhaupt keinen Mehltau (obwohl der hier derzeit grassiert), die andere wird mit ihrem Falschen Mehltau sehr gut alleine (ohne Spritzung) fertig.

Sorry, dass ich diesen alten Thread ausgrabe... ich bin zufällig über Google wieder darauf gestoßen und wollte jetzt, da ich mehr weiß, das nicht mehr so stehen lassen :D
2007 habe ich das geglaubt, heute mache ich andere Erfahrungen.
Gruß,
Marion
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Thomas
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Re: Zwei Eichen auf einer Lichtung....

Beitrag von Thomas »

Na dann viel Spaß mit dem falschen Mehltau!
The Cutter
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Re:

Beitrag von The Cutter »

Thomas hat geschrieben:Ich empfehle das neue Buch von Jürgen Zaar "Basic Bonsai", das wohl erste Einsteigerbuch, welches Themen wie Yamadori sammeln und pflegen behandelt, ebenso wie moderne Techniken der Todholzgestaltung und Drahten in einer Detailnähe, wie man es in der Anfängerliteratur bisher nicht findet.

http://www.bonsai-art.com/seiten/bueche ... setakt.htm
Hallo Thomas,

dein Link funktioniert nicht und bei Amazon finde ich nur "BONSAI BASICS" von COLIN LEWIS, das ist aber sicher nicht das Gleiche???

Gruß Arthur
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Jour
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Re: Zwei Eichen auf einer Lichtung....

Beitrag von Jour »

Die Bonsai-Art hat ihre Webseite überarbeitet, daher haben sich auch die ursprünglichen Links geändert.
Sieh hier: Jürgen Zaar - Basic Bonsai

Jour
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Thomas
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Re: Zwei Eichen auf einer Lichtung....

Beitrag von Thomas »

Klar, mein Beitrag war ja auch 3 Jahre alt.
Da werde ich keine Links aktualisieren!!!!
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