twotower hat geschrieben:
Thomas: deine gezeigten Beispiele sind alle den klassischen Stilen zuzuordnen, ein Doppelstamm, ein Wacholder mit viel Totholz, ein Halbkaskade, ein Literat, eine Waldpflanzung. Toll und auf jeder Ausstellung zu sehen, aber nicht das, was wir meinen. Das ist Japan, das ist nach Regeln und Stilen gestaltet. Die sind der Natur entlehnt, sind aber eben eine Nachahmung eines Idealbildes der Natur in klein.
Das aber genau ist doch das Kernprinzip von Bonsai.
Nochmal:
Die Stile hat sich keiner aus den Fingern gesogen.
Ja, die sind natürlich der Natur entlehnt und fassen zusammen in Gruppen, abstrahieren.
Was heißt im dem Zusammenhang klassisch oder gar klassisch japanisch.
Wachsen dort die Bäume anders als bei uns?
Und auch noch mal.
Das hat doch mit Regeln nichts zu tun, allenfall mit Orientierung.
Jeglicher Baum ist irgendeinem Stil zuordenbar, trotzdem bleibt er ein Unikat.
Als jemand diesen einzigartigen Tymian gefunden hat, wird er doch nicht gedacht haben:
Gleich mal im Bonsaibuch nachschlagen, welchem Stil der entspricht.
Oh, das ist ein Literat, aber Sch..., der Hauptast szeht nicht an der richtigen Stelle.
Und nach Deiner Sichtweise:
Oh Sch., dass ist ein Literat, also klassische (Japanische Stilform).
Zufällig kenne ich den Gestalter persönlich, hat übrigens Kunst studiert und ich durfte
von ihm einen Vortrag zu Esthetik von Bonsai hören.
Da ist, glaube ich, nicht einmal das Wort Stilform gefallen, dafür aber Begriffe wie Fließrichtung, optische Stabilität, Leerräume...
Das ist nicht, wie die Natur ist, das ist, wie man sich die Natur wünscht.
Sicher, denn Bonsai ist kein Abkupfern der Natur, sondern eine Abstraktion,
wenn man so will auch die Schaffung eines Idealbildes.
Es kann, so sehe ich Bonsai, nicht das Ziel sein, das absonderliche, abnormale zu suchen,
allerdings sicher auch nicht den Einheitsbaum.
Das ist wohl wahr.
Eben wie das Beispiel von Nick Lenz* oder die von mir gezeigten Bäume.
Das Gemeinsame:
Sie sind in ihrer Form einzigartig mit Wiedererkennungswert und sie sprechen den Betrachter emotional an.
Das ist für mich das entscheidende.
Er spricht mich an, gefällt mir oder nicht.
Wenn ich persönlich einen Baum betrachte, überlege ich doch nicht ,
welcher Stil- oder Spielart der zuzuordnen ist und ob der Hauptast an der richtigen Stelle
sitzt
(Einen Hauptast hat übrigens auch jeder Baum, ob man will oder nicht, bzw. ob man überhaupt weiß, dass es einen Hauptast gibt).
* Nick Lenz hat übrigens eine ganze Reihe originelle Sachen gemacht, tw. Spielereien, tw. mit ernsthafter Aussage, um die viel diskutiert wurde.
http://www.bonsai-fachforum.de/viewtopi ... t=Nck+Lenz
Zu den beiden verlinkten Beispielen:
Das sind einfach tolle Bäume, die ob man will oder nicht, den Betrachter ansprechen.
Wenn tt schreibt: Toll , super.. man weiß nicht wo man zuerst hingucken soll
und im nächsten Atemzug, " aber trotzdem Japanische Haube drauf",
dann klingt das für mich nicht mehr logisch und glaubwürdig, sondern nach Voreingenommenheit. Sorry!