Die ersten Schritte mit meinem Deshojo

[Aureum]

Hallo Zusammen,

mein Name ist Ilja und ich beschäftige mich nun seit einigen Monaten mit dem Thema Bonsai. Bisher habe ich mir nur junge Pflanzen zugelegt, um einfach die ersten Schritte zu wagen und ein Gefühl für die Pflege zu bekommen. Die bisher älteste Pflanze (6 Jahre) ist ein Japanischer Deshojo Fächerahorn.

Den Deshojo habe ich in einer Bonsai-Schule gekauft; es war einer der letzten Exemplare für diesen Preis und daher gab es nicht allzu viel Auswahl. Im Nachhinein denke ich mir, dass ich vielleicht doch hätte noch etwas warten sollen, denn die Form des Bäumchens überzeugt mich noch nicht wirklich. Naja... jetzt hab ich ihn ja schon und das nächste Mal achte ich besser drauf.

Nun zum eigentlichen Thema... In den Bildern kann man sehen, dass der Ahorn bereits stark beschnitten wurde und sich ein neuer Hauptast gebildet hat, welcher optisch nicht so ansprechend aussieht. Zudem sieht der Schnitt von hinten eher so aus, als wäre er einfach nur abgebrochen worden. Ich denke durch die raue Wunde wird der Baum lange brauchen, bis sie zuwächst.

Ich habe bereits darüber nachgedacht den Baum an selber Stelle noch einmal zu cutten und eine völlig neue Form aufzubauen. Das würde ich dann zu Beginn nächsten Jahres machen und bis dahin noch einige Triebe zur Vermehrung nutzen. Was haltet Ihr davon? Wie sollte man am besten bei so einem Baum vorgehen?

Vielen Dank im Voraus!

[Thomas]

Hallo Illja,
das ist kein gutes Material für den Einstieg, soviel vorweg.
Als Einsteiger ohne fachlichen Input von jemanden im Bekanntenkreis, der Dir die Richtung vorgeben kann,
ist das auch nicht so einfach.
Aller Anfang ist schwer und es ist erst einmal richtig, sich an das Thema heranzutasten.
Und wenn man keine gärtenrischen Erfahrungen hat, ist in der Tat wichtig ein Gefühl für die Pflege zu bekommen.
Ganz wichtig ist, rel. schnell weg von Ratschlägen aus dem Internet zu kommen und Ansprechpartner vor Ort zu suchen. Momentan ist das wegen Corona etwas schwierig , aber je nachdem , wo Du herkommst, werden fast flächendeckend wieder Ausstellungen , Workshops und andere Events stattfinden, wo man viel Wissen aufsaugen kann, indem man den Leuten dort Löcher in den Bauch fragt. Und dort ist dann meist auch gutes Materiall im Angebot.
Beginnen sollte man mit gängigen heimischen Sachen, die schon ein bischen nach Bonsai aussehen, als wenigstens 10 jähriges Material.
Deshojos z.B. sind schön anzusehen , aber das ist fast immer gepfropftes Material und Deine Wunde da, ist das Ergebnis einer schlecht gemachten und schlecht nachbehandelten Pfropfstelle.
Das bekommt man evtl. wieder zu, aber selbst wenn man das hinbekommt, kostet es viel Zeit und Arbeit.
Die muss man in der Tat nachbehandeln. Ich wurde das mit dem Drehmel glattfräsen und mit Aluklebofolie abdecken. Aber auch das sind dann schon wieder fortgeschrittene Techniken, die bischen Erfahrung in der Handhabung voraussetzen.
Hilfreich sind da sicher paar Artikel unten in den Fachbeiträgen, wie die zur Ersbehandlung von Baumarkt- oder Baumschulware. Da gibt es auch eine Checkliste für den Baumkauf.
Ansonsten muss man sich bei so jungem Material nicht sofort Gedanken um eine mögliche Gestaltung , etwa die richtige Positionierung von Ästen und Zweigen machen. Die Äste von heute sind nicht die Äste von in 5 Jahren.
Wichtig ist erst mal eine ordentliche Kultivierung (nächstes Frühjahr umtopfen in passenderes Gefäß und ordentliches Substrat, Nebai!) und dass die Wunde sich ordentlich entwickelt. Alles andere findet sich mit der Zeit.
Viel Glück!

[Aureum]

Hallo Thomas,

super, vielen Dank für eine Einschätzung und die tollen Tipps. Sobald wieder Kurse angeboten werden, möchte ich dieses Angebot auch direkt wahrnehmen.

Mit dem Deshojo gehe ich erstmal so vor, wie du es mir geraten hast und ergreife auch gleich die Gelegenheit, mich an der Abmoosung zu versuchen. Vielleicht könnte ich aus der Spitze ja einen Mehrfachstamm entstehen lassen. Ist bisher nur so eine Idee.

Vielen Dank und viele Grüße

[Thomas]

Abmoosung? Bei so jungem Material?
An dem Baum wüsste ich gar nicht, wo ich die setzen sollte. Das würde ja nur oberhalb der großen Wunde Sinn machen, aber da ist ja gar kein Holz vorhanden.
Von Abmoosung reden maist Leute, die das noch nie gemacht haben.
Für mich ist das allenfalls ein Mittel, um Material zu gewinnen , also etwa Abmoosung eines fetten Astes von einem Baum.
An Bonsaimaterial ist es für mich das allerletzte Mittel , wenn nichts mehr geht.
Wenn Du vermehren willst, dann lass ihn treiben und mache im nächsten Frühjahr Steckhölzer.