Aber jetzt

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Richard
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Aber jetzt

Beitrag von Richard »

Hallo Leute,

jetzt habe ich wohl ein neues Hobby gefunden. Nachdem ich bald 53 werde und mit Musik aufgehört habe, das Grünzeug bei mir wächst wie Unkraut, und die Minibäume mich faszinieren, habe ich beschlossen es mal mit Bonsai zu versuchen. Bisher habe ich mich da nicht rangewagt – aber jetzt.

Mit Zimmerpflanzen kann ich ganz gut und habe manche (Drachenbaum und Efeutute) schon in der dritten oder vierten Generation. Meistens ziehe ich sie dann aus Stecklingen wieder groß. Und meine Kentia hat auch schon fast einen halben Meter zugelegt.

Vor 2 Jahren habe ich in der Biosphäre in Potsdam, Samen einer Tamarinde gefunden und eingepflanzt – sind auch alle vier gekommen und 10-15 cm groß geworden – aber meine Arbeitskollegen haben meine „Babys“ im Urlaub letztes Jahr nicht überlebt, weil keiner sie gegossen hat und 10 Tage ohne Wasser in der Sonne – das mochten sie nicht.

Bei Ebay habe ich vor kurzem wieder Samen einer Tamarinde entdeckt – mit gefallen die Filigranen Blättchen einfach - und nachdem mir der jap. Schneeball, den ich gesehen habe, auch gefallen hat, habe ich die auch gleich bestellt. Die Tamarinde ist schon wieder am kommen und der Schneeball kommt zum stratifizieren bald in den Kühlschrank.

Weil ich unbedingt einen fertigen Bonsai zum pflegen haben wollte, habe ich einen 12-jährigen Pfeffi recht günstig ersteigert und vor kurzem in einer Bonsaibaumschule, drei 5-jährige Sämlinge (Bergulme, Feuerahorn und jap. Lärche) bestellt.

Ich weis, manchem Bonsaianer wird es jetzt seine Bonsaiseele umdrehen, aber ich möchte die 3 Sämlinge im Blumenkasten ziehen und auch bleiben lassen – so wie meine Koniferen, die ich teilweise seit 10 Jahren auf dem Balkon pflege. Ich habe nur einen kleinen Balkon (1x3m) und kaum Platz – in der Wohnung steht an jedem freien Platz bereits ein Topf - und die Bonsais im Blumenkasten stelle ich mir einfach auch schön vor, mit dem Farbenspiel während des Jahres und den filigranen Blättchen/Nadeln.

Alle drei Arten sind relativ frostresistent und „schlafen“ im Moment bei 3-5 Grad, in ihrem Blumenkasten auf meinem Speicher. Wenn es keinen strengen Frost mehr gibt, dann kommen sie auf den Balkon. Mit dem „blühenden Unkraut“, wie Geranien z.B. kann ich einfach nix anfangen, bei mir grünt es immer und außerdem hab ich keine Lust jeden Tag zu gießen. Im Sommer bekommen meine Koniferen 1x die Woche Wasser und für die Bonsais wird es auch nicht viel mehr geben. In der freien Natur werden sie auch nicht verhätschelt und müssen damit leben was sie vom Himmel kriegen.

Hier im Forum bin ich seit Wochen am Lesen und habe auch das BLV-Handbuch für Bonsais jetzt in den Fingern. Mittlerweile habe ich mich auch getraut meine Zimmerpflanzen etwas zu stutzen und meine Efeutute um die Hälfte gekürzt, damit sie buschiger wächst und auch meinem Gummibaum den längsten Trieb gekappt.

Für Tipps, wie ich meine Koniferen „Bonsailike“ gestalten kann, wäre ich Euch sehr dankbar. Zwei Fragen hätte ich schon mal – wie stutze ich die Zypresse und die Tanne – einfach die obersten Triebe kappen? Zunächst werde ich wohl mal bei dem Wacholder und der Zypresse die kleinen Äste und alles tote Holz entfernen und den Stamm etwas freilegen und bei der Tanne auch die kleinen Äste? Bis ich in Rente gehe und danach, werde ich wohl genug zum schnippeln haben, wenn alles gut gedeiht. ;-)


Richard
wildsau
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Beitrag von wildsau »

Wenn Du keine Lust hast jeden Tag zu Giessen wirst wahrscheinlich nicht lange Freude dran haben.

Das ''In der Natur werden Sie auch nicht verhaetschelt und muessen mit dem Leben was Sie vom Himmel kriegen'' ist so ziemlich das beste was Ich jemals gelesen habe.

In der Natur haben Baeume Wurzeln dei metertief in die Erde gehen um Wasser zu ziehen in der Schale nur ein paar cm.

Und in der Natur wachsen die Baue da wo sie geeignete Lebensbedingungen finden und nicht in einer 3cm tiefen Schale auf nem staubtrockenen Balkon.

Bei Bonsai bist Du die Natur und das beinhaltet auch das die Pflanzen jeden Tag kontroliert und ggf.versorgt werden.
Richard
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Beitrag von Richard »

wildsau hat geschrieben:Das ''In der Natur werden Sie auch nicht verhaetschelt und muessen mit dem Leben was Sie vom Himmel kriegen'' ist so ziemlich das beste was Ich jemals gelesen habe.
:roll:

Mach Dir mal keine Sorgen. Meine Koniferen leben seit 10-12 Jahren in ihren Blumenkästen und denen gehts gut. Die bekommen alles - Sonne, Wind, Regen, Schnee usw. und wenn sie keinen Regen abbekommen, dann helfe ich etwas nach.

Ich war drei Jahre auf Dienstreise und nur am WE Zuhause, da mussten die Koniferen und alle Zimmerpflanzen mit 1x Wassergabe die Woche auskommen, manchmal sogar 2 Wochen lang.

Wer lesen kann ist anderen gegenüber klar im Vorteil. Ich habe geschrieben, dass ich die Bäumchen in Blumenkästen ziehen will. Da ist mehr Platz für Wurzeln und Wasser als in 3cm tiefen Schalen. Der Pfeffi bekommt genug Wasser und der Rest auch.

So wie es in den "Bonsaiwald" schallt, so hallt es wieder zurück - also Vorsicht. Ich kann auch mit den gleichen Waffen zurückschlagen. :!:
wildsau
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Beitrag von wildsau »

Na mit 1x die Woche Guiessen wirstwahrscheinlich im Sommer trotzdem nich auskommen.

Im Blumenkasten haelt sich die Feuchtigkeit natuerlich laenger als in der Schale.

So ein Format wie der Pfeffer brauch im Sommer teilweise 2x am Tag Wasser.

Na ja bis auf die Zypresse sieht ja alles ganz Fit aus.

Du hast geschrieben das einige deiner Pflanzen auf dem Speicher stehen.

Winterharte Pflanzen kannste am besten einfach draussen lassen

Vorallem Immergruene haben auch im Winter volles Licht noetig

Draussen gehen im Winter auch die ganzen Schaedlinge kaputt u.s.w.

Alles was drinnen steht hat meisst mehr probleme mit Blattlaeusen und Schimmel und so.
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Hallo Richard,
manchen trifft der Bonsaivirus spät , aber nicht minder heftig.
Die Bonsaiseele dreht sich bei mir bei Deinen schilderungen nicht um, denn so habe ich auch angefangen.

Das war nur paar Jährchen eher.
Einige dieser Bäumchen aus Sämlingen haben sich entwickelt und ich werde es evtl. erleben (bin 46) , dass aus dem einem oder anderen ein Solität wird.
Ich persönlich ziehe nix mehr aus Samen.
Die Männer in unserer Familie werden durchschnittlich 80 und sind mit 75 dement. Da bleibt also in Bonsaidimensionen gesehen nur noch rel. wenig Zeit.


Was ich sagen will:
Was Du tust ist absolut richtig, also Erfahrungen sammeln mit versch. Pflanzenarten, mit versch. Kultivierungsmethoden, daneben möglichst viel an Hontergrundwissen aufsaugen.

Ich nenne das mal die Schnupperphase.
Wenn die dann durch ist, sollte es darum gehen, gezielt Projekte anzugehen, die auf absehbare Zeit zu tollen Ergebnissen führen können.
D.H. für die Materialauswahl, dass man nach reiferen Ausgangsmaterial schauen sollte (Yamadori, Baumschule, Importe).

Auf meiner Seite gibts dazu Anregungen und Einsteigertipps.
In der Galerie gibts paar Bäume , zu fast jedem Baum gibts eine Chronik, wo man sehen kann was man so aus diversem Material machen kann und wie lange es dauert.


http://home.arcor.de/pallmers.home/Bonsai/Bonsai.htm
Richard
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Erklärungen

Beitrag von Richard »

Jetzt muss ich doch noch etwas erklären, damit auch die "wildsau" hier im Forum mich versteht. :wink:

Meine Koniferen stehen das ganze Jahr über auf dem Balkon - Sommer wie Winter - und bekommen die ganze Witterungspalette ab. Als ich dienstlich unterwegs war hatte ich nur die Möglichkeit 1-2x die Woche zu Wässern. Was ich damit sagen wollte: Die Koniferen und andere Outdoorpflanzen halten das schon aus, wenn sie mal 3-4 Tage im Blumenkasten ohne Wasser sind.

Ich habe 3 Blumenkästen mit verschiedenen Koniferen, alle Richtung Süden stehend. In heißen Sommern, kippte ich Sonntagabend in jeden Blumenkasten 5 Liter und setzte sie vollkommen unter Wasser. Das reichte bis Freitag als ich wieder nach Hause kam. Meist war die Erde dann noch leicht fecht, teilweise aber auch schon trocken. Ist zwar ne ungewöhnliche Methode, aber mir blieb nix anderes übrig. Die Koniferen haben alle so die 3 Jahre überlebt. Im Frühjahr und Herbst gab es entsprechend weniger Wasser und im Winter nur alle 1-2 Wochen ne Kaffeetasse voll. Zeitweise waren sie auch total zugeschneit und bekamen dann gar nix. Also immer den jeweiligen Bedürfnissen angepaßt. Die Zeit meiner längeren Dienstreisen ist vorbei und ich kann mich jetzt wieder intensiver um meine Pflanzen kümmern.

Der Pfeffi habe ich jetzt seit 4 Wochen. Die erste Woche war er im Wohnzimmer wo es einfach zu warm war und hat ein paar Blätter verloren. Im Moment steht er bei 10-12 Grad im unbeheizten Treppenhaus an einem Nordfenster und bekommt alle 2-3 Tage Wasser - treibt aber trotzdem ein bisschen. Klar - im Frühjahr bis Herbst kommt der auch auf den Balkon an einen schattigen Platz und dann ggf. jeden Tag Wasser, falls er vom Regen keine Dusche abbekommt. Das mit 1x die Woche gießen, war auch nur auf die Koniferen bezogen und ggf. auf meine "Neulinge", die auf dem Speicher stehen.

Die Pflanzen, die z.Zt. bei 3-5 Grad auf meinem Speicher nahe dem Fenster stehen, sind die drei 5-jährigen Sämlinge (Bergulme, Feuerahorn und jap. Lärche). Im Moment habe ich noch bedenken die jungen Dinger dem harten Frost auszusetzen, aber mein Ziel ist schon, wenn der strenge Frost in ein paar Tagen vorbei ist sie auf den Balkon an ihren vorgesehenen Platz zu stellen und wenn sie älter sind, wie die Koniferen ganzjährig draussen zu lassen. Deswegen habe ich mir auch relativ frostresistende Arten rausgesucht. Das ganze ist auch nur ein Versuch, mal was anderes zu kultivieren als nur Koniferen.

Vermutlich werde ich sie erstmal einwachsen lassen damit sie sich akklimatisieren - und je nachdem wie sie sich entwickeln, ev. mal die Triebe einkürzen oder einen Blattschnitt vornehmen. Ich freue mich schon, wenn da die ersten Blättchen kommen, bzw. sie dann in vollem Laub stehen. Dann stelle ich mal von meinem "Balkonmischwald" ein Foto rein.

Sehr beruhigend Thomas, dass es noch andere "Bonsaianer" gibt, die auch mit Blumenkasten Bonsais angefangen haben. Aber heißen die dann noch Bonsai oder Bon???

Du hast Recht, es ist ne Schnupper- und Probierphase und Geduld habe ich schon. Und wenn nur zwei oder drei von den Samen was werden, dann spring ich vor Freude an die Decke, aber das hindert mich ja nicht mich auch nach anderen Pflanzen umzusehen.

Ich habe mir Deine Homepage schon angesehen und die 3 Sämlinge sind auch bewußt so gewählt worden - von einer Bonsaibaumschule. Bei Ebay gibts ähnliche in dem Alter und Form - aber wesentlich teurer. Vor kurzen hat jemand einen 4-jährigen Feuerahorn ersteigert und 36 Euronen dafür bezahlt. :roll: Und selbst die Angebote anderer Anbieter waren teuer als das was ich für meine bezahlt habe.

In meiner Nähe (3 km) ist eine Baumschule, da werde ich mal vorbeischauen. Vielleicht finde ich ja ein schönes Exemplar, falls es mit meiner Kiefer nix mehr wird. Ich habe einfach versäumt die Kerzen zu kappen, oder zurückzuschneiden, habe mich aber auch nicht schlau gemacht und getraut. Deswegen hat sie unten auch fast alle Nadeln verloren, was zu dem jetzigen Aussehen führte und dazu, dass ich sie jetzt zurückgestutzt habe.

Mal sehen wie mein erstes Bonsaijahr verläuft.

Richard
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Ich sehe gerade, Du bist aus Tutzing.
Da ist Egling ja gleich um die Ecke.
Da wohnt Walter Pall.
Ruf den im Frühjahr mal an und besichtige seinen Garten!
Da bekommst Du mehr Input als jedes Forum und jedes Lehrbuch bieten können.

[url]http://walter-pall.de/00gallery/index.html/url]
The Cutter
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Beitrag von The Cutter »

Hallo Richard,

zu deiner Frage
Was ist das - vermutlich ne Tannenart - wächst schon seit 3 Jahren im Blumenkasten
Für mich sieht es aus wie eine Zuckerhutfichte.
Der botanische Name ist: Picea glauca ("Conica"???)

Gruß Arthur
Richard
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Stimmt is ne Zuckerhutfichte

Beitrag von Richard »

Hallo,

stimmt is ne Zuckerhutfichte. Ich hatte danach gesucht aber nix gefunden.

Hat jemand Tips für mich wie die gestalten könnte? Vielleicht erstmal den Stamm im unteren Drittel freilegen, die dünnen Äste rausschneiden und die restlichen Äste etwas nach unten spannen? Jetzt werd ich mutiger mit zuschneiden. :wink:

In einem anderen Forum habe ich jetzt über Google folgendes gefunden (ist leider von der "Konkurrenz"):
Link entfernt
Wäre doch ne Möglichkeit - oder nicht?

Die Zypresse sieht auf dem Bild schlimmer aus als es ist. Auch der Wacholder hat braune Nadeln. Ich habe Gestern etwas Bittersalz gestreut - ich vermute dass die Koniferen alle unter Magnesiummangel leiden. Darum habe ich mich früher leider nie gekümmert - aber jetzt.

@ Thomas - bei Walter Pall werde ich auf jeden Fall mal anrufen. Vielleicht hat der ja einen Tag der offenen Tür. Die Bonsias auf seiner Homepage sind ja "gigantisch".

Gruß Richard
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Thomas
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Re: Stimmt is ne Zuckerhutfichte

Beitrag von Thomas »

Richard hat geschrieben:In einem anderen Forum habe ich jetzt über Google folgendes gefunden (ist leider von der "Konkurrenz"):
Link entfernt
Wäre doch ne Möglichkeit - oder nicht?
Ja wäre es, nur mir sieht das zu sehr nach Weihnachtsbaum aus.

Auf meiner HP findest Du auch eine Mini-Fichte incl. Chronik

http://home.arcor.de/pallmers.home/Bons ... page91.htm
Hier ein aktuelles Bild:
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